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Starhemberg) Paul Jacob (II.) 189 Starhemberg, Paul Jacob (II.)
an Lebensmitteln und Munition, bis er sie,
von den ungestümen Bitten der Besaßung
bestürmt, übergab. Im Jahre 1689 wohnte
er der Belagerung von Mainz bei. Bei dem
im October auf diese Festung unternomme«
nen Sturme erhielt er so schwere Wunden,
daß er denselben auch erlag. Graf Mari»
mi l ian Laurenz war mit Dorothea von
Scherffenöerg vermalt, welche ihren Gatten
um 24 Jahre überlebte und als Witwe am
23. Juli 1713, ohne ihrem Gatten Kinder
geschenkt zu haben, starb. — 57. Qttokar
Franz Jacob Graf (geb. zu Linz <2. August
168l, gest. l3. Juli l733). von der Hein-
rich'schen Hauptlinie, ein Sohn Gunda<
kars (XVI.) und Mar ia Annas von
Rappach. Betrat die militärische Lauf«
bahn. war bereits mit 27 Jahren, 1709,
Oberst und Regim?ntscommanoant. wurde
1716 InHauer des Infanterie»Regiments
Nr. 39, im folgenden Jahre General-Major,
1723 Feldmarschall.Lieutenant, l?30 Feld»
zeugmeister, commandirender General und
Commandant von Prag und 1731 wirklicher
geheimer Rath. Schon in den Jahren 17 l6
und l7!7 zeichnete er sich im Türkenkriege
rühmlichst aus. 17 l 8 kam er mit dem Re«
gimente nach Neapel, focht bei Francavilla
(20. Juni l?l9), bei der Belagerung der
Citadelle in Messina, wo er am 8. October
beim Sturme auf das Naoelin verwundet
wurde, doch verwundet weiterstürmte. Im
Jahre 1720 wurde er Gouverneur des Schlos»
seS zu Palermo. Für seine im sicilianischen
Kriege bewiesene Tapferkeit erhielt Graf
Ottokar Franz Jacob von Papst B e>
neoict XI I I . eine IahreSpension von
2000 Tcudi. Im Jahre 1730 erhielt er an
Stelle deS Infanterie.Regimentes Nr. 39,
welcheS er seit 1716 inne gehabt, das
Infanterie-Regiment O'Giluy. welches spä«
tcr rcducirt worden. Der Graf starb im
schönsten Mannesalter von erst 52 Jahren,
aus seiner (am 13. Februar l726 geschlosse.
nen) Ehe mit Varia Christine Fürstin Craut«
sau (gest. 8, April 1742) eine Tochter. Ma-
ria Theresia Esther, hinterlassend, welche
sich im Iadle 1747 mit ihrem Vetter Georg
A d a m. erstem Fürsten von Starhembers,,
vermalte. — 38. Pau l Jacob (II.) (geb.
i t . December 136(1, gest. 26. December
1635), der Stifter des nach ihm benannten
Zweiges der Rüoiaer'schen Hauptlinie, der
älteste Sohn Rüdigers (IX.) aus dessen
erster Ühe mit Helene Zäckl Freiin von Fr iedau. Pau l Jacob war zuelst Käm'
merer des Kaisers Math ias, wurde dann
geheimer Rath und General'Commissär in
Ungarn. Im Jahre 1622 begleitete er Kai-
ser Ferdinand I I . auf den Reichstag nach
Negensburg. Pau l Jacob war ein eifri.
ger Lutheraner und in Sachen seiner Reli-
gionsglnossen in jenen denselben nichts we»
niger als günstigen Zeiten ungemein thätig.
Die evangelischen Stände schickten ihn im
Jahre 1613 nach Vreßburg an den Kaiser
Math ias , der sich daselbst des ungarischen
Landtages we«en aufhielt. S. tru-g nun in
einer Audienz am 27. März die Beschwerden
der Stände vor und bat um Abhilfe. Auch
an dem denkwürdigen 5. Juni 1619 war
Pau l Jacob Sprecher in der Angelegenheit
der Protestanten. Der Vorgang ist folgender:
Nach dem am 20. März 1619 erfolgten Tode
des Kaisers Math ias wollte Ferdi<
nand I I . sich in Niederösterreich huldigen
lassen. Die Stände aber wollten von einer
Huldigung nichts wissen, so lange nicht
ihren Beschwerden abgeholfen würde. Die
Lage Ferdinands war eine mißliche, denn
von Böhmen rückte Graf Th u rn mit sei»
nem Heere immer näher gegen Wien. Ob
Graf Buquo i im Stande sein werde, den
Kaiser zu befreien, war ungewiß und auch
oi: von dem spanischen Hofe zugesicherte
Hilfe ließ auf sich warten. Am 3. und 6. Juni
hatte Thurn bereits einiger Vorstädte Wiens
sich bemächtigt. Die Protestanten wollten
diese Situation für ihre Zwecke benutzen.
Sie setzten die Katholiken in Kenntniß, daß
sie fortan eine eigene Cassa führen und ein
eigenes Regiment zur Besorgung ihrer Ange»
legenheiten errichten werden. Uni zehn Uhr
begaben sie sich in die Burg, um Fcrdi«
nand von diesen Beschlüssen in Kenntniß zu
setzen. Pau l Jacob S> ward zum Spre«
cher gewählt. Die Unterredung nahm bald
eine leidenschaftliche Wendung; insbesondere
ein Mitglied der Deputirten. Andreas Thon»
radl, überschritt die Schranken der der Ma«
jestät gebührenden Ehrfurcht. Die Lage des
Kaisers ward immer peinlicher. Da vernahm
man mit einem Wale den Hufschlag einer
herannahenden Neiterschaar. Hauutmann
Gilbert von St. Hi la i re war mit 400 Kü<
rassieren aus Krems herangeeilt und hatte
auf dem Burghofe sich aufgestellt. Die Depu<
tation suchte nun das Weite. Paul Ia<
cob war zweimal vermalt. In erster Ehe,
1584, mit 3usann<l von Vappach, welche ihm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon