Seite - 272 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37
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gen. war kein glückliches; der Abstand des
Alters und die so verschiedenartige Gestn
nung der beiden Gatten trugen das Ihrige
bei. ihm diese Verbindung mehr und mehr
zu verleiden und unerträglich zu machen. Da
Staudinger überdieß eine hübsche Per»
sönlichkeit war. fand er weit mehr Gefallen,
als seinem zänkischen, zur Eifersucht geneig,
ten Weibe zulässig schien. Eheliche Zwiste
blieben nicht aus und gediehen so weil, daß
eines Tages das wüthende Weib Stau«
dinger's Gesicht mit den Fingernägeln zer-
kratzte. An d»-r Megäre Rache zu nehmen,
schien ihm als eines Mannes und nun a.ar
ihres Mannes unwürdig. Scham und Ehr»
gefühl über solchen Schimpf trieben ihn
aber aus dem Hause; er ging nach Wels.
um sich bei einem dort aarnifonirend«'« In«
fllnterie-Regimrnte einreihen zu lassen. Ein
Jahr hatte dicse Ehe gedauert Staudin«
ger diente als Soldat zu drei verschiedenen
Malen; das erste Mal vierzehn, das
zweite Mal zwölf und das dritte Mal elf.
zusammen 3? Iühre. Er hatte bereits im
bayenschrn Erbfolgekriege l7?8 gedient, zu
welcher Zeit er 27 Jahre zählte; dann in
den nachfolgenden Türkentciegen l?88 bis
i?9li und in den späteren französischen Re
volutionstriegen bis zu Ende, des Feldzuges
1806. Mehrere Male verwundet, waren
Kopfdiebe vorher» sckend, und eine gewaltige
Narbe an oer Slirne war das weit sicht<
bare Ohrenmal dieses Greises. Nach Erlan-
gung seines Abschiedes verdiente sich Stau»
ding er. genannt „Soldaten»Peter", als
Taglöhner, trctz seiner Schußwunden im rech»
ten Arme und am rechten Fuße, sein karges
Brod im Pfarrbezirke Neukirchen. Vermöge
seines kräftigen Körperbaues und seines
Fleißes waren eS oie schwersten Arbeiten,
denen sich der brave Mann unterzog. Am
Steinbruche, bei Canalarbeiten und AuSgra«
bung großer Baumstücke floß der Schweiß
des arbeitsam tdätigen ManneS. der rS vor»
zog, lieber unterzugehen, als zu betteln!
Bis zu seinem beinahe hundertsten Jahre
aibeitete er mit ungebrochenem Fleiße; und
als nun scine Kräfte sichtlich sanken, hatten
der k. k. Salinenförster Mühl t,-acher und
dessen Gattin sich des armen Peter ange<
nommen und ihn folgsamst gepflegt. Später
wurden Geldsammlungen zu Gunsten des
alten VeteranS veranstaltet und diese Summen
ihm eingehändigt, auf welche Alt es mög,
lich wurde, dem alten Soldaten so lange
) Peter 272 Staufe-Simiginowic)
das Leben zu fristen. Staudinger hatte
ein munteres, fröhliches Gemüth und besaß
einen an Verwegenheit grenzenden Muth.
Seine ausgeführten Mutdesprobrn lebcn in
dem Munde de6 dortigen Landvolkes fort;
er hatte unter vier Monarchrn. unter der
Kaiserin Mar ia Theresia, dem Kaiser
Joseph I I . , Leopold I I . und Kaiser
F r a n z gedient; persönlich die Helden
Lacy. Loudo" . Hadik. Wurmser.
Cler fayt . Beaul l ru. Kray u. A., unter
denen er gefochten, gekannt. 'Alles, was mit
ihm und lange nach ihm geboren, ist längst zu
Grabe gegangen, er hatte ganze Geschlechter
erstehen und enden gesehen, als er in dem
höchst seltenen hohen Alter von l07 Lebens»
jähren die müden Augen für immer schloß.
lOeste rreichi scher M i l i tär>Kal en der,
herauSg. von Hirtenfeld und Meyn ert,
(Wien. kl. 8") x . Jahrgang (l83U). S. 125
bis »27. —Der österreichische Reichs»
böte. 1878. S. l2: „Ein österreichischer
Veteian". Von Andreas Graf von Thür»
h e i m. — Innsbrucker Tagbla t t (8",)
1837. Nr. 14«).
Staufc-Simiginowicz, Adolph 3ud-
wig (Schriftstel ler, geb. zu Su>
czawa in der Bukowina am 28. Mai
1832). Vaterlicher SeitS russinischer,
mütterlicher SeitS deutscher Abkunft, ge-
noß er eine ausschließlich deutsche Erzie»
hung und Bildung. Die Vorbereitungs-
studien beendete er in Czernowih und
während eines vierjährigen Aufenthaltes
in Wien. Als die Bewegung dea Jahres
1848 ausbrach und sich von Wien auS
der fernen Provinzialstadt Czernowitz
mittheilte, nahm auch S. in poetischer
Weise Theil daran, da er damals sein
erstes Gedicht, welches die Malztage
feierte, schon am 13. März und unter
dem angenommenen Namen A d o l p h
S a n d drucken ließ. AlS er in der
Folge nach Wien kam, trat er als
junger Schriftsteller, der sich um För-
derer seines Talentes umsah, mit I . G.
Seidl , I . N. Vog l . Friedrich Halm,
Theodor Vernaleken, Friedrich S i«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon