Seite - 317 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37
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Sieger, Franz 317 Sieger, Franz
als Arno ld in Rossini's „Tell" mit
glänzendem Erfolge. Den Verlornen
Sohn in Aüber's gleichnamiger Oper,
eine der schwersten Gesangspartien, von
welcher Sänger Ander das Geständniß
machte, er finge lieber an zwei aufein»
ander folgenden Abenden den Prophe»
ten oder den Raoul in den „Huge»
notten", als nur einmal den „Verlornen
Sohn", sang Steger mit Leichtigkeit,
ohne die mindeste Anstrengung zu em«
pfinden. Weitere Triumphe seiner Kunst
feierte er in den Opern „Lucretia Bor«
gia", „Lucia", „Hernani", „Belisar".
„Cortez", „Leonore". die „Jüdin",
in welch letzterer namentlich sein Ele-
azar eine Leistung war, in der er
von niemand übertroffen wurde. Als
es sich nach Beendigung des dreijährigen
Engagements um Erneuerung des Con»
tractes handelte, kam es zwischen San»
ger und Direction zu Differenzen, die
mit Steger's Nichtengagement endig-
ten. Steg er hatte nämlich die enorme
Gage jährlicher 12.000 fi.. dann drei»
monatlichen Urlaub und Pensionsfähig-
keit verlangt. Schon früher aber hatte
er Mißhelligkeiten mit der Direction, als
er während des Gastspiels der berühm»
ten Maria Tag l ion i in der Oper
„Robert der Teufel" als Robert
in der Balletscene mit agiren sollte und
sich seiner Aufgabe in so unverständig
geschmackloser Weise entledigte, daß er
die Tänzerin, die Collegen, den Director
und zuletzt dass Publicum gegen sich
hatte. Nachdem sein Vertrag mit der
Hofopernbühne gelöst war, nahm S.
kein festes Engagement mehr an und
zog gewinnreiche Gastspiele vor, die er
durch eine Reihe von Jahren an ver-
schiedenen Bühnen gab; so wiederholt
in Bukarest, im National »Theater in
Pesth, Prag. auch wieder in Wien, dann in Stuttgart. Frankfurt. Leipzig, Harn-
bürg und selbst auf kleineren Bühnen,
wie Agram, Lemberg. Hermannstadt,
Temesvär u. s. w. Im Jahre 1869
ging die Nachricht, der Sänger hätte
sich von der Bühne gänzlich zurückge-
zogen, doch wurde dieselbe in einem
Pesther Blatte widerrufen und dabei
gemeldet, daß Steger am 17. October
g. I . mit Frau und Toä'ter in Bor-
deaux sich eingeschifft und nach Lissabon
gereist sei, um doit ein Gastspiel zu
beginnen, für welches ihm während der
Stagione vom 1. November 1869 bis
Ende März 1870. 42.000 fi. in Gold
ausbezahlt wurden. (! ?) Ueber Steger's
Gesangskunst stimmen die Meinungen
der deutschen Facrckritik überein. Wäh»
rend die Czartoryski'schen „Recen«
sionen", ein in der Musikwelt ihrer Un«
Parteilichkeit und kritischen Strenge wegen
in hohem Ansehen gestandenes Blatt,
in Anbeginn seine fortschreitende künstle»
rische Ausbildung nicht genug zu rüh»
men wissen, können sie zuletzt doch nicht
umhin, mit starkem Vorbehalt von sei-
nen Leistungen zu sprechen, und zuletzt
(1861) den Wunsch laut werden zu las-
sen, er möchte Wien mit seinen Gast»
spielen verschonen, denn was er vor«
trage, sei doch mehr ein Krähen und
Krächzen und kein Singen, und was
das Spiel betrifft, mehr ein Grimassi«
ren als Charakterisiren. Nicht minder
scharf gehen ihm Ed. HanSlick und
Schelle zu Leibe, indem Ersterer die
stereotype Seelenlosigkeit seines Spiels
arf charakterisirt. Letzterer aber ge»
gen sein auch im Gesänge widerliches
Deutsch, wenn er z. B. als Arno ld in
„Tell" sang: Uehr krühnee Mahn-
hat ten, ihr Perke, oder in der
„Stummen von Portici": Dich schüzt
das Kastreecht mehr als dein
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon