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Stegmayer) Ferdinand 321 Stegmayer. Ferdinand
brachte als solcher die Mendelssoh n'-
sche Musik -zu „Antigone" und „Oedi»
pos" zur Aufführung. Nebenbei ertheilte
er Gesangslectionen, wirkte von 1833
an am Conservatorium der Gesellschaft
der Musikfreunde des österreichischen Kai»
serstaates und zwar 1833 und 1834 als
Lehrer des dramatischen Gesanges und
Männergesanges, und von 1833—1837
desChorgesang.es; auch schlug er der
damaligen Direction die Gründung eines
Vereines für gemischten Chor vor. Im
Jahre 1833 dirigirte Stegmayer im
Musikvereinssaale die Aufführung von
I . H a ge r's Oratorium „Johannes der
Taufer" und leitete zu jener Zeit bei
den Gesellschafts. Concerten die Chöre.
Da sein der Gesellschaft in Antrag ge>
brachter Vorschlag zur Gründung eines
Vereins für gemischten Chorgesang zu
lange in Erwägung gezogen wurde, gab
er seine Stellung bei derselben auf, in
welcher Herb eck »ein Nachfolger wurde,
und gründete mit Dr. August Schmidt
vereint die Singakademie. Im Jan-
ncr 1838 hatte Stegmayer den Dr.
S c h m i d t aufgesucht und ihm seine
Idee, wobei ihm als Muster die Berliner
Singakademie vorschwebte, mitgetheilt.
Schmid t's Vertrautheit mit dem Wie«
ner Vereinswesen und Geschick, bei Bil«
düng eines Vereines alle sich ihm ent»
gegcnstellenden Hindernisse zu bekam»
vfen, hatten Stegmayer veranlaßt,
Schmidt's Mitwirkung bei Realisirung
seiner Idee sich zu sichern. I n der That
war die Errichtung eines Vereines für
gemischten Chorgesang langst in Wien
ein fühlbares Bedürfniß geworden, denn
während andere Städte sogar zwei
Singvereine ausweisen konnten, besaß
Wien biS dahin auch nicht einen. Die
Singakademie trat nun, von Steg«
mayer und Dr. August Schmidt be<
v. Würz dach. bioar.L-nkun. XXXVII. ^ gründet, unter Mitwirkung Egger's,
Esser's. Lewy's, Riehl's. Schlä«
ger's u. A. ins Leben; bald aber e»
wuchs ihr in dem kurze Zeit darnach
von Herbeck gegründeten S i n g -
ve re in ein mächtiger Nebenbuhler, der
sogar den Fortbestand der Singakademie
in Frage stellte, als nämlich die Gesell»
schaft der Musikfreunde derselben die wei»
tere Benützung ihreS Saales gegen Be«
zahlung verweigerte. Da überließ über
S ch m i d t's Ansuchen das Finanz»
Ministerium der Singakademie den gro«
ßen Saal des früheren kaiserlichen Zeug«
Hauses unentgeltlich, und nun ging die
Singakademie mit verdoppeltem Eifer an
die Lösung ihrer Aufgabe. Schon am
28. November 1838 konnte sie ihr erstes
Concert im großen Redontensaale ver«
anstalten, welches durch die Wahl der
Tonstücke, sämmtlich Werke alter Mei.
ster. wie durch den Sckwung und die
Vollendung in der Aufführung, Auf-
sehen im Publicum erregte und ihr so-
fort dic ungetheilte Theilnahme desselben
eroberte. Die „Recensionen" bemerken
anläßlich der Singakademie, daß, ohne
in die mancherlei Phasen des Erfolges
und MißcreditS, welche die Singaka-
demie durchgemacht, näher einzugehen,
S t e g m a y e r durch die Gründung
derselben, durch Belebung und Förde«
rung echten Kunstsinns, durch Uebung
und Aufführung der gediegensten Ton»
werke älterer und neuerer Meister, sich
um das Wiener Musikleben ein g e»
schichtliches Verdienst erworben
hat. S. allein hat die erste Aufführung
der B a ch'schen
„Matthäus.Passion" er-
möglicht und Werke, wie H i l I e r's
„Saulus". S c h u m a n n's „Der Rose
Pilgerfahrt" eingeführt. Später hat die
Unregelmäßigkeit seines Wirkens, wel-
cheS zwischen begeistertem Aufschwung
,edr. 2. Sept. 18?8.) 21
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon