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Stegmayer^ Ferdinand 323 -) Ferdinand
höherer Aufgaben vorbereitet wurde. Un>
steten SinneS, verlaßlich nur im Puncte
ehrenhafter Nneigennühigkeit und künst-
lerischer Begeisterung. wanderte er
rath« und hilftos, doch fast immer wohl>
gemuth von Ort zu Ort. von Stadt zu
Stadt, von Amt zu Amt. Doch ermü
dete er die Freundschaft bald durch sein
derbes Wesen, dessen Humor die Rück«
sichten der Lebensart nicht kannte und
nicht leicht Jemandem zu Gefallen ein
unangenehme Meinung zurückhielt; er
ermüdete sie ferner durch die Unzuver»
lässigkeit. mit der er, seines eigenen Vor-
theils vergessend, die taglicken Pflichten
seines Dirigenten, und Lehramtes ver>
sah oder nickt versah. Das alte Musi^
kantenthum mit seinen Glanz, und
Kehrseiten steckte ihm in allen Gliedern.
Das geschniegelte „Tonkünsilerwesen
mit der Honiglipve und dem neidischen
Seitenblick, mit dem Firniß der Halb
bildung über der Gesilinungsgemeinheit.
war dem guten Stegmayer ein Greuel
und mit schwerer Ueberwindung be>
quemte er sich mancher Nothwendigkeit
des Lebens an. Die Art, zu sein und sich
zu geben, hat ihm oft geschadet und ihn
um manchen Vortheil und äußere Ehre
gebracht, seinem Andenken und der Ach-
tung, die ihm jetzt ins Grab folgt, thut
sie keinen Abbruch. Umsonst hat er nicht
gelebt, trotz seiner Fehler hat er der
Kunst treuer gedienr, als viele seiner
glücklicheren Fachgenossen' sein künst.
lcrischeü Gewissen war fein besaitet, er
hat mancke Hohe nicht erreicht, weil
er sich nicht bücken und nicht drücken
konnte, noch wollte. I n diesem Sinne
vor Allem darf daS musikalische Wien
seiner mit Achtung gedenken. Man hat
ihn verkannt — aber nicht umsonst sagt
der Dichter: Nur das Gemeine vergißt
man selten. Und das Seltene vergißt man schwerlich." Wie muß es dann das Innerste
empören, wenn das Schladebach.
Bernsdorf'scke Lexikon über Steg»
mayer, wie folgt, zu Gerichte sitzt: „ Daß
sein Name in der eigentlichen Kunstwelt
nicht glänzender dasteht, liegt lediglich
an seinem Lebenswandel', dieser, unge»
ordnet und wüst, wie er von jeher war,
Hut sein unbestreitbar schönes Talent
nicht zu voller und reicher Entfaltung
kommen lassen." Mit welcher Berechti«
gung verurtheilt dieses Lexikon das Wir«
ken eines Mannes, das. wie es vor-
stehende Lebensskizze, die doch nur
Skizze ist, beweist, ein nachhaltiges und
einflußreiches war, so kurzweg rücksichtS»
los und in fast cynischer Weise? Auch
die „Recensionen" verschweigen nichts,
aber sie werden dem Manne und dem
Künstler gerecht, der in Manchem gefehlt
und geirrt haben mag, der aber als
Mensch und Künstler trotz alledem und
alledem vollwichtig dasteht. Bei seiner
Leichenfeier zeigte es sich, welche Sym»
pathien dem Verblichenen ins Grab folg«
ten, und Dr. Egger hielt dem Ver«
storbenen einen Nachruf, den wir dem
Schladebach - B e r n s d o r f'sche n
Lexikon zur Lesung anempfehlen.
Waldheim's i l lustr i r te Zeitung (Wien.
kl. Fol.) I I . Jahrg. (t868), S. 886 ftach
dieser im Jahre 1804 geboren). — Wan.
derer (Wiener polit. Blatt) 1863. Morgen» .
blatt Nr. 129, im Feuilleton: „Ferdinand
Stegmayer". Von A. S. — Gartenlaub e.
Von Ernst Kei l (Leipzig. 4v.) 1877. S. 46«'.
im „Kleinen Brieftasten" leine Berichtigung,
die Composition des berühmten Czarl iedes
in Lortzing's Oper „Czar und Zimmer-
mann" betreffend). — Schm idt (Aug. Dr.).
Der Wiener Männer» Gesangsoerein. Ge<
schichtliche Darstellung seines Entstehens.
Wirkens u. s. w. (Wien 1868. gr. 8».) S. 43,
33, 36, 57. 38. 60, 61, 62. 63 und 65. —
Recensionen und Mittheilungen über
Theater und Musik (herausgegeben von d^m
Fürsten Czartoryski , Wien, Wallishaußer.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon