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Stein, Lorenz 36 ei^ Lorenz
ausgab. Von Berlin unternahm er 1840
eine Reise nach Paris, wo sich ihm für
seine
staatswiffenschaftlichen Studien zuerst
neue Gesichtspuncte eröffneten und ihm
insbesondere die Beziehungen der Ratio-
nalökonomie zur Jurisprudenz, vor Allem
zur Geschichte deS Rechtes, klar wurden.
ES fehlte noch immer eine eben so wich-
tige, alS bis dahin unversuchte und für
die richtige wissenschaftliche Auffassung
einer Rechtsgeschichte entscheidende Arbeit,
namlick eine Darstellung der Wissenschaft
der Gesellschaft und der Macht der großen
socialen Gegensatze. Die Studien dazu
machte nun S. mit allem Ernste in Paris
unmittelbar an der Duelle selbst, nicht
ohne persönliche Gefahr, mitten unter der
revolutionären Classe, und so entstand sein
Werk über den Socialismus und Com-
muniSmus im heutigen Frankreich. sDie
bibliographischen Titel der Werke
Stein's folgen Seite 38.) Mit diesem
im Jahre 1642 erschienenen Werke be-
ginnt eigentlich die sociale Frage in
Deutschland. Darin ist der Begriff
der Gesellschaft von der Nationalökono«
mie, sowie von dem bloßen Gegensatze
der Classen sckon gelöst und sind die
dauernden Grundlagen für die Gesell-
schaftslehre festgestellt, vor Allem der
Gedanke durchgeführt, daß jede Verfas»
sung nur der Ausdruck derjenigen gesell»
schastlichen Ordnung sei, für welche sie
gelte. Von dem an ist namentlich die
Vertheilung des Besitzes als Grundlage
der ganzen öffentlichen Rechtsgeschichte
und Rechtsbildung in der ganzen Litera»
tur anerkannt. Zugleich aber arbeitete
Stein auch auf dem Felde der Rechts«
geschichte und gab im I . 1846 mit M. A.
W a r n k ö n i g die erste französische
Staats« und Rechtsgeschichte heraus, so
daß Deutschland diesen Gegenstand, in
einem umfassenden Werke behandelt, zu einer Zeit besaß, da er dem eigenen 3ande
noch fehlte. Der Grundgedanke in dieser
Arbeit war die Entwicklung des organi.
schen Königthums als Basis der staat-
lichen Geschichte Frankreichs. Unterdessen
brach der Kampf zwischen Schleswig.
Holstein und Dänemark aus. Ste in
war einer der Mitarbeiter an der Schrift
der Professoren der Kieler Universität
über daS Successionsrecht der Herzog,
thümer. Im Jahre 1346 erfolgte seine
Ernennung zum außerordentlichen Pro»
feffor an derKielerHochschule. An der Er»
Hebung indenHerzogthümernhatteer sich
auf daS thatigste betheiligl. Ueber seine
Theilnahme an derselben berichtet Otto
Fink in seiner Darstellung des schleswig»
holsteinischen Krieges. Die provisorische
Regierung schickte Ste in nach Paris,
wo er wahrend des Iuni'AufstandeS
1848 sich aufhielt und seine damals viel
besprochene Flugschrift über die schlcs«
wig'holfleinische Frage in französischer
Sprache herausgab. Im nächsten Jahre
kehrte er in seine Heimat zurück, wurde
daselbst Mitglied des Landtages, im
Jahre 183l) aber bei Wiederherstellung
der dänischen Herrschaft in den Herzog»
thümern mit noch acht anderen Professoren
seiner Stelle entsetzt, und zunächst aus
dem Grunde, weil er in der ihrer Haltung
und ihres Einflusses wegen allgemein
in hohem Ansehen stehenden Augsburger
„Allgemeinen Zeitung" seit 1843 uner«
müdlich die Sache der Herzogthümer ver«
treten hatte. Fast alle Artikel, welche vom
Jahre 1843 bis 1854 über die Herzog-
thümer im genannten Blatte erschienen
waren, sind auS Stein'S Feder geflossen.
Nach seiner Absetzung wurde er hinter«
einander nach Königsberg, Erlangen und
Würzburg berufen, aber die Vorschläge
der Universitäten fanden nirgends die kö-
nigliche Bestätigung. Indessen blieb S. in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon