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Stein, Maximilian Stein, Maximilian
und bald die Aufmerksamkeit der Führer
der Rebellion aus sich lenkte. Als Feld-
marfchall-Lieutenant H r abowsky sBd.
IX) S. 33t)^ zum königlichen Cornmissar
gegen Ie l lao i6 ernannt worden war,
wurde ihm Ste in bcigegeben, welcher
die verwickelten diplomatischen Verhand»
lungen mit nicht geringem Geschick leitete.
Später entwarf er den nicht ganz zur
Ausführung gelangten Plan zur Ein«
nähme von Karlowih, nahm die Gegen-
den der Bacska von Peterwardein bis
Verbasz zum Zwecke der strategischen
Operationen genau auf und machte
einen Plan zur Occuparion von Szent«
Tamas. Nun ernannte ihn die Revo»
lutionS-Regierung zum Chef deS Ge-
neralstabes der ungarischen Bacäka'Ba»
nater Armee, darauf zum General-Ad«
jutanten des Kriegsministeriums und
tzhef der Militär-Centra(.Kauzlei. In
dieser Stellung entwickelte S. eine die
Bewegung mächtig fördernde Thätigkeit,
und nur seinen Anordnungen, seiner
Umsicht und Energie vor Allem ist zu
danken. daß in das Chaos des unga-
tischen Heeres nach dem Rückzüge über
die Theiß nach so kurzer Zeil wieder
wohlgegliederte Ordnung kam. Stein
wurde in kurzer Zeit Vertrauensmann
Kossuth's, der die Geistesgaben deS
tüchtigen und praktischen Genieofsiciers
wohl zu würdigen und zu benutzen ver-
stand. Sein scharfeg, schneidiges Wesen
gewann ihm zwar nicht die Liebe der
Officiere. wohl aber stachelte es ihren
Eifer an, da sie s:men Spott fürchteten
und seinen bitteren Sarkasmen nicht
verfallen wollten. Man erzählt von
Ste in , daß, als der revolutionäre
Landtag genöthigt war. seine Berathun«
gen in Debreczin fortzusetzen, eines
Tages die Bedrängniß einen solchen
Höheplmct erreichte, daß die Ablegaten sammt und sonders die Köpfe verloren,
und nahe daran waren, sich ohne weiterS,
indem jeder daS Weite suchte, aufzu«
lösen. In diesem bedenklichen Momente
der Ralhlosigkeit und des Schreckens
machte Stein's kalter Hohn die Väter
des Vaterlandes stutzen und die Scham
kam über sie. sie blieben und beriethen
weiter. Nicht minder erfolgreich war
seine Thätigkeit im Feldzuge des Win»
ters 1848/49. In Siebenbürgen über«
nahm Stein am 20. April das Com«
mando über das Belagerungs»Corps
der Festung Karlsbucg, defsen Com«
mandant Oberst Georg August sBo. I,
S. 89^ die Uebergabe verweigerte, und
die 144iägige Belagerung bis zu dem
am 1. August erfolgten Entsatze auS»
hielt. Nach der W^ffenstreckung bei Vil>
lagoS flüchtete sich S t e i n mit Bem
und anderen Führern der Rebellion in
die Türkei und trat daselbst, nach.
dem er den Islam und den Namen
F e r h a d Pascka angenommen
hntte. in die Dienste der osmanischen
Armee. Unter Omer Pascka machte
er im Jahre 1836 den Feld;ug in
Asien mit. Sein beißender Spott den
die Orientalen weniger vertragen moch-
ten als einst seine europäischen Was»
ftngesahrten, brachte ihn in schlimme
Verwicklungen. Insbesondere seine sati»
rischen Schriften gegen Niza Pascha
und andere höher gestellte türkische Offi»
ciere zwangen das Seroskierat, Stein
verhaften zu lassen, und oie Unmensch«
licde Behandlung. welcke Stein wäh«
reno seiner Verhaftung zu überstehen
hatte, führte sein vorscknell.es Ende her»
bei, denn er starb im vollen ManneS-
alter, erst 49 Jahre alt. Vor seinem
Eintritte in die kaiserliche Armee soll
Stein, wie andere Nachrichten melden,
schon unter den Carlisten in Spanien
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon