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Steinheil 98 Steinheil
weitere Erfindung S.'s ist das Pyro
stop. eine'Vorrichtung, womit Feuer
wachrer auf Thürmen, auch bei Nacht
den Ort des Brandes sicher und leich
bestimmen können. Ferner sind die von
ihm erfundenen galvan ischen Uhren
und ein Apparat, die Kugelsprihe
genannt, zu erwähnen. Seine Versuche
mit einem Kreisel, der, in Verbindung mit
dem Dampfkessel einer Locomotive geseht.
Kartatschenkugeln abschoß, wurden in den
bewegten Tagen des Jahres 4848 ge<
macht und so vielversprechend befunden,
daß daS königlich bayerische KriegSmini.
sterium den Werth dieser Erfindung zu-
nächst für die ßestungsvertheidigung an
erkannte. S t ein heil's bald darauf
erfolgte Uebersiedlung nach Wien schnitt
die weitere Verfolgung dieser Sache ab.
Die leidende Menschheit verdankt ferner
S. das Verfahren, durch Anwendung
von Drahten, welche mit elektrischen
Batterien in Verbindung gebracht wer»
den, kranke Theile, zu denen, wie z. B.
zu Zähnen, ihrer Lage wegen schwer zu
gelangen, und wobei vorerst den Drahten
in aller Ruhe die richtige 3age gegeben
werden muß, auszubrennen. Fernere Er«
sindungen S.'s sind: der Hel io t rop,
eine Spiegelvorrichtung, um das Son.
nenlicht mit Sicherheit nach sehr entfern»
ten Orten zu werfen; das Ocular-
Heliometer zur Bestimmung der Di«
stanzen und Richtungen zwischen zwei
einander nahen Puncten am Himmel;
das Passage - Pr iS ma und das
Chronoskov, beide zur Zeitbestim,
mung, u. m. a. Als es im Jahre 4349
sich auch in Bayern um die Einführung
deS elektrischen Telegraphen für den
großen Verkehr handelte, da geschah daS
kaum Glaubliche, daß man S.. der den
ersten Telegraphen zwischen München
und Bogenhausen aufgestellt, vollständig übergangen hatte. So verstehen es die
Ränke einer vielverzweigten Bureaukratie,
die reinsten Absichten des edelsten Regen-
ten in den Acten zu umgehen, oft zu
fälscken. Und so etwaS konnte einem
König Max I I . geschehen! Da nahm
Steinhei l die Aufforderung, die von
Minister Brück an ihn erging, an und
trat als SectionSrath in daS k. k. öster»
reicbische Handelsministerium, wo er die
Einrichtung deS Telegraphenwesens in
Oesterreich übernahm. Er löste diese
Aufgabe mit einer deS Gelehrten von
echtem Schrot und Korn würdigen Unbe»
fangenheit, da er, selbst vor fast ändert»
halb Decennien der erste Erfinder, alle
mittlerweile ins Leben getretenen Ver«
besserungen prüfte und das der weiteren
Entwicklung Fähige anwendete. Als
dann Brück im Jahre 1851 vom Mini.
sterium zurücktrat, fand auch der schöpfe«
rische Geist S.'s in der vorzugsweise
administrativen Arbeit kein Genügen. S.
nahm zuerst einen Urlaub, bat spater um
seine Entlassung und kehrte in den baye«
rischen Dienst zurück. Am 19. November
4849 hatte S. München verlassen, um in
den österreichischen Staatsdienstzutreten;
m Jänner 4832 hatte er in Oesterreich
Urlaub genommen, war nach Bern ge«
gangen, zur Errichtung des Telegraphen«
diensteS in der Schweiz, und am 23. Juli
1832 nach in Oesterreich erhaltener Ent«
laffung wieder nach München zurück«
gekehrt, wo er seinen früheren Posten
einnahm. Daselbst wirkte und arbeitete
er in seinem Gebiete bis wenige Tage
vor seinem Tode. Im Jahre 1834 be«
gründete er in Schwabing bci München
ine optisch.astronomische Werkstatte, eine
würdige Schwester des alteren Uh sch n ei«
er - Frauen Hofer'schen Institutes,
welche die trefflichsten physikalischen In -
irumente liefert, unter anderen die Spec«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon