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Sternber^ Iaroslaw 275 ) Iaroslliw
lebte er im 43. Jahrhunderte und sein Ruhm
als Tatarenbesieger lebt bis heute fort. Die
Horden des Mongolen<Khans Temudschin
<gest. l227) und seines Sohnes Ot tay (gest.
l24l) hatten, nachdem sie Asien bezwungen,
^hren Zug nach Europa genommen. Unter
Anführung Batu's, eines Neffen O tta y's.
hatten sie mit einem Heere, das eine halbe
Million Streiter zählte, Rußland über«
schwemmt und waren über Polen bis an
die deutsche Grenze gerückt. Nun tbeilte Ba tu
seine Krieger in zwei Heere, während er mit
dem einen selbst nach Ungarn aufbrach, über«
gab er die Führung des zweiten seinem Feld»
Herrn Peta, welcher Schlesien, Mähren und
Böhmen unterjochen sollte. König Wenzel
Ot takar von Böhmen traf die umfassend»
sten Vertheidigungsmaßregeli, und stellte sich
den Horden mit seinem Heere bei Olatz ent.
gegen. Diese aber wichen dem Kampfe mit
einem wohlgeordneten und auf großen Wioer'
stand vorbereiteten Heere aus und wandten
sich plötzlich nach Mähren, wo sie minderen
Widerstand zu stnden vermeinten. Iaros»
law von Sternderg hatte von seinem
Könige den Auftrag erhalten. Madren zu
schützen. Mit einem Heere, das 8000 Krieger
zählte, aber auf seinem Durchzuge durch die
itandeeoewohner ansehnlich verstärkt ward, zog
er aus Vöhmen aus. legte in die festen Oerter
des Landes Besatzungen und wars
stch
selbst mit
etwa l2.U0l) Mann in vie Hauptstadt Olmütz,
welche dem ersten Anfalle ausgesetzt war.
Indessen mordeten, sengten, vervrunnten und
verwüsteten die Mongolen das Land, wo sie
einfielen; sie fanden gerinnen Widerstand.
den.n Alles im stachen Lande floh vor ihnen
in die festen Nurgen und Schlösser oder in
die Wälder und schwer zugänglichen Fels«
gebirge. Peta wurde immer zuversichtlicher,
nur der Widerstand Ia ros lawS in Olmütz.
der den Sturm der Mongolenhürden wieder,
holt abgeschlagen, hatte, reizte den Mongolen»
Feldherrn. Da aber Ia ros law es sorg»
sam vermied, sich in eine offene Feldschlacht
einzulassen — denn mit se'nem wenige Tau<
sende zahlenden Heere war er ja gegen die
zahllosen Horden der Mongolen sicherer Vec>
nichtung preisgegeben — so hielt er dieses
Vermeiden eines Kampfes für Feigheit uno
sengte, brannte und verwüstete nur uni so
übermüthiger und sorgloser. Auf diese Sorg'
losigkeit. die sich im Lager des Tataren»Feld»
Herrn nur zu bald zeigte, hatte aber Ja ros«
law gerechnet und seinen Plan entworfen. Nur noch auf eine ihm bestimmt zugesagte
Verstärkung seines Heeres hatte er gewartet,
länger aber konnte er den Rachedurft seiner
Krieger, welche durch die Verwüstungen der
Mongolen auf das höchste gereizt waren,
nicht zügeln. Als nun die Verstärkung ein»
traf. siel I a ros law am 23.. n. A. am
24. Juni 124l vor Tagesanbruch in das
kaum bewachte Tatarenlager und metzelte
in Haufen die Mongolen nieder. ÄlS sich der
MongolewFeldherr Peta mit den in dieser
Verwirrung gesammelten Haufen den mäbri«
schen Kämpfern zu neuem, um so mehr er»
bitteitem Kampfe aufraffte und der Ausgang
des Kampfes zweifelhaft zu werden drohte,
warf sich Ia ros law selbst dem Mongolen»
Führer entgegen und spaltete ihn mit einem
starken Hiebe vom Kopfe bis an die Hüfte.
Der Fall ihres Feldherrn machte die Mon«
golen mit einem Male s» verzagt, daß sie
sich schleunigst zur Flucht wandten und bald
war das Land Mähren von seinen Bedrän«
gern befreit. Das ist die berühmte Schlacht
am Berge Hostein bei Olmütz, in welcher
Ia ros law von Sternberg 397 Jahre
früher als der ihm im Geiste ganz und im
Namen so nabe verwandte Ernst Rüdi<
g er von Starkem berg (Sternberg,—
Starbemderg) die Mongolen mit dsm
Schwerte in der Hand aus den Culturlän-
dern Europa's hinauswarf. Merkwürdiger
Weise gedenken die Historiker des Auslandes
dieser That I a ros laws , dieses Sieges
über die Mongolen bei Hostein nicht! An
heimischen Quellen darüber fehlt es nicht,
Klosterchroniken von Hradiscb. Obrorvitz,
Trebitsch und andere von Dudr aoiue,
Hiessina. Pubitschka benüßt. berichtn
darüber, ohne des Heldcngesanges „ Iaros-
law" in der noch immer in itner Echtheit
angezweifelten Königinhofer Handschrift zu
gedenken. König Wenzel lobnte die Ver.
dienste des tapferen Helden, indem er Ja»
roslaw zum Landeshauptmanne von Mäb>
ren ernannte, wonach also Ia ros law als
der erste Träger dieser Würde im
Iande Mähren erscheine. Er behielt sie aber
nur bis zum Jahre !248. worauf ihm Her«
zog Ulrich von Karnten in derselben folgte.
Der König schenkte das Schlachtfeld, auf
welchem das Mongolenheer vernichtet wor-
den, dem Sieger und Ia roSlaw erbaute
auf demselben das Schloß Sternberg, neben
welchem später die Stadt Sternberg entstand,-
auch verlieh ihm dcr König das Recht, eineu
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon