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Sternberg) Franz Joseph 288 Siernberg, Franz Joseph
malischen und archäologischen Werke des
Auslandes enthielt, zahlte über 10.000
Bande, außerdem mehrere seltene Hand
schmten und Incunabeln. Seine Mün.
zensammlung. welche auS drei Abthei
lllngen, der griechischen, römischen und
böhmischen bestand, bildete einen Schatz
seltenster Art. Die ersten zwei Abthei
lungen hatte Eckhel selbst für sein
classisches Werk benützt; die letzte Ab
theilung aber, die an Reichthum und
Vollständigkeit nicht ihres Gleichen hatte
und Hunderte von kostbaren Münzen
aufwieg, welche sonst gar nicdt gekannt
und in anderen Sammlungen auch nicht
vertreten waren. hatte er im I . 1830,
kurz vor seinem noch in demselben Iahie
erfolgten Tode. anläßlich der Feier sei.
nes 30jährigen Sammler» Jubiläums
dem böhmischen National »Museum ge
schenkt. Außerdem besaß er die antike
Statue desSokiates mit dem Gi
becher in der Hand, ehmals in der Villa
Giustiniani, die Originalskizze der in der
Münchener Gallerie befindlichen heiligen
Familie vonRaphael. und mehrere
andere Gemälde von hohem Werthe,
welche jetzt in der Präger Gallerie sich
befinden. Obwohl eS ihm weder an
Fähigkeit nock an Muße zu schriftstelle.
rischer Thätigkeit fehlte, so stellte er doch
an das schriftstellerische Auftreten eine
zu hohe Forderung, um aus seiner Be»
scheidenheit herauszutreten. So sind
denn von ibm nur in Druck erschienen:
die jährlichen Reoen an die Zöglinge der
Akademie von 1804—1811, und 1813
bis 1828; dann zwei Aufsätze in den
,Verhandlungen der kön. böh.
m ifchen Gesellschaft oerWisfen«
schaften": „Aeußerung über zwei alte
Münzen" M . I I , S. 3 und 7), und
„Ueber den gegenwärtigen Stand der
vaterländischen Münzkunde in Böhmen" Md. IV, S. 1^, und ein numismatischer
Aufsatz in der „Monats f r is t der
Gesellschaft deS vaterländischen
Museums" ^1828). Hingegen ist sein
handschriftlicher Nachlaß von nicht ge»
wohnlicher Bedeutung und enthalt eine
Fülle historischer und kritischer Vemer»
kungen über die gesammte Gescdichte deS
Münzwesens und der schönen Künste in
Böhmen. Er Hot denselben dem Vater«'
landischen Museum geschenkt und da»
durch den Werth der Schenkung der
böhmischen Münzsammlung nur noch er»
höht. Die Jahrbücher deS vaterlän»
bischen (böhmischen) Museums brackten
bald nach seinem Tode eine Auswahl
von Aphorismen über Kunst und Kunst»
lerberuf aus des Grafen oberwähnten
jährlichen Vorträgen, welche in ihm den
tücbtigen Pfieger und Kenner der Kunst
elkenuen lassen. Sein Biograph schildert
ihn als einen Cavalier. dem alle egoisti«
scden Zwecke und materiellen Triebfedern
fremd waren; ebenso jeder Ehrgeiz, je«
des Haschen nach Ruhm, Macht oder
Einfluß in der Gesellschaft. Dabei war
er ununterbrochen thätig, der Drang
nack Veredlung seiner selbst und seiner
Nebenmenschen durch Weckung deS Gei-
stes, durch Verbreitung von Wissenschaft,
Kunst. Industrie. Sitte und Religion,
ließ ihn niemals ermüden. Er war ein
Pat r io t im höchsten Sinne des
W o r t e s . Die hertticke Kupferstich.
fammlung, welche am 4. Mai 1840 zu
Dresden versteigert wurde, hat I . G.
A. Frenzel. Vorsteher der königlichen
Kupferstichsammlung zu Dresden be»
schrieben und ist diese Beschreibung in
drei Bänden unter dem Titel: „Samm«
lung der Kupferstiche und Handzeichnun»
gen des verstorbenen Grafen F r a n z
von Sternb erg'Manderscheid zu
Prag" im Druck erschienen. Der Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon