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Sterling«, Heidin and ^ Ferdinand
welche nicht im Drucke erschienen ist,
wohl aber im Universitats» Archiv auf-
bewahrt sem dürfte. Sterzinger war
nebstbei apostolischer Protonotar und
salzb. geistlicher Rath.
(D e Lu ca). Das sselehrte Oesterreich. Ein
Versuch. (Wien 1778. von Traitner. 8«.)
I. Bds. 2, Stück. S. l97.
Sterzinger. Ferdinand (gelehrter
Theat iner 'Mönck, geb. auf Schloß
Lichtenwörth in Tirol 24. Mai 1721,
gest. zu München l8. März 1786).
Sein Vater war kaiserlicher Gubernial«
rath zu Innsbruck. Schon in früher
Jugend zeigte S. große Lernbegierde, und
da zu seiner Zeit der Orden der regulir-
ten Theatiner viele gelehrte Männer auf.
zuweisen hatte, war sein Entschluß ge-
faßt, Theatiner zu werden und am
11. September l740 nahm er das
Ordenskleid. 1742 legte er die Ordens-
gelübde ab. Im Kloster wurde der Thea«
tiner Emanuel Valberga sein Lehrer
in der Redekunst und NeltweiSheil, über«
dies studirte er mit großem Eifer die
römischen Clasfiker und andere Wissen-
schaften. Im Jahre 1747 schickten ihn
seine Oberen nach Rom und. da ihm das
dortige Klima nickt wohl bekam, nach
Bologna, wo er die Theologie und das
Kirchenrecht studirte. I n Rom waren
Caraffa und Velo. in Bologna Masi
und Offredi seine Lehrer. Nach seiner
Rückkehr aus Italien übernahm er 1730
in Prag das Lehramt der Moraltheo,
logie, welches er bis 1733 versah, dann
wurde er nach München geschickt, wo er,
wie einer seiner zahlreichen Biographen
berichtet, „eine dem Menschenverstände
zusagende Weltweisheit seinen Mitbrü»
dern vortrug". I n ber That gebührt
auch dem Tiroler Sterzinger der
Ruhm. in unserem Nacbbarlande Bayern den Grund zu einer von jesuitischem Bei«
weike gereinigten Philosophie gelegt zu
haben. BiS l736 lehrte S te rzinge r
in München, nun wurde er wieder nacb
Prag geschickt, wo er bis 1739 das geist.
liche Recht vortrug. Im letztgenannten
Jahre aber verlor Oesterreich für immer
den geistvollen aufgeklärten Tiroler, der
wieder nach München zurückkehrte, wo
ihn der um die Aufklärung seines Volkes
so hochverdiente, in Bayern noch heute
unvergessene Kurfürst Maximi l ian
Joseph bei der im Jahre 1739 statt,
gehabten Gründung der Akademie der
Wissenschaft sogleich zum ordentlichen
Mitgliede derselben ernannle. Seine
Ordensbrüder wählten ihn zu gleicher
Zeit zu ihrem Oberen, welche Würde er
durch drei Jahre versah. Sein Wirken
würde, ans den engeren Kreis der Ge»
lehrten beschränkt, wohl wenig beachtec
geblieben sein, wenn nicht ein Ereigniß
im Jahre 1766 seinen Namen in weiteren
Kreisen bekannt und gefeiert gemacht "
hätte. Am 12. October g. I.. am Na-
menstage des Kurfürsten, hielt er nämlich,
nicht wie Ludwig von Steub in seinen
genußreichen ,Wanderungen in Tirol"
^Presse 1371. Nr. 6s) berichtet, die be-
rühmte Pred igt — woraus man auf
einen Vorgang in einer (Theatiner-) Kirche
schließen muß — sondern seinen Vor.
trag in der Akademie „Von dem
Vorurtheile der Hererei". <3r bestritt in
diesem Vortrage die Wirklichkeit der Zau>
berei und Hexerei. Da er darin allen Hexen-
glauben und alle Zauberei entschieden be«
kämpfte und widerlegte, so machte sein
Beginnen ungeheueres Aufsehen und er
selbst sich durch seine Wahrheitsliebe, und
Freimüthigkeit zum Gegenstande der grob»
slen Verfolgungen. DaS Volk nannte ihn
rinen Spötter und Volksverächter und
wurde von jenen Leuten, die in der Ver-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon