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Steninger, Joseph 316 Sterzinger, Joseph
alle ihre Bewegungen auszuspähen und
darüber an die landesfürstliche und
landschaftliche Schutz.Commission, die in
Reutte ihren Sitz aufgeschlagen hatte.
Bericht zu erstatten. Bis hart an die
feindlichen Vorposten schlichen sich seine
Patrouillen. Iedock vieles WachestehenS
müde und nach dem Kampfe lechzend,
hatte er zu wiederholten Malen mit dem
größten Theile seiner Compagnie dem
Landesschützen.Major Sckilcher und
der landesfürstlichen und landschaftlichen
Schutz-Commission sich angeboten, sich
dem kaiserlichen Militär anzuschließen
und auch auf nicht tirolisckem Boden
fü>s Vaterland zu kämpfen, aber Steo
zing er'S Anerbieten wurde nicht ange
nommen. I n Folge dessen blieb Ster>
zinger mit seiner Compagnie mehrere
Wochen über die anberaumte Dienstzeit
auf seinem Beobachtungsposten, bis er
von einer anderen Compagnie abgelöst
wurde. In feine Heimat zurückgekehrt,
widmete er seine Dienste der landeS-
fürstlichen und landschaftlichen Defen-
sions-Commisslon. die unterdessen ihren
Sitz von Reutte tiefer in das Land nach
Nassereit verlegt hatte. Er besorgte un«
entgeltlich einen großen Theil der Kanz-
leigeschäfte. was bei den sick häufenden
Arbeiten der Commission die Erledigung
der Geschäfte ungemein förderte, wobei
seine rastlose Thätigkeit, daS Ansehen.
daS er im ganzen Gerichtsbezirke genoß,
und seine Localsenntmß der Commission
bei allen Vorkommnissen wohl zu Star»
len fam. Das Kriegsjahr 1803 bot S.
neue Gelegenheit, in drohender Zeit sei-
nem Vaterlande zu dienen. DaS Land
war rings von Feinden umgeben und
stündlich von der Invasion der franzö-
sischen Tmvpen bedroht; in dieser kri-
tischen Epoche, wo Jedermann von den
öffentlichen Geschäften sick zurückzog. fiel bei der am 29. October 1803 ab«
gehaltenen Gerichtsversammlung in An«
betracht der persönlichen Eigenschaften
und in Anerkennung deS wichtigen Stand«
puncteS die Wahl zum Marscddevutirten
in der Gemeinde Nafsereit auf S t e r.
z i nge r und wurde noch am nämlichen
Tage gemäß Decret vom Pfleg» und
Landgericht bestätigt. S. unterzog sich
aus Liebe zum Vatellande und zum Ge>
burtSorte diesem wichtigen. beschwer,
lichen und gefährlichen Dienste. Kaum
hatte er denselben angetreten. als auch
bereits Durchmärsche auf Durchmärsche,
herbeigeführt durch den Rückzug auf
Ulm, begannen, und bald darauf selbst
der Einbruch der Feinde erfolgte. S.
besorgte nun in diesen gefährlichen To
gen seinen Dienst mit unerschütterlichem
Eiser und mit aller Umsicht und stellte oft
mit Lebensgefahr Ruhe und Ordnung
bei den überspannten Anforderungen der
übermüthigen feindlichen Truppen her.
Auch ist ihm. bei dem plötzlich erfolgten
Einbrüche der Feinde, die Rettung der
damals in Nassereit gelegenen Verpflegs»
Kanzlei, der Casse und anderer wich«
tiger Documente zu verdanken, wobei
er. da er seine Wagen, fünf seiner
Pferde und seinen Knecht zur Verfügung
stellte und die Fahrt bis nack Ungarn
ging, und er nur den Knecht, die
Pferde aber nicht wiedersah, selbst sehr
empfindlichen Schaden erlitt. Dieses Amt
des Marschdeputirten bekleidete S t e r»
z inger vom obenbenannten Zeit«
puncte bis Ende Dec.'mber 1809. folg-
lich fiel auch der Insurrectionskrieg von
Tirol in die Periode feiner Amtshand,
lung. Wahrend der Insurrection mußte
er für AlleS Sorge tragen. Da der Ver>
kehr deS AuSlandeS mit Tirol ganz auf-
hörte, so stockte aller Verdienst in der
Gemeinde, die größtencheils vom Tran»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon