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Stiebar^ Achaz 343 Stiebar^ Achaz
gärn. bei welcher Gelegenheit ihm seine z
früheren Capitularen und Pfarrer des
Decanates Waidhofen an der Thaya eine
mit Inschriften geschmückte, reick verzierte
silberne Bwmenvase verehrten. Kaiser
Ferd inand aber würdigte die Ver«
dienfte des 30jährigen Iubelpfarrers
durch Verleihung des Ritterkreuzes des
Leopolds'Ordens. Während dieser lan«
gen 30jährigen Periode war er in drei
Pfarren, zu Gresten vom Jahre 1793 bis
1802; zu Heidenreichftein V. O. M. B.
von 1802—t8l3, und dann als Propst-
pfarrer zu Eisgarn bis zu seinem Lebens-
ende angestellt. Mit der gewissenhaftesten
Führung der Seelsorge verband der Da»
Hingeschiedene einen regen Eifer zur Er-
richtung von herrlichen Baudenkmalen.
Zu Gresten. Heidenreichstein und Litschau
wurden die Pfarrhöfe von Grund auf
neu und in herrlichem Baustyle erbaut
und auch die Kirchen erfreuten sich unter
ihm mancher Verschönerung. Erst in sei«
nem 90. Lebensjahre bat er um Enthe«
buug vom Decanate und nach erlangter
Genehmigung zog er sich in ein stilles
Zimmerleben zurück, in welchem er aber
täglich, noch am Vortage seines Todes,
die h. Mefse in dem hiezu hergerichteten
Capellenzimmer celebrirte. Am 30. April
1834 feierte der Jubelgreis seinen hun»
dertsten Geburtstag und erhielt bei dieser
Gelegenheit von Sr. k. k. Majestät Franz
Joseph das Comthurkreuz des Franz
Ioseph'Ordens, welches demselben am
3t. Mai 1834, am Tage. wo er im
Jahre 1779 zu Artftetten als neugeweihter
Priester seine erste h. Messe, und im Jahre
1829 in derselben Kirche und an demselben
Altare sein 30jähriges Priester«Iubilaum
beging, auf höchst feierliche Weise von
dem k. k. Kreishauptmanne Ferdinand
Fischer überreicht worden ist. Noch drei
Vierteljahre überlebte der Jubelgreis diese Feier. Am 22. Jänner 1833, zwi>
schen 6 und 7 Uhr Morgens, schickte er
sich eben an, wie gewöhnlich in seiner
HnuScapelle sein tägliches Meßopfer zu
verrichten, als der Aervenschlag feinem
Leben ein Ende machte. Das 76jährige
echt vriefterliche Wirken des Verblichenen
lebt in der Erinnerung Aller, die ihn
kannten und in den Au^eichnungen der
Pfarren, die er verwaltet. In einem
ihm gewidmeten Nachrufe heißt eS wört-
lich: „ES ist Niemand unter Denen, die
ihn naher kannten, zu finden, der nicht
der Milde seiner Gesinnung, dem Geiste
des Friedens, seiner hohen Wohlthatig,
keit. dem
steckenlosen
Leben, seinem Rechts»
gefühle und erleuchteten Wissen aufrich»
tige Verehrung und Anerkennung zollte.
Die Auslaufe seiner Thätigkeit erstreckten
sich nach allen Seiten, insbesondere tra»
gen Kirchen, Schulen und Pfarrhöfe die
Spuren seiner leitenden Hand. Bis zu
dett äußersten Marken seines Lebens hatte
er noch Luft und Kraft, literarisch thäUg
zu sein. Seines hohen Alters ungeachtet
bewahrte er fortwahrend das regste In»
tereffe für alle Forschungen und Ent»
deckungen im Gebiete der Wissenschaften
und für alle Phasen der Zeit. Immer
stand er auf der Höhe der Zeitbildung
und der Ereignisse, Sem heller Geist
wußte alle Erscheinungen der Zeit zu
fafsen und auf der Wage des Heilig«
thums zu prüfen. Nie hat er sein Haupt
gebeugt vor Vorurtheilen! Unter keinen
Umständen hat er den Muth verleugnet,
Recht und Unrecht mit dem reckten Worte
zu bezeichnen. In seinem ganzen Leben
hat er die Idee eines sittlich reinen Lebens
dargestellt. Ja. sein Leben war ein Leben
des Gerechten! Jeder Iammerlaut des
Unglücks fand einen Wiederhat! in seiner
Brust. Wohlthun war seinem Herzen
Bedürfniß und Lust, besonders unter«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon