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Stierle-HolImeifter 332 Stierle-HolMeister
befördert und zur Infanterie übersetzt,
in welcher er stufenweife zum Capitän
vorrückte. I n Folge seiner durch die
Strapazen der Feldzüge erschütterten
Gesundheit mußte er im Jahre 1811
den activen Dienst aufgeben und in den
Ruhestand übertreten, bei welcber Ge-
legenheit ihm in Würdigung seiner vor
dem Feinde bewiesenen Tapferkeit und
Umficht, der HauptmannS» Charakter
verliehen wurde. In den ersten Jahren
lebte er in Wien. im Jahre 1828 über-
siedelte er nach Prehburg. wo er durch
zwölf Jahre seinen bleibenden Aufent-
halt genommen, bis er im Jahre 1840
wieder nach Wien zurückkehrte. Bade»
curen und andere Unfälle hatten sein
Vermögen, von dessen Zinsen er bisher
gelebt, erschöpft, und er war genöthigt
worden, nun um eine Bedienstung sich
umzusehen. Eine solche erhielt er auch im
folzenden Jahre, da er im November
d. I . dem k. k. Kriegsarchiv als wirk-
licher Hauptmann zugetheilt und am
1. December 1847 als Adjunct in der
Kriegsbibliothek angestellt wurde. In
dieser Stellung war er bis an sein
schon im folgenden Jahre im Alter von
67 Jahren erfolgtes Lebensende thätig.
Während seines Aufenthaltes in Preßburg
wirkte er in literarischer ^Hinsicht anre-
gend und machte sich um die dorligen
Humanitats > Anstalten sehr verdient.
Sein Haus war der Versammlungsplatz
gebildeter Militärs; man las abwech.
selnd die Werke hervorragender Dichter
oder besprach die neueren Erscheinungen
der schöngeistigen Literatur, und allmälig
fand sich Alles in demselben ein, was
auf Bildung Anspruch machte, und je-
der Fremde, welcher Preßburg besuchte,
wurde, wenn er edleren Verkehr suchte,
bei Stierte eingeführt. Wie einst der der Brennpunct geistiger Geselligkeit
für Wien war, so war es jener von
Stierle«Holzmeister in Preßburg.
Sein Lieblingsaufenthalt in den Som-
mermonaten aber war der Bczdeort
Ischl, und S t i e r t e im Vereine mit
dem Badearzt und Hofrath W i r e r
Ritter von Ret tenbach ist es, der
den Ruf des nachmals so berühmt ge-
wordenen Badeortes begründete. Noch
nach zwei Seiten ist seiner Thätigkeit zu
gedenken,- als Schriftsteller, der in
Prosa und Versen schuf, und als Cen«
sor, der Prosa und Verse strich. Als
Schriftsteller nicht ohne Talent, finden
wir im Vormärz nicht selten seinen Na»
men in den Unterhaltungsblättern jener
Zeit und in Almanachen unter Gedichten
und Erzählungen. S t i e r l e entfaltet
in seinen Arbeiten Geist und in seinen
Erzählungen zeichnet er glücklich die Cha»
rattere und schreibt einen guten Styl.
Er ist längst vergessen — mit Unrecht —
und seine „lsesllmmllten humoristischen Nil-
mllen, Erzählungen und Gedichte" 3 Bände
(Wien 1844, Ignaz Klang), verzeichnet
kein Bücher-Lerikon, seinen Namen nennt
keine Literaturgeschichte, nicht Mosen»
thal und Scheurer nahmen ihn in
ihre Anthologien auf; nur das „Oester.
reichische Balladenbuch" von Bowi tsch
und Gig l führt ihn an. — Bald nach
seiner Ueberfiedlung nach Wien im Jahre
184! erhielt er eine Stelle als Aus-
hilfscensor. Ueber die Art und Weise,
wie er dieses Amt handhabte, liegt uns
ein Censurblatt vor, worauf S t i e r t e ,
sein Gutachten über Alfred Meißner's
„Gedichte" (Leipzig 1843. Reclam, 8«.)
niederschrieb. Es lautet: „Der Verfasser,
eines jener verdüsterten Gemüther, wie
sie jetzt leider an der Tagesordnung sind,
überschreitet allerdings an vielen Stel-
Carolina P ich le r Salon in Wien, >lm die Grenzen des Zulassigen; z. B.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Band 38
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stehlik-Stietka
- Band
- 38
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon