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ifft) Andreas (Schriftsteller) ifft) Andreas (Schriftsteller)
lauterung bedarf, daß unter solchen Um
ständen sein Austritt aus dem Amte
stattfinden mußte; eher mag eS Wun-
der nehmen, daß er in der darauf fol«
genden Reactionsperiode straflos aus-
ging. Waren eS Familieneinflüsse, war
es die Furcht vor seinem Genie, war eS
beides, was ihn rettete? Darüber liegt
nichts vor. I n der dem BewegungS«
jähre folgenden Reactionszeit nun finden
wir den Publicisten S t i f f t als ein
fachen Journalisten. I n Leitartikeln und
feuilletomstischen Stimmungsbildern, die
er für den „Wanderer" lieferte, ver>
wieS er, wie einer seiner Biographen
schreibt, in prächtigen Bildern und
Gleichnissen auf die verlorenen Güter;
für die Verständnißinnigen, welche zwi»
schen den Zeilen zu lesen verstanden,
waren diese publiciftischen Arbeiten ein
wahreS Labsal, mit dem man sich
schadlos für vielfache Drangsale hielt.
Wenn die Nekrologe über S t i f f t's
journalistische Thätigkeit berichten. so
gedenken sie einstimmig eines UmstandeS.
den wir nicht unerwähnt lafsen dürfen,
da er. wenn er wahr ist — und wer
möckte solcke Dinge erfinden? — als
ein Curiosum erscheint, daS nur durch die
im Eingänge gegebene Darstellung er>
klärlich ist. Bevor S t i f f t nämlich täg.
lick seine Thätigkeit im NedactionSbureau
aufnahm, verrichtete er in irgend einer
Kirche, welche gerade auf seinem Wege
lag. Ministranten «Dienst. Wer ihn in
diesem Dienste gesehen, erfahren wir nir»
gends; der Erste, der über diese seine
religiöse Richtung Einiges meldet, ist
Ebel ing, welcher schon in seinen 4831
erschienenen „Zahmen Geschichten aus
wilder Zeit". Seite 108, berichtet: „daß
Dr. von S t i f f t Hun... der mit Fug und
Recht den Namen eines Publicisten ver»
dient und einer der wenigen Oester« reicher ist, welche zu schreiben verstehen,
im Gegensatze zu seinem Ultra »Radica-
läSmuS im widerspruchvollften Pietis«
mus befangen, stundenlang knieend im
Stephansdom gesehen werden konnte."
Ebeling'S Beisah: „I^mpora mutan-
tur et nos uautaumr in illis", trifft
hier gar nicht zu, da St i f f t , wie wir
berichtet, scho..n Jahre vor der Revolu-
tion solchen religiösen Verrichtungen Hut«
digte. I n journalistischer Thätigkeit
verlebte S t i f f t das nächste Decen«
nium. Politik. Kunst. Literatur, gesell,
schaftliche Zustände, Krisen — seine Fe-
der bewältigte die verschiedensten Stoffe
mit spielender Leichtigkeit, wobei ihm
sein eigenthümlicher Geist nicht minder
als seine oft wunderbare AuffassungS«
gäbe und der ihm immer gegenwärtige
reiche Schatz seiner Lesefrüchte äußerst
wirksam zur Seite standen. S. besaß
eine Belesenheit, die nur den Wenigsten
in solcher Fülle eigen sein mag, und über
welche er bei seinem guten Gedächtnisse
trefflich verfügte. Unzählig sind, wie
sein Biograph berichtet, die Leitartikel.
Korrespondenzen, Kritiken und Feuille«
tonS, die er für verschiedene Tagesblätter
geschrieben. Er pflegte alle seine Erzeug»
nisse, selbst die geringsten, sorgsam aus«
zuschneiden, zu sammeln und aufzu»
bewahren. Er sammelte auch seine
Briefe, die sich zu Tausenden auf»
gespeichert in seinem Nachlasse — in
dessen Besitz nach St i f f t 's letztwilliger
Anordnung sein Schwager F. G e r-
nerth gelangte — vorfanden, und
welche Zeugniß geben, daß er mit den
hervorragendsten deutschen Schriftstellern
in freundlichem Verkehre gestanden. Es
bleibt nur noch wenig zu sagen übrig.
Mit selbständigen in Buchform heraus»
gegebenen Arbeiten trat S t i f f t erst im
Jahre 1861 auf. er war also damals
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon