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Stifft) Andreas Joseph Andreas Joseph
ihm ausgearbeiteten Entwürfe das me«
dicinisch.chirurgische Studium auf allen
Lehranstalten der Monarchie, im Gan-
zen wie >n den einzelnen Zweigen, völlig
neu organisirt; daß auf seinen Antrag
mehrere ganz neue medicinische Lehr«
kanzeln creirt und ältere bereits be-
stehende in einer den Forderungen der
damaligen Wissenschaft entsprechenden
Weise umgestaltet; daß zur Bildung künf«
tiger Professoren der Heilkunde Pflanz,
schulen inS Leben gerufen wurden, welche
den später in allen übrigen Lehrzweigen
eingeführten zur Norm dienten. Die Er«
richtung und Organisirung der Studien»
Hofcommission geschah auf seinen Vor»
schlag und nach dem von ihm entwor-
fenen Plane, und seit er im Staats»
rathe nicht blos dem medicinilchen Stu-
dienfache, sondern dem StudieN'Depar«
tement im Allgemeinen vorstand, schuf
er in allen Zweigen des Lehrfaches we»
sentliche und nützliche Einrichtungen. So
z. B. sei nur daran erinnert, daß auf
seinen Antrag neue Lehrkanzeln des un-
garischen Rechtes an der Wiener Uni»
versttat und des österreichischen Rechtes
an ungarischen und fiebenbürgischen
Lehranstalten creirt wurden, sowie daß
er an den 1811 wieder aufgenom.
menen Verhandlungen über die Errich«
tung des Polytechnischen Institutes in
Wien hervorragenden Antheil hatte. Von
Grund aus reformirt, schwang sich das
öffentliche Sanitätswesen auf eine bis
dahin nicht gekannte Stufe der Voll»
kommenheit, und zwar in einer Zeit, in
welcher für derartige, auf ganze Länder
sich erstreckende Reorganisirungsarbeiten
in den Zeitverhältniffen selbst das größte
Hinderniß lag. Als in jenen Tagen
die Kuhpockenimpfung in ärztlichen
Kreisen wie im Publicum eine nicht
geringe Aufregung hervorbrachte, trat S t i f f t . welcber die Wichtigkeit der
I e n n e r'schen Entdeckung alsbald in
ihrer ganzen Tragweite erkannt hatte,
mit Entschiedenheit an dieselbe heran,
und um das Vertrauen des zweifelnden
Publicums mit einem Male zu erobern,
vacc>nirte er selbst zunächst mehrere Mit.
glieder der kaiserlichen Familie, und nun
wurden auf seine Veranlassung, auf
kaiserlichen Befehl, die von ihm verfaß»
ten Anordnungen zur Ausübung, Ver«
breitung und Allgemeinmachung der
Vaccination in allen Provinzen deS
Kaiserstaates erlassen. Auf seinen dem
Kaiser unterbreiteten Vortrag wurde das
Thierarznei'Institut dem HofkriegSrathe,
unter dessen Oberaufsicht es bis dahin
gestanden, entzogen und der Leitung
der Studien «Hofcommission unterstellt,
zunächst aber auch seine Erweiterung
und Vervollkommnung angeordnet. Auch
die Verbesserung des FelosanitätSwesens
hatte St i f f t inS Auge gefaßt und dar-
über den Vortrag an den Kaiser erstattet,
worauf die Errichtung eines eigenen von
ihm vorgeschlagenen Sanitätscorps ins
Leben trat. Wie auS Vorstehendem er.
sichtlich, hat er nach jeder Seite des
StaatsarzneiwesenS reformatorisch und
m zweckdienlichster Weise gewirkt. AlS
dann im Jahre 1826 Kaiser F r a n z
von einer lebensgefährlichen Krankheit
befallen wurde, war eS St i f f t , der mit
dem Aufgebot aller Kräfte den Kaiser
auf dem Krankenbette behandelte und
dessen Genesung erzielte. Der Monarch
dankte seinem Lebensretter durch Verlei«
hung des Commandeur« Kreuzes des
St. Stephanordens und der Geheimen-
Raths-Würde. Noch einmal sollte der
Arzt durch seine Energie in bedrängter
Zeit in das öffentliche Sanitatswesen
entscheidend eingreifen. Im Jahre 183l
brach die Cholera zum ersten Male in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon