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Andreas Joseph Stifft Andreas Joseph
der Residenz aus. Die Bestürzung der
Bevölkerung vor der unheimlichen Seuche
war beispiellos. Nun trat S t i f f t .
damals bereits ein fiebenzigjähriger
Greis, gebieterisch in das um ihn herum
sich ausbreitende Chaos. Die meisten
Aerzte hatten den Kopf verloren. Unter
denjenigen, welche die Arena behaup«
teten und der Seuche mit der Energie
männlichen Muthes und den Waffen deS
Geistes entgegentraten, hatte sich der
Streit über Ansteckbarkcit oder Nicht-
ansteckbarkeit der Seuche entsponnen,
und so trat auch S t i f f t in die Reihe
der Kämpfer, erklärte sich auf das ent«
schiedenste für die Nichtansteckbarkeit der
Krankheit und traf danach alle Vor«
kehrungen. indem er die Sperren auf«
beben, den Cordon auflösen und den
freien geselligen Verkehr wieder herstel-
len ließ. Es möge dahin gestellt blei«
ben, ob mit seinem Machtworte die An»
steckungsfrage gelöst worden, gewiß ist
es, daß damit die Panik der Bevölkerung
gebrochen und ein Zustand geschaffen
wurde, welcher eine entsprechende Ve«
Handlung der von der Seucke Befalle-
nen und Einführung angemessener Prä«
servative ermöglichte. I m Jahre 1834
beging der damals 74jährige Greis sein
8ftjahriges ärztliches Jubiläum, aus des« sen Anlaß eine Medaille, deren Ertrag
einem wohlthätigen Zwecke gewidmet
war, geprägt wurde. Nur zwei Jahre
überlebte der Greis diese Feier. Im
Frühling 1836 bezog er noch im vollkom«
menen Wohlbefinden seine Wohnung im
kaiserlichen Lustschlofse Schönbrunn. Da
wurde er von einem anfangs unschein«
baren Leiden befallen, das aber alsbald
einen acuten Charakter annahm und mit
tödtlichem Ausgange endete. Daß S.,
wie es hie und da mitgetheilt steht, an
der Cholera gestorben, ist ein Märchen.
Freiherr von S t i f f t stand als Arzt und
Mensch in gleich hoher Achtung' viele
Fürsten zeichneten ihn durch Verleihung
ihrer Orden, viele gelehrte Gesellschaf'
ten durch Aufnahme in ihren Schooß
auS. WaS er aber als Mensch und
Wohlthäter den Armen war, wissen nur
Wenige. Vor mir liegen handschriftliche
Mittheilungen von einem armen Ge«
lehrten, der in seiner Noth wiederholt
größere Geldsendungen anonym erhalten
und seinen Helfer lange Zeit nicht geahnt
hatte. Erst nach Jahren, als der Dürf«
tige durch Stif f t 'S Vermittlung wieder
eine Anstellung erhielt, die ihn vor wei>
terer Noth schützte, erkannte er auS den
Schriftzügen der Unterschrift des Decre»
tes und auS jenen der aufbewahrten
Stammtafel der Freiherren iwn Stifft.
Andreas Zoseph,
1814 Freiherr.
geb. 30. November 1760,
5 16. Juni 1836.
U., geb. Stütz.
Andreas
geb. 1787.
1- 25. Juni <861.
Emilie Wosmar. Fanni,
om. Zoyann Nepomuk
Ritter von Naimann. Karolilie,
vm. Zohann Anton
Naimann. Eherese,
vm. Heintl.
Andreas
geb. 10. Mai 1819.
13. December 1877. Theodor
b Therese,
vm. Freiin
von Liitzow. Anna,
vm. Freiin
von streit. Emilie,
vm. Vernerth.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon