Seite - 24 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
Bild der Seite - 24 -
Text der Seite - 24 -
Stifter 24 Stifter
glücklichen Ausgang zu S t i f t e r ' s
Kennlniß kam, war eS ein Freudenfest
seltener Art, welcdeS St i f te r beging,
der sich immer gewünscht hatte, frei von
jeder anderen Verpflichtung, nur dem
Genusse der Kunst und dem eigenen
Schaffen des Schönen leben zu können.
Sein Wohlbefinden schien sich zu stei.
gern. mit frohem Muthe sah er seiner
Genesung entgegen, die er im Früh
jähre sich auS Karlsbad ganz zu holen
gedachte. Es war dies in dem unheil<
vollen Jahre 4866. in welchem zwischen
stammverwandten Völkern eine Rivali-
tätSfrage durch blutigen Kampf ent
schieden werden sollte. S t i f te r weilte
in Karlsbad, dort traf ihn die Nach
richt von dem unheilvollen Chlumer
Nebel und der verhangnißvollen König«
gratzer Niederlage. Julius Wal ter in
seiner Schrift „Neue Sprudelsteine"
schildert drastisch S.'s Hoffen und den
Ausgang dieses HoffenS. Der Dichter,
ein Oesterreicher mil, Leib und Seele,
war ins Mark seines Lebens von jenen
Hiobsposten getroffen worden. Diese
Aufregung konnte auf eine Cur, die
der größten Gemüthsruhe bedarf, nur
hindernd einwirken.- Er verließ Karls»
bad, traf im Juli zum Geburtstage
seiner Frau in Linz ein und bezog wieder
seine Sommerfrische am Fuße des Drei.
sesselberges. Kaum hatte er daselbst Ruhe
und Fassung wiedergewonnen, als ihn
die Nachricht von der Erkrankung seiner
in Linz zurückgebliebenen Frau in neue
Aufregung versetzte, wozu sich nock durch
eine Verkühlung körperliches Uebelbe»
finden gesellte. Doch bald schien dieses
gehoben zu sein und ein dritter Besuch
der Karlsbader Quellen, 4867, ihm
auch wohlbekommen zu haben. Aber es
waren doch wefentliche Veränderungen
in seinen Gewohnheiten eingetreten, die auf schweres inneres Unbehagen schließen
ließen. Seinen ihm so lieh gewordenen
Aufenthalt am Fuße de3 Dreiseffelber-
ges wollte er nicht mehr aufsuchen;
auch Kirchschlag, wohin man ihm zu
gehen rieth, sagte ihm nicht mehr zu.
Wohl ging er Ende September doch
hinauf, aber nur um etliche Tage dort
zu verweilen. Alsdann kehrte er nack
Linz zurück, nock immer voller Lebens»
Hoffnung und
sich mit Plänen zu künftigen-
Arbeiten tragend. Im October i86?
machte er noch eine Reise nach seinem
Geburtsorte Oberplan, um der Ein-
setzung einer Gedächtnißtafel an der
äußeren Kirchhofmauer zu Häupten des
GrabeS feiner Mutter beizuwohnen.
Ec hatte persönlich noch die Arbeiten
geleitet und war Anfangs November
zurückgekehrt. Bald danach befiel ihn
eine Grippe, welche er jedoch wenig
beachtete, die sich aber in ein paar
Wochen wesentlich verschlimmerte. Die
Zustande nahmen eine immer bedenk-
lichere Wendung. Fieber, Nachtschweiße
traten ein und am 28. Jänner 1868
deS Morgens, ohne sichtlicken Todes»
kämpf, war S t i f t e r entschlafen. Er
war 6^„ Jahre alt geworden. Meh«
lere Pläne zu künftigen Arbeiten, wie
,Wok", „Zawisch". welche sich an den
eben noch fertig gewordenen „Witiko"
anschließen und so zu sagen ein treues
Abbild der Vergangenheit seines enge-
ren Vaterlandes Böhmen geben sollten,
waren nicht zur Ausführung gekom«
men. — Wir haben im Vorstehenden
vornehmlich den Menschen, den Berufs-
mann und den Dichter im Auge gehabt.
Es bleibt uns noch Einiges über den
Maler S t i f te r zu sagen übrig. Als
solcher erscheint auch St i f te r in Nag-
l e r'S „Künstler« Lexikon" und im An»
hange zu Mü lIer«K l u n z i n g e r's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon