Seite - 25 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
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»Künstler aller Zeiten und Völker",
wo er als -Miniaturmaler" aufgeführt
und von ihn/ gemeldet wird. „daß er
sich auch in Miniaturen versucht, die er
poetisch behandelt hat. Wir nennen
eine fürCastell i auf Kupfer in Mi
niatur gemalte Mondscheinlandschaft,
welche sich jetzt in der Sammlung von
R. Fischer in Wien befindet". Diese
ganze Notiz ist. abgesehen vom Dosen>
bilde, irrig und lückenhaft. S t i f>
ter w.ir kein Miniaturmaler — daß
die Ca stell i'sche Dose eben ein Minia»
turbild ist. rührt daher, weil man ja
nicht Dosen in der Größe von Hut»
schachteln zutragen pflegt —St i f t e r
war Landschaftmaler und als solcher
viel weniger beachtet, als er es ver
diente, der Dichter deckte den Maler
und doch konnte der eine neben dem
anderen bestehen. Er malte und malte.
aber er that sich nie selbst genug und
ricktete sein Studium bald auf die Luft,
bald auf die Beleuchtung, dann wieder
auf wechselndes Grün u. s. w. So
wollte er auf seine Bilder besonders e!ne
klare durchsichtige Luft hinzaubern; diese
studirte er dann während seiner Rund»
gange auf den vormarzlichen Wiener Ba«
steien, nnd wenn er heimkam, schritt er
zur Ausführung, war aber nie mit dem,
was er zu Stande gebracht, zufrieden.
Nachdem er nun eitel Luftstudien ge»
macht, verlegte er sich auf Mondnächte,
und wie früher sein Arbeitszimmer nur
mit blauen Luftstudien in allen Abstu-
fungen decorilt war, gab es jetzt an
allen Ecken und Enden traumhafte
Mondnächte. Wahrscheinlich in dieser
Zeit entstand das obenerwähnte C a>
stell i'sche Studienbild. So lagen sich
sein Wollen und sein Können immer in
den Haaren. Freilich nahm er eS in
Bezug auf letzteres genauer als die vie- len Dutzend. Maler, die uns mit ihren
Spinatwiesen, hechtgrauen Wasserfallen
und Baumcaricattiren ä. 1a Blumenkohl
und Spargel die Natur verderben.
Em. N a n z o n i bemerkr ausdrücklich:
„ S t i f t e r hat in der That unter
der großen Anzahl Bilder, welche er
gemalt, Dinge geschaffen, die durch
die einheitliche und ecktpoetische Stirn-
mung. welche in denselben zum Aus>
druck gebracht ist. wirklichen Kunstwerth
besitzen". Nur Weniges ist vonSt i f -
t e r's Bildern vorhanden. Wenn er ein
Bild vollendet hatre, betrachtete er es,
ward unzufrieden und — verbrannte eS.
In der Jahres «Ausstellung in der Aka>
demie der bildenden Künste bei St. Anna
in Wien, welche 1839 stattfand, hatte
S t i f t e r gleich fünf Bilder: eine Ge-
birgslandsckaft. einen alten Kirchhof,
eine Herbsilandschaft und zwei andere
landschaftliche Sujets ausgestellt. Im
folgenden Jahre ein Seestück bei Mond-
beleuchtung und im Jahre 1842 eine
Felsenpartie, welche nachher in das
Eigenthum von Gustav H e ck e n a st
überging. Alle, diese Bilder waren Oel.
gemälde. Eine seiner Landschaften hatte
der Wiener Kunstverein gekauft und
sie war nach Grah gewonnen worden'
ein Bild von seiner Hand besaß seiner-
zeit die Baronin Pe re i ra . Ob nicht
noch hie und da, bei einem seiner
Freunde sich ein Bild S t i f t c r's vor-
finde, läßt sich nicht bestimmen. — Ueber
S t i f t e r ' s eheliches Leben vermissen
wir be iApren t nahezu Alles; hin»
gegen schildert Reizenbeck den Dich.
ter „als einen der zärtlichsten The.
männer. als einen von den Wenigen,
die ihre Frauen als ihre Hausgötter
lieben und verehren, und der unablässig
bemüht ist. seiner Gattin das Schönste
und Liebste des irdischen Lebens darzu»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon