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Stocks Norbert Stocks Friedrich
jedem Oesterreicher mit ätzendster Lauge
inS Herz geschriebene Jahr 1866 rief
auch den Pater Norbert aus seiner
einsamen Zelle hinaus auf den Kriegs«
schauplatz, auf dem er nämlich als Feld«
caplan der tapferen ScharfscküheN'Com-
pagnie Innsbruck. Sonnenburg diente.
Dort stand er mit den seiner geistlichen
Obhut anvertrauten Schützen wiederholt
im Feuer und übte mit solcher Hin.
gebung und solchem Muthe sein prie«
sterlicheS Amt, daß er nach beendigtem
Feldzuge mit dem goldenen geistlichen
Verdienstkreuze ausgezeichnet wurde.
Nach seiner Rückkehr aus dem Feldzuge
übertrugen ihm die Ordensoberen ein
Lehramt auS den theologischen Gegen,
standen am HauSftudium der Ordens«
Provinz. I n den Sechziger»Jahren
brachte das „Südtirolcr Volksblatt" —
spater „Tiroler VolkSblatt" betitelt —
in der Beilage manches lyrische Gedicht,
das. durch Gedanke und Form von ge>
wohnlichen Reimereien grell abstach und
sich als die Arbeit einer echten Dichter»
natur zu erkennen gab. Auch erschien
im Jahre 1866, eben als der walschtiro»
tische Krieg stattfand, eine Folge von Bil»
dern aus diesem Kriege, voll markiger
.Kraft und hohen dichterischen Schwun»
ges, welche alsbald allgemeine Aufmerk»
samkeit erregten. Diese poetischen Spen»
den hattert unseren Pater zum Verfasser,
der sich jedoch nicht nannte. Außer die«
sen patriotischen Klängen hat Stock
noch im Gebiete der religiösen Lyrik und
der Legende manche Dichtung gebracht.
Ob eine von ihm im Jahre 1870 beab»
sichtigte Herausgabe seiner gesammelten
Tiroler Poesien zu Stande gekommen, ist
dem Herausgeber dieses Lexikons nicht
bekannt. Doch scheint dies nicht der
Fall zu sein.
Kehr ein (Joseph), Biographisch, literarisches
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. XXXIX. sG Lexikon der katholischen deutschen Dichter,
Volts« und Jugendschriftsteller im 19. Jahr-
hundert (Zürich. Stuttgart. Würzbura 1871,
Leo Wörl. gr. 80.), Bd. I I , S. 173.
^Kehrein schreibt bezüglich des dichtenden
Paters.- „Wer erinnert sich nicht an die derr-
lichen Bilder aus dem Wälfchtiroler Kriege
1866. wahre Edelsteine unter den patrioti-
schen Gedickten'Tirols, die großes Aufsehen:
erregten? Wen haben nicht die sinnigen und
innigen Naturbilder ergoßt, herrliche Genre»
bilder in goldenen Rahmen?— Sehr gelun-
gen sind mehrere Travestien, in faule Zustände
der Gegenwart mit spitzer, scharfer Klinge
einschneidend. Die politischen Lieder (gehar»
nischte Sonette KI», R ü ck e r t) bezeugen
ein in diesem Fache sehr aeübtes Talent, wie
wir deren in der Gegenwart nicht viele ten»
nen. Der Festgruß, an die Theilnehmer dec-
ersten Plenarversammlung des katholischen
Filialvereins in Bozen vertheilt, erhielt un-
getheilten Beifall. DaS Gelegenheitsgedicht
zur 200jährigen Feier der Errichtung des
Schießstanves in Oberbozen blieb geraume
Zeit der Held des Tages. Wir sind über-
zeugt, daß ?.. Norbert Stock ein zweiter
Hermann Gi lm ^Bd. V, S. lss) wird —
aber ein christlicher. Zwar ist er noch nie
unter seinem Namen in die Oeffentlichkeit
getreten oder bat sich, mit dickleibiger.Poesie
unter dem Arme, unter die jahrlich in die
Oeffentlichteittretenden Dichterlinge gedrängt:
aber sein Schrein birgt toliliche Perlen, von
denen hoffentlich mit der Zeit einige auf den
Büchermarkt kommen.")
Noch sei hier in Kürze des evangelischen Pfar-
rers zu Kloster Kahelsdorf bei NNener-Neu-
stadt in Niederösterreich, Friedrich Stock,
gedacht, der in der zweiten Hälfte des sech-
zehnten Jahrhunderts in der religiösen Be-
wegung jener Tage eine Rolle spielte. Hanns
Cyriak Freiherr von Polheim ^Vd. XXI I I ,
S. 63, Nr. s), seiner Zeit Nsator luasniü-
au» der Universität Rostock, hatte ihn von
dort 1577 nach Oesterreich gebracht. Daselbst
fand er alS Prediger solchen Beifall, daß ihn
die Baronin Teufel <578 nach Kloster
Katzelödorf als Prediger und Schulrector
berief. Als im Jahre 1580 eine Visitation
der Kirche stattfand, zu welcher auch I)r.
B a c m e i s t e r aus dem Reiche berufen
worden, wohnte S tock als ordentlicher
Visitator derselben bei und bei der Streit-
frage über die Erbsünde schloß er
sich dem
dr l8.März ls?9.^ »
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon