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Stöder, Franz 76 Stöber, Franz
lent des Jungen , in der Akademie er
hielt er schon im zweiten Jahre seines
Besuches den ersten Preis für daS Act
zeichnen in der Copirschule; bald dar»
auf zweimal den zweiten PreiS für eine
Actzeichnung nach der Antike und zuletzt
für eine Modellzeichnung nach der Natur
die S onnenfelS'sche AufmunterungS»
Medaille. So vorgebildet, begann er all.
mälig mit eigenen Arbeiten aufzutreten,
unter denen die mythologischen Blatter
zu dem beiGräffer und Härter in
Wien im Jahre 1815 erschienenen „My.
thos alter Dichter" zunächst die Aufmerk»
samkeit auf den jungen — damals zwan-
zigjahrigen — Kupferstecher lenkten. Diese
mythologischen Blatter warm — 60 an
der Zahl — nach Zeichnungen von Ioh.
Ender. Loder. Redl , Ruß und
Schedy, mit einer Kraft und einem
Schwünge deS Griffels ausgeführt, die
man vereint an Grabstichelblättern zu
finden nicht gewohnt war. Wohl lei-
steten John und Weiß Schönes in
ihrer Art, aber eS war doch immer
weichlich anzusehen, wenn man eS einem
Stöb er'schen Blatte entgegenhielt. Die
Blätter Europa, Marsyas. Psyche erstes
und zweites Blatl, Bellerophon. Phae»
ton, Kallisto, Ikarus, Latona, Kad-
mus, Prometheus sind unvergleichlich
schön, und daS Werk fand eine ungemein
beifällige Aufnahme. Kein Wunder auch,
daß nun Buchhändler und Verleger eine
solche Kraft für ihre VerlagSwerke zu
gewinnen suchten. und nur besonders
glücklichen Umständen ist eS zu verdan-
ken, daß sich ein Talent wie daS S.'S
im Kampfe ums Dasein nicht mit Vig.
netten und Almanachbilderchen — deren
er übrigens genug, freilich auch in sei«
ner Art, ausführte — verzettelte, son-
dern noch Muße fand zu großen Werken,
die seinem Namen in der Geschichte der österreichischen Kupferstecherkunst eine
Ehrenstelle sichern. S t ö b e r war eS
auch, welcher der Erste in Oesterreich eS
versuchte, statt auf Kupfer- auf Stahl-
platten zu stechen, worauf er auch ein
Privilegium nahm. Er erhielt dasselbe
am 14. März 1829 auf fünf Jahre, und
zwar auf seine Erfindung, auf Stahl,
platten in allen Manieren zu arbeiten
und dadurch eine weit größere Anzahl
guter Abdrücke. als dies bisher mit
Kupferplatten der Fall war. zu gewin»
nen; ferner diese Stahlplatten selbst
mehr oder weniger weich zum Gebrauche
für Kupferstecher zu erzeugen, endlich
die Stahlplatten unmittelbar nach dem
Stiche, für den Fall, daß mehr als
20.000 Abdrücke gemacht werden soll-
ten, dergestalt zu härten, daß sie
nicht nur für die Kupferdruckpreffe,
sondern auch dazu geeignet werden,
durch Walzwerke in weichere Metalle
eingedruckt zu werden. Solche Platten,
gravirt oder geätzt, zeigten sich so dauer«
haft. daß sie im ungehärteten Zustande
'elbst nach 17.000 Abdrücken noch nicht
das Geringste an der Schärfe der Zeich»
nung litten, während an Kupferplatten,
nach 1200 Abdrücken schon die Um-
risse sich abgerundet zeigen. S t ö b e r
legte aber im Jahre 4829 — um diese
Erfindung möglichst gemeinnützig zu
machen, was ihm auch gelang, da seit«
dem nur Stahl» und nicht Kupferstiche
gearbeitet wurden — sein Privilegium
freiwillig zurück. Wenige Monate spater,
am 7. Mai 1829, nahm Stöber ein
zweites fünfjähriges Privilegium auf die
Erfindung einer Methode, im Farben-
plattendruck mehrere, in verschiedenen
Manieren gearbeitete Kupfer» oder Stahl«
platten mit verschiedenen Farben mittels
einer Vorrichtung in der gewöhnlichen
Kupferdruckpreffe ohne Zeitverlust so ge-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon