Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
Seite - 98 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 98 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39

Bild der Seite - 98 -

Bild der Seite - 98 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39

Text der Seite - 98 -

Stöcke^ Matthäus Stockel sich in der Schänke. Da ruft sie der Pfar> rer auf. ihm zu helfen, berichtet ihnen, wie ihm Gewalt angethan, wie er um des reinen Wortes Gottes willen miß> handelt worden, und fordert sie auf. ihn zu befreien. Das lassen sich die Bauern nich zweimal sagen, sie befreien den Priester von seinen Banden, entreißen ihn den Soldaten. und an der Spitze der Befreier stand der Bauer Mat thäus Stockt. Dieser aber wurde das Opfer seiner That. Man hatte sich leiner bemächtigt, ihn durch das rück» wärtige Schloßthor in der Veste Hohen» Salzburg in festen Gewahrsam gebracht nach kurzem Verhör verurtheilt und schon am nächsten Tage auf dem öffentlichen Richt, platze enthauptet. Das war die Losung zu einem Aufstande, den die Freunde und Verwandten des Enthaupteten im ganzen Lande erregten. Die Bewohner der umlie> aenden Berge und Thäler, das ganze Pinz» gau erhob sich und griff zu den Waffen wider die „unbarmherzigen Meßpfassen zur Ret tung der Unschuld und zum Schutze deS reinen Wortes Gottes". So wurde denn vom Mai 1825 ab der Erzbischof mit seinen Räthen in der Veste Hohen»Salzbura bela. gert. Des Enthaupteten Stöckl Bruder ließ auf die Häuser der vornehmsten Domherren und fürstlichen Rätbe Zettel mit den Worten kleben: „Dieses Haus ist mein, bis der Tod meineS unschuldigen Bruders gerächt wird". Der Aufstand nahm so überHand, daß Sigis. mund von Dietr ich st ein. Landeshaupt« mann in Steiermark. zur Bewältigung der Aufrührer entsendet werden mußte. Indessen wuchs der Aufstand immer mehr und wurde «anz ernstlich organisirt. Der Erzbischof in seiner Noth wendete sich an den schwäbischen Bund um Hilfe, und Herzog Ludwig von Bayern mit Freundsberg und Löffel. holz stellten sich an die Spitze deS von dem schwäbischen Bunde beigestellten 8000 Mann ftarten Contingentes. Ehe es jedoch zum -Losschlagen kam, wurden Verhandlungen -angebahnt, in denen zuletzt die Bauern ganz -erträgliche Zugeständnisse erhielten. Als aber der Vertrag hierüber dem Erzherzog Ferdi . nand zur Genehmigung vorgelegt wurde. verweigerte dieser nicht nur dieselbe, sondern verlangte, daß dem Rechte Genüge geschehe und die Bauernrebellen zur Verantwortung gezogen würden. So begannen die Wirren von Neuem. Erst nachdem von allen Seiten Kriegshilfe aufgeboten worden und aus Steiermart vier Fahnen, von schwäbischen Bundessoldaten noch acht Fahnen angerückt waren, gelang es dem Erzbischofe im Herbst 1326 den Aufstand zu bewältigen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Siehe die untenbenannte Quelle, welche über diese denkwürdigen Ereignisse ausführlich und nach geschichtlichen Documenten berichtet. Das Salzburger Museum darolino-^uFULteum enthält (Katalog Nr. 228) ein Bildniß deS Bauernrebellen Stöckl , über dessen Authen« ticität jedoch dem Herausgeber alle Angaben fehlen. Gauner (Judas Thaddäus), Chro« nil von Salzburg (Salzburg 1793, Duyle, 8a.) Bd. IV, S. 380—156 und Bd. V, S. l-109.) — 4. Stöckel, der Wiener VoltSsänger. eine zeitgenössische Specialität des auf dem Aussterbeetat stehenden Urwie. nerthums, über welch' beide uns Friedrich Schlögl in seinem sensationellen Buche „Wiener Blut" so, pikante Aufschlüsse liefert. Stöckel's Devise ist. wie unS Sch lög l meldet: „Nur tan' Schenirer!", worauS wir auf den Charakter seiner Deklamationen und Recitationen schließen können. I n der That nennt er auck die Dinge bei ihren wahren, wennauch oft — übelriechendsten Namen; er verhüllt auch die Zote nicht, er entzieht ihr selbst das nothdürftigste Gewand und schleu« dert sie hinaus unter seine lachenden Zuhörer und kichernden Zuhörerinen. Doch ist sein Publicum kein solches, ons nur der Zote wegen kommt, es ist nicht aus Demimonde retrutirt, im Gegentheil, eS ist der „untere" Bütgerstand, der tagüber gearbeitet und Abends ein paar Stunden lachen wil l : der Geselle, der mit „ihr" kommt, wenn sie ihren AuSgang hat u. s. w. Stücket selbst ist ein Urwiener und Sohn eines seinerzeit viel» beliebt gewesenen VollüjüngerS; er kennt die eleusischen Geheimnisse des Volkssänaer« thums, Wien und das Wiener Leben wie Wenige. Seine Vortragsweise ist originell. Während sein Vater .mit dem „dünnsten" Tadaol. Stimmchen die harmlosesten Lieder zum Besten gab und wie ein krankes „Zei< serl" sein bekanntes „Von Hiehing tum l her. hab fast lan Alh'm mehr" mühselig zwitscherte, schnarrt sein Sohn — der jetzt auch schon den Sechzigern nahe sein mag — in gellendster Weise die uerfehmtesten Reime herab und schaut sich dabei mit den mali' tiösesten Augen die Wirkung an. welche die gleich einem Gußregen aug seinem Munde heroorschießenden, für andere Menschen un<
zurück zum  Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stifft-Streel, Band 39
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Stifft-Streel
Band
39
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1879
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
400
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich