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Messe, alle Lguraiitsr, ein Requiem,
dreistimmig, sowie freies Präludiren
und Fugiren. Mit zwölf Jahren trat
er als Fürst D i e t r i ch st e i n'scher
lauretanischer Stiftling ins Seminar bei
den ??. Plansten in Nikolsburg ein.
wo er hauptsächlich als Organist fun>
girte. An dem in der oberen Stadt-
Pfarrkirche wirkenden Organisten Kafka
ein vorzügliches Musterbild vor Augen,
bildete er sich zum praktischen Musiker
heran. Durch längeres körperliches
Leiden jedoch an Fortsetzung seiner
Studien gehindert, entschloß er sich.
denselben zu entsagen, und wandte sich
nach der Hauptstadt Wien. woselbst er
an ein Mitglied der k. k. Hofcapelle
empfohlen war. Vollständig mittellos,
mußte er
sich
Freunde und Gönner suchen,
und um sein Leben zu fristen, aß er mit
vielen Studenten, die heute bedeutende
Stellungen einnehmen, bei den Ursu-
linerinen und Minoriten aus einem
Töpfchen, was man ihnen reichte. All«
mälig erhielt er einige Clavierstunden,
wodurch für das Nöthigste gesorgt war.
Um aber ein bestimmtes Ziel, die Lehr-
befähigung zu erreichen, entschloß er
sich, die Präparandie bei St. Anna
zu besuchen. Hier unter Anleitung tüch«
tiger Manner, wie Ferdinand Schu>
bert >^Bd. XXXI I , S. 27), Pichler.
3irsch, Ianauschek, und an Seite
der Hofcapell-Mitglieder E r l Md. IV,
S. 2t^, S taud ig l Mand XXXVII ,
S. 23^ und des Hof-Organisten Sech-
ter Mand XXXI I I , S. 230^, welche
an der Spitze des Vereins zur Beför-
derung echter Kirchenmusik standen, war
es ihm gegönnt, Hayon'scde und Mo-
za r t'sche Messen in vollendeter Aus-
führung zu hören. Indessen bemühte
sich einer seiner Gönner, auf eine sichere
Stellung für ihn hinwirkend, ihm einen Posten als Beamter bei der ersten öster«
reichischen Sparcassa zu verschaffen, und
am 24. Februar l 834 trat Sto iber als
Praktikant in dieselbe ein. Der Musik
aber bewahrte er auch im Amt die alte
Neigung und behielt demnach die bereits
übernommene Organistenstelle bei den
Minoriten in der Alservorstadt auch fer-
nerhin bei. Spater supplirte erEder bei
den Schotten. aus welcher Zeit nach»
stehender Vorfall bemerkenswerth ist.
Eder, der oft an fchönen Nachmittagen
sich suppliren ließ. zog sich dadurch den
Unwillen des CapellmeisterS Zieglerzu,
der ihm. wenn er konnte, eine Falle zu
legen suchte. An einem hohen Festtage
geschah es nun wieder, daß Sto iber
in der Vesper E d e r's Stelle vertrat.
Ziegler , des Letzteren Ausbleiben vor»
aussehend, hatte die große Vesper von
Abbö Vogler aufgelegt, die sonst nur
als Vorlage für Concursspiel bei der
k. k. Hofcapelle dient. Nichts ArgeS
ahnend, erkannte Stoiber erst, nach.
dem er einige Tacte gespielt, die Situa»
tion. Ein so schweres Tonstück vom
Blatte vorzutragen, ist keine geringe
Aufgabe, aber es war eine E d e r
gelegte Falle, und eS galt vielleicht dessen
Zukunft. Sto iber nahm daher sein
ganzes Können zusammen und glattweg
ohne die geringste Störung, welche
Ziegler'S verhaltenen Unmuth hatte
entladen können, ging die Vesper
zu Ende. Er selbst aber wurde von
allen Seiten, ja sogar von Z i e g l e r
beglückwünscht, unter Ausdrücken des
Bedauerns, daß es nicht ein Concurs-
spiel um die bald daselbst erledigte
Organistenstelle gewesen. Nun trat er
die Organistenstelle bei den Piaristen in
der Iosephftadt an. wo er im Vereine
mit Professor Köhler , dem Pfarrer
Krot tentha ler und Chorregenten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon