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Stoll, Maximilian Stoll^ Maximilian
licher empfinden zu lassen. Zwei Jahr,
bereits hatte er in Ungarn die arztlich!
Thätigkeit ausgeübt; aber durch di
Anstrengungen des Dienstes und de,
sorgfaltigsten rastlosesten Studien, di«
r.icht selten sein Leben gefährdeten, wa
lein Körper gebrochen, und .um di«
schwer bedrohte Gesundheit wieder her
zustellen, kehrte er nack Wien zurück. Um
diese Zeit. 1776. war deHaen, welcher
seit 1784 das medicinische Clinicum der
Wiener Hochschule geleitet, bereits er
krankt, und noch während dessen Krank»
heit übernahm S to l l am 13. Mai 1776
das Lehramt als außerordentlicher Pro
fessor in der Bürgerspital.Klinik, welchl
im November d. I . in das unirte fpani.
sche Spital in der Karls- (jetzt Waisen,
haus») Gasse am Alsergrund übersiedelte.
Unter S to l l wurde der Wirkungskreis
der mediciniscven Klinik in Folge des von
dem Freiherrn von Störck ssiehe S. 11^
dieses Bandes) ins Leben gerufenen Stu
dienplanes erweitert und nock segensrei-
cher gestaltet, indem S t o l l nicht mehr
wie de Haen gebunden war. Ueber
die Verhältnisse der Wiener Klinik zur
Zeit ihres neuen Leiters berichtet aus»
führlich Dr. Gust. 3 o e b e l in seiner
in den Quellen angeführten Abhand«
lung, auf welcbe wir die Fachmänner
verweisen. Aber S t o l l , als de H a en's
Nachfolger, nahm an Ruf und Glanz
seines Namens in kaum geahnter Weise
zu. Er wurde der Arzt des hohen
Adels und aller Berühmtheiten jener
Tage, imd nicht blos ihr Arzt. die
Fürsten Cza r i o r ySk i . Kaun i t z .
die Feldmarschalle Had ik und 3 o u«
don wurden auch die Freunde ihreS
Hausarztes. Weit über die Grenzen der
iiteichshauptstadt, die sich des Glückes
erfreute, ihn in ihrer Mitte zu haben,
verbreitete sich sein Ruf. Die .Bieder» manns.Chronik" schrieb damals: „Seine
ungemeinen Talente in der Heilkunde
und seine trefflichen Schriften in diesem
Fache erwarben ihm den Ruhm eines
der größten Aerzte in Europa; sein
Eiser, sich ganz dem Besten der Mensch-
heit zu weihen und dem ärmsten Kran-
ken unentgeltlich ebenso willig zu die»
nen als dem vornehmsten und reichsten,
machte ihn zum 3iebling der ganzen Kai.
serstadt." Für die Impfung entwickelte er
eine große Thätigkeit und miethete zu die»
semBehufe in jedem Sommer einen großen
Gartet?. Im Jahre 1788 trat mit einem
Male in Wien ein entzündliches rheuma»
tisches Fieber auf, dem mehrere Aerzte
jener Tage einen ansteckenden Charakter
zuschrieben. Auch S to l l wurde davon
befallen und genas. Aber seine Gene»
sung war nur von kurzer Dauer, wenige
Wochen danach, am 22. Mai ergriff ihn
in Folge einer eingewurzelten, auS
Ungarn mitgebrachten Gicht plötzlich
ein heftigeres Fieber, dem er schon am
folgenden Tage erlag. Die Aufregung,
welche sein Tod in allen Kreisen der Re»
sidenz hervorrief, können wir nicht schil»
dern, nur aus der großen Zahl von
Tlauergedichten und Nachrufen, welche
hm, wie keinem seiner Vorganger und kei«
nem seiner Nachfolger je in ähnlicher Weise
und solcher Menge, zutheil wurden, läßt
ich die gedrückte Stimmung ermessen, in
welcher sich die Wiener Bevölkerung über
den Verlust deS großen Arztes befand.
S t o l l war auch als Schriftsteller in
seinem Fache thätig. Von seinen Ar>
eiten gab er selbst mehrere heraus,
während viele aus seinem Nachlasse von
Anderen veröffentlicht wurden. Feiner be«
orgte er auch die Drucklegung einiger
Werke seiner AmtSvorgänger. Die Ti-
el seiner Schriften sind: „A^esss «n-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon