Seite - 165 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
Bild der Seite - 165 -
Text der Seite - 165 -
Stoll. Maximilian 168 ) Maximilian
zu sagen plötzlich dahingerafft wurde.
36 Jahre nach seinem Tode gedachte
man — nach einem unerwarteten An»
stoß von außen — des großen Klini«
kers wieder. Der zu Como 1842 ver-
storbene Doctor Joseph Frank ^Band
IV, Seite 323^ hatte das Bildniß sei-
nes Vaters, des berühmten Johann
Peter F r a n k Mand IV, S. 320).
und jeneS M a x i m i l i a n S t o l l ' S
der medicinischen Facultät der Wiener
Hochschule testamentarisch geschenkt. Am
44. November 1844 wurden beide Bild-
nifse im großen, zu dieser Feier eigens
geschmückten Hörsaale für praktische Me«
dicin aufgehängt und enthüllt. Doctor
Wilhelm 3 i pp i ch sBand XV, Seite
229) entwickelte hierbei in einer gehalt-
vollen lateinischen Rede S t o l l's Le-
ben und Wirken, wie jenes I . P.
Frank's, und darin kommen S t oll 's
Verdienste um seine Wissenschaft zur
vollen Geltung. Der damals ausgespro»
chene Wunsch. diese Festrede im Druck
zu sehen, ging. so viel uns bekannt ist.
nickt in Erfüllung. Es muß der Fach.
kririk eingeräumt bleiben, darüber zu
entscheiden, welche Stellung S t o l l
in seiner Berufswiffenschaft, namentlich
aber in der Wiener Schule einnimmt.
Eines jedoch steht fest: er war der erste
historische und geograph ische
Arzt, er wies die große Verschiedenheit
und Veränderlichkeit derselben Krankheit
nach Zeit und Ort nach. Da er aber
doch ein reizbares, für alle krankhaften
Einwirkungen höchst empfängliches Or>
gan im Menschen haben mußte, um jene
veränderlichen Einflüsse zu erklären, so
schien ihm die Galle dazu am geeignet«
sten. und insoferne es ihm nun darauf
ankommen mußte, die fremden An«
steckungsstoffe auszuscheiden, wählte er
dazu als sein Universalmittel die Vomitive. Unabsichtlich ist auch S to l l der eigent«
liche Urheber der akustischen Diagnostik.
Leopold Auenbrugger's
raani... markos ästsAknäi" war zwar
nicht unbeachtet geblieben, aber doch mehr
nur von besonders denkenden und unun«
terbrochen forschenden Aerzten in Anwen»
düng gebracht worden. Auch S t o l l
hatte sich d e r A u e n b r u g g e r'schen
Erfindung ' bedient und derselben in
seinen ^pkorisini äs ooFnososnäiL
st onr2.rl.ai2 ^sdriduä" Erwähnung ge«
than. Aber erst einem fremdländischen
Arzte, dem Leibarzte N a p o l e o n s ,
Dr. C 0 r v i s a r t . sollte es vorbehal«
ten bleiben, in seinen erläuternden Vor»
lesungen über St oll's Aphorismen,
worin er die Bedeutung und Wichtigkeit
der Auenbrugger'schen Methode er-
kannte, dieselbe seinen Collegen zu Ge«
müthe zu führen, und die heimische Er«
sindung mußte erst vom Auslande impor«
tirt werden, um eine förmliche Revolu-
lion in der ärztlichen Diagnostik zu bewir-
ken und den eigentlichen Ruhm der Wie«
ner medicinischen Schule zu begründen.
S t o l l war mit einer Tochter des fürst«
lich ESzterhäzy'schen Leibarztes Doc«
tor Mo l i t o r Edlen von Mühl fe ld
vermalt, durch deffen einflußreiche Ver>
mittlung er eben an de Haen'S Stelle
zunächst als „außerordentlicher Lehrer"
getreten war. AuS dieser bald durch den
Tod getrennten Ehe stammt ein Sohn,
Johann Ludwig, dessen unglückliches
Leben im vorigen Artikel ^S. 157) dar»
gestellt worden.
I. Dwgraphische Guellen. Denkmal auf Maxi.
milian Stoll, seinen Freunden gewidmet.
Verfaßt von Pezzl, herausgegeben von
Blumauer (Wien NS3. Rud. Gräffer
und Comv.. 34 S.. 8°.).— Grüner (Chri,
stoph Gottfr.). Almanach für Aerzte und
Nichtärzte (Jena, Stahl, 80.) Jahrg. !?83.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon