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Strachwitz) Moriz 204 Strachwitz, Moriz
vermehrte und 1A34 eine fünfte Auftage
erschien, wurden noch veröffentlicht: „Nene
Gedichte" (Breslau 1848'. 2. Aufl. 1834),
„Gedichte", Gesammtausgade (edd. 1830;
6. Ausgabe 1870, Trewendt). Von sei-
nen ungedruckten Arbeiten sind nur die
Fragmente einer Tragödie „Kodrus"
bekannt. Daß in seinem Nachlasse gewiß
noch Anderes, und zwar nicht Unbedeu»
tendes vorhanden gewesen, daran ist
kaum zu zweifeln, wo es aber während
der Sturmdewegung des Jahres 1848
hingekommen, weiß man nicht. Heraus«
geber dieses Lexikons hat aus dem Munde
einer dem Verewigten nahegistandenen
Person gehört, daß die letzten Wochen
des Sterbenden ungemein schwere, mit-
unter erschütternde gewesen. Wie sich
der Dichter ferner entwickelt hätte, ist
kaum zu bestimmen. Aus seinen ersten
Gedichten tönt noch ganz der freiheitliche
Sänger, der alle Schranken niederreißt,
heraus. Die Strophe: „Magst du, Zorn,
mich immerhin verderben in dem Leuch«
ten, in dem Lodern, besser in den Flam»
men sterben, als im faulen Schlamme
modern", charakterifirt seine damaligen
Verse. Aber lange hielt diese fortschrittliche
Stimmung bei ihm nicht vor. denn als in
Preußen die Vorboten der Achtundvier'
ziger»Bewegung gar deutlich ihre Noten
sangen, da richtete er die schärfsten Pfeile
gegen die neuen Freiheitsbestrebungen —
man lese nur sein Gedickt „Der gordische
Knoten" oder sein prächtiges „Der Him-
mel ist blau. den grünen Pocal mit rin-
nendem Golde befeuchtet". Wenn er
gar die Ereignisse deS Achtundvierziger.
Jahres erlebt und die blutigen Verirrun«
gen gesehen hätte, in welche der Kampf
um Gewinnung des Geistesfrühlings
ausgeaitet, dann würde er wohl stammen»
den Zornes von den Freiheitsmördern
sich abgewandt und ein tiefdüsteres Trauerlied auf den blutigrothen Nieder»
gang des märzlichen Freiheitsmorgens
gesungen haben. Ist es auch nicht viel,
was er geschrieben, und ob dieses We>
nige im Farbentone wechselt, das Ge«
dicht „Germania" sichert doch seinem
Namen eine schöne Unsterblichkeit, es ist
der Ausdruck der höchsten Begeisterung
des Poeten von Gottesgnaden, und in
seinen Romanzen und Historien sind
Dichtungen enthalten, die ihm eine Stelle
an der Seite Uhland's, des Altmeisters
der deutschen Ballade, anweisen. Daß
er in seinem Unmuthe sich gegen Heine
und dessen Schule gewendet, wird ihm
von Allen, so auf denselben schwören, übel
genug angerechnet; aber er hatte — und
darin war er Vollblut«Aristokrat und
mahnt mitunter an den „verabschiede«
ten Landsknecht" — den Muth, die
Wahrheit zu sagen und was ihm als
schlecht, als nichtsnutzig erschien, einfach
schlecht nnd nichtsnutzig zu nennen. Er
war. als er starb, noch nicht abgeklärt,
es war sein Geist in voller Gahrung.
Was wäre aus ihm geworden, welche
Gaben hätte er uns geboten, wenn er zur
Ruhe und Reife gekommen wäre! Nur
Einer übertraf ihn unter Jenen, die kurz
vor der Märzbewegung ihr Sturmlied
sangen: Max Wald au, der um elf
Tage jünger war als Stracbwih (dieser
13.. Wa ld au 24. März 1822 geboren)
und aus dessen „Blättern im Winde"
eine gar herrliche Melodie zu rauschen
begann; aber zu früh, freilich einige Herr«
liche Spenden <„Cordula". „Rahab",
„Nach der Natur") hinterlassend, ver«
stummte auch dieser edle Sänger.
Kurz (Heinrich), Geschichte der neuesten
deutschen Literatur von l830 bis auf die
Gegenwart. Mit ausgewählten Stücken aus
den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller
^der „Geschichte der deutschen Literatur"
4. B^mdl (Leipzig 1872. V. G Teubner,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon