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^ Adolph Wilhelm 220 Straka, Adolph Wilhelm
Bruders, mit dem er von früher Iu«
gend an zusammenlebte, zur Fortsetzung
der Studien nacd Leipzig zurückgekehrt,
sah er diesen bald darauf wegen dessen
Theilnahme an den Prager Maiunruhcn
verhaftet, und auf seine eigene Sicherheit
bedacht, flüchtete er von Leipzig auf
ein anderes deutsches Gebiet. Als er
aber daselbst in Erfahrung brachte, daß
die Untersuchungs'Commission auf dem
Prager Hradschin sich alle Mühe gab.
seinen Versteck ausfindig zu machen,
floh er, sich nicht länger in Deutschland
für sicher haltend, über den Canal nach
England. Kaum hier angelangt, erhielt
er auch schon die Nachricht, daß ihn das
Kriegsgericht in Prag zum Tode ver«
urtheilt habe. I n London war es seine
angelentlichste Sorge, sich die Kenntniß
deS Englischen anzueignen, was seinem
rastlosen Eifer auch bald so gründlich ge«
lang, daß er eine Stelle als Lehrer der
lateinischen und griechischen Sprache an
einem der ältesten Privatinstitute antre»
ten konnte. 1836 erlangte er eine Assi-
stentprofessur an der Londoner Univer«
fität, 1838 das Diplom eines Doctors
der Philosophie und 1861 die englische
Staatsangehörigkeit. Erst 1862 machte
er wieder öffentlich von sich reden, als
nämlich daS geheime Circular wegen
der Fr ist schen Zeitschrift „3v0boä.a."
einigen Staub aufwirbelte. Er ver»
wahrte sich in einem Eingesendet ääo.
London 23. October 1862 dagegen,
daß er während seines kurzen Aufent«
Haltes in Böhmen den Schriftsteller K.
Sab ina . mit welchem er über eine
ausländische Zeitschrift oder Broschüren
nie gesprochen, dazu aufgefordert habe,
für jeneS Journal Artikel zu liefern.
Betreffs der Verdächtigung seiner eige«
nen Person und seiner Familie habe er
sich bei dem Secretär des äußeren Am»
London 47. Februar 1872). Nachdem
er im hause seines Vaters, eines evan«
gelischen Geistlichen A. C. zu Krabsice,
die erste Erziehung genoffen, besuchte er
daS Gymnasium zu Zittau in Sachsen,
welches er mit dem Zeugm'ß der Reife
verließ, um auf der Leipziger Universität
zu studiren. Obwohl von deutscher Bit-
düng durchtränkt, bewahrte er doch treu
die Liebe zur Muttersprache, auf deren
Studium er sich mit besonderem Eifer
verlegte, ohne dabei die anderen slavi-
schen Idiome zu vernachlässigen. Da in
Leipzig mehrere Serben, Polen und
Lausitzer Wenden studirten. trug er sich
mit dem Plane, einen slavischen Ver-
ein zu gründen. Trotzdem Professor
Wuttke dieser slavischen Propaganda
.an der deutschen Hochschule mit aller
Entschiedenheit entgegentrat, fanden sich
doch die slavischen Studenten in heim'
lichen Conventikeln zusammen, in ihrem
Treiben vornehmlich von dem durch
seine schriftstellerischen Agitationen bö.
kannten Dr. S m o le r unterstützt und
durch den Zuwachs mehrerer Slaven
von den Miivelsitäten zu Halle und
Berlin auch numerisch gestärkt. Im Be»
wegungsjahr 1848 mit dem russischen
Emigranten M. B a k u n i n bekannt
geworden, schloß er sich diesem ener»
gischei, Agitator des Slaventh'lms bald
in engerer Freundschaft an-, lebhaft auf
dessen Gedanken über die Zukunft der
slavischen Welt eingehend, machte er mit
ihm zu agitatorischen Zwecken Reisen
durch Posen und Schlesien und wurde
ein eifriger Vermittler deS Central-AuS-
schuffeS der slavischen und deutschen
demokratischen Emigration. Nach einem
kürzeren Aufenthalte in Dresden begab
er sich 1849 nach Prag, wo er bis zur
Verhäügung des Belagerungsstandes
politisch wirkte. In Begleitung seines
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon