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Strampfer 236 Strampfer
wenn das Carl-Theater geschloffen blieb,
so wollte man dock nicht so störend in da
Vergnügen des Publicums eingreifen
Aus diesem Grunde wurde die Angele
genheit dadurch vermittelt, daßStram
pfer sein Recht an Director Ascher
abtrat, wobei er. ohne selbst das geringst,
Opfer gebracht zu haben, einen mäßigen
Gewinn von einigen Tausend Gulden
einheimste, welche ihm Ascher bezahlte.
Was immer er unternahm, scklug ein,
und nachdem er sein durch die Bühne
G. eiworbenes schon bedeutendes Vermögen
noch überdies, wie man fick erzählte,
durch glückliches Spiel in Papieren an>
sehnlich vermehrt hatte, war er theatev
müde geworden, trat 1869 seinen Pacht
gegen Ablösung von 43.0l)0 fl. an seine
Nachfolger Steiner«Geist inger ab
und zog sich ins Privatleben zurück.
Director Strampfer wurde 3andwirth
und bewirthschaftete, ganz dem Genuß
und Frieden des Landlebens sich hin
gebend, in eigener Person den käuflich an
sich gebrachten Wegscheidhof am Fuße
des Schneeberges. Da mit einem Male
verlautete eS: S t r a m p f e r habe den
alten MusikvereinSsaal unter den Tuch»
lauben um 117.000 fl. gekauft, in der
Absicht, denselben in ein Stadt-Theater
umzuwandeln. Und in der That verhielt
es sich so. Im Jahre 1870 war der Um-
bau des alten Musikvereinssaales in ein
Theater vollendet, und dieses erhielt nach
seinem Erbauer den Namen .Strampfer-
Theater". Aber aus dem Theater an der
Wien war daS Glück dem „Strampfer»
Theater" unter den Tuchlauben nicht
nachgezogen. Schon die ungünstige Lage
desselben, die beschränkten, ja ungemüth-
lichen inneren Räumlichkeiten, spater die
Zeitverhaltniffe ließen das Unterneh-
men nicht aufkommen. S t r a m p f e r
setzte eine große Summe zu. Um die Verluste auf dieser Seite auszugleichen,
übernahm er das Pesther deutsche Thea>
ter unier anscheinend sehr günstigen Ver>
hältnifsen. Aber auch da wurden seine
Erwartungen getäuscht. Er mußte tag.
lich bei zwei Theatern darauf zahlen. Ec
hielt dies aus, so lange er konnte, aber
endlich waren seine Reichthümer, so groß
sie auch gewesen sein mochten, erschöpft,
und im Herbst 1874 sah er sich
genöthigt, seine Zahlungen einzustellen
und den Concurs anzusagen. Sein Stern
war am Theaterhimmel Wiens unter»
gegangen. Für einige Jahre verschwand
nun der Name S t r a m p f e r aus der
Theater-Geschichte Wiens, bis er im
October 4878 von neuem auftauchte.
Damals meldeten die Blätter, Stram«
pfer habe die am Schottenring neu«
erbaute „Komische Oper" übernommen,
an welcher seit ihrer Eröffnung im
Jahre 1873-1878. also innerhalb fünf
Jahre, sechs Theater . Directoren zu
Grunde gegangen sind. Da die Ergeb«
nifse dieser Unternehmung bisher so
unglückliche gewesen, so erschien schon
die Bezeichnung „Komische Oper" mit
Unglück gleichbedeutend (noinen. 68t
omsn), und Director Strampfer 's
erste That war, daß er den Namen
„Komische Oper" verbannte und an
dessen Stelle den allgemeineren und auch
zweckgemäßeren Titel „Ring »Theater"
setzte. Am 27. September !878 eröff-
nete er das übernommene Theater mit
inem neuen Stücke von Anzengru-
»er. betitelt: ,Der alte Wiener'. Als
Leiter des Unternehmens zeichneten der
Oeffentlichkeit gegenüber Herr Stram«
fe r und seine Schwester Frau V ö l»
e l . deren Gemal dem Ersteren im
Zähre 1862 die Pachtung des Theaters
m der Wien ermöglicht hatte. Man hat
Director S t r a m p fe r nachgerühmt,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon