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Straschiripka Straschiripka
Paris. Daselbst soll er in den Ateliers
von Paul D e l a r o ch e und Horace
V e r n e t Studien gemacht, dann von
dort sich nach Oltenitza in d<?r groben
Walachei begeben und die Gastfreund-
schaft O m e r Paschas genoffen haben.
1860 befindet er sich wieder in Paris,
kommt aber noch im nämlichen Jahre
nach Wien, wo seine „Moderne Judith"
Aufsehen erregte. Das Bild. daS eine
kräftige, dabei schöne Mädchengestalt, die
einen Hahn halt. darstellt, wurde so»
fort als Allegorie aufgefaßt, aber ver-
schieden gedeutet, bis auf die direct an
S t r a s c h i r i p k a gericbtete telegra-
phische Anfrage eines großen Kunst«
freundes: welche Idee seinem Bilde zu
Grunde liege? auf gleichem Wege die
Antwort erfolgte: „Germania und galli>
scher Hahn". Es war dies sozusagen ein
prophetisches Bi ld, da erst ein Jahr»
zehent spater die Fesselung des galli.
schen HahneS durch die Germania er«
folgte. Vorderhand nahm der Künstler
seinen Aufenthalt in Wien. wo er im
folgenden Jahre (186l) durch seine
Reichsrathscaricaturen von sich reden
machte. Wahrend Einige dieselben ver«
teufelt schlecht fanden, schwärmten An»
dere für den Genius des MalerS. der
sich wieder in anderer Gestalt, als Carl-
caturist. offenbarte. Wir halten die
Satire nicht für des Malers stärkste
Seite und meinen, daß er mit diesen
Zeichnungen seinen Künstlerruhm nicht
bereichert habe. Auf der Rückkehr von
einer Reise, welche er 1862, n. A. 1863
mit dem Grafen W i l c z e k nach Lon-
don unternommen, um Thiere für den
in Wien gegründeten zoologischen Gar-
ten zu erwerben, wurde er durch Krank«
heit genöthigt, in Karlsruhe zu bleiben,
wo er denn auch 4863 sein künstlerisches
Heim aufschlug. Nur ab und zu hörte man jetzt seinen Namen noch nennen,
wenn seine Bilder in öffentlichen AuS-
stellungen nicht mehr die Aufmerksam»
keit. fondern vielmehr die Bewunderung
der Beschauer erregten. DieS war der
Fall mit seinem tizianisch gemalten „Fi5ch-
markt", dem „Mädchen mit den Früchten",
dem «Pagen" und „Röniy Nlamnilln", Bil»
dern, welche den Eindruck machren^ als
könne kein moderner Künstler sie gemalt
haben, und die das Wiederaufleben
einer entschwundenen Glanzepoche der
Malerei zu bekunden schienen. Von an»
deren Werken seines Pinsels auS der
Zeit seines Karlsruher Aufenthaltes find
besonders hervorzuheben ein großes
„Ao<?s Honio-Nild", Canon 's erster
Versuch auf religiösem Gebiete, dem
seine ganze Richtung bisher ferne stand'
und ein „Visdnizs der GMn Flemming",
der Gemahlin des königlich preußischen
Gesandten in Baden. — Mit einem
Male verlautete, der Künstler, welcher
bereits früher Soldat gewesen, fühle
neuerdings (1864) den Drang in sich,
auf dem Schlachtfelde Lorbeeren zu ern«
ten, er warte nur die Aufstellung einer
Armee für SchleSwig-Holstein ad, um
sich an die Spitze einer Freiwilligen,
schaar zu stellen, dle er zumeist auS
Studenten — Polytechnikern in Karls«
ruhe und Heidelberger Musensöhnen —
bilden wolle. Der Künstler, hieß es fer«
ner, habe sogar bereits den Plan dazu
entworfen und demselben ein Prome»
moria beigefügt. Kaum aber war die
Kunde von diesem etwas abenteuerlichen
Project in die Welt gedrungen, als Ca>
non selbst telegraphisch nach Wien mel-
dete, daß an dem ganzen Gerücht kein
wahres Wort sei. — Inzwischen ar>
beitete er zu Karlsruhe in aller Stille
weiter. Da ging im Jahre 1866 die
Nachricht durch die Blatter, daß Liebe
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon