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den Löwen gebändigt, d. h. daß es einer
Amerikanerin gelungen, seinen unruhi.
gen sinn ;u beschwichtigen und den
abenteuernden Künstler an die Süßig»
keit des häuslichen Philistertums zu ge.
wohnen. I n der That, der Künstker
hatte geheiratet und war dann im
Jahre l869 aus Karlsruhe nach Stutt-
gart übersiedelt. Im Mai des folgen«
den Jahres wußte die sonst gut unter«
richtete .Oesterreichische Eorrespondenz"
zu melden: «daß der Künstler aus
Afrika kommend auf seiner Fahrt nach
Stuttgart in Wien verweilt habe". —
Wahrend seines Aufenthaltes in Karls-
ruhe malte er mehrere Decken» und
Wandgemälde für den großherzoglichen
Wartesaal auf dem Karlsruher Bahn-
Hofe, sowie für verschiedene Privat.
Häuser in Frankfurt. An Staffele» bil«
bern auS dieser Zeit sind von ihm be>
kannt: „O r ll m m r l l uar iler Uriche
Kar ls I.", für den Herzog von C o«
bü rg , und „Mädchen mit der Nütze".
Nach seiner Rückkehr aus Afrika treffen
wir in seinen Arbeiten auf Motive aus
dem Orient: „Afrikanische Mwenjugt," —
„Flumingll'lllgd". von ClauS 1873rad!rt,
— „Nie Schmerthllndllrin" — „Vlljadll'e",
welche Bilder gleich seinem „Viugrnrs".
— ,Mädchen nur Fischen" — „Fischmarkt"
und ,Ner Page* für das römische Bad
m Wien bestimmt waren. Allgemeines
Aufsehen erregte aber in der Kunsthalle
der Wiener Weltausstellung l873 sein
kolossales im Centralsaale daselbst aus»
gestelltes Gemälde „Nir Vage Johannes"
das ungeachtet einer großen Menge vor-
züglicher Bilder, welche diesen Saal
schmückten, neben Wiertz'S .Sturz der
Engel" fast allein die Aufmerksamkeit
der Besucher fesselte. Man bezeichnete
damals jeneS Werk als daS schönste
und reifste deS Künstlers, und als ein berühmter Maler der deutschen Nation
beim Besuche der Kunsthalle dasselbe
erblickte, rief er, erstaunt, es unter den
übrigen zu finden: „Das ist ja gar
ein alter Meister!" Als er aber dann
näher cm das Gemälde herantretend,
den Namen Canon las, entschlüpften
ihm unwillkürlich die Worte: „So viel
kami der Mann!" I n diesen beiden Aus»
iprüchen eines Mannes, und noch dazu
eines Künstlers, liegt die ganze Kritik
des Bildes. Im folgenden Jahre rie»
fen C a n o n mehrere Aufträge nach
Wien, wo er, da ihn die Ausführung
für längere Zeit daselbst fesseln sollte,
im hause deS Malers K ra t ze r , auf
der Wieden in der Starhemberggasse
sein Atelier aufschlug, welches in dem
Wandschmuck von Waffen. Wander»
und Iagdtropbaen eine künstlerische
Illustration seines unsteten Wander»
lebens bot. Im Jahre 1873 erkielt er
von Seite des österreichischen Ministe»
riumS den Aut'trag. die Nordpolfahrer
zu Porträtiren, zu welcher Aufgabe, in
Anbetracht, daß eS galt, lauter Charak«
terköpfe abzunehmen, kaum ein iüch-
tigerer Künstler ols C a n o n berufen
werden konnte. Zu diesem Zwecke be«
gab er sich nach Fiume, wo ihm die
k. Seebehörde ein geräumiges Gemach
als Atelier überließ. Daselbst führte
er seine Aufgabe aus, indem er in
einer Episode der Nordpol«Expedition
die Mitglieder in Porträtähnlichkeit dar»
stellte, wobei er theils nach der Natur,
theils nach Photographien arbeitete.
Nach Wien zurückgekehrt, wurde er mit
Aufträgen fast überschüttet. Nun lassen
wir seine Arbeiten folgen. und zwar
erst diejenigen. welche in den öffent-
lichen Ausstellungen zu sehen waren,
dann jene, von deren Vollendung
die Journale berichteten. Daß diese
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon