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Stratimirovich) Georg 304 Stratimirovich) Georg
nach Carlowitz. Dieser 1. Mai nimmt
denn auch in der Geschickte der Süd«
slaven eine epochemachende Stelle ein.
Auf dem Congreffe erschien S t ra t i -
miro v ich als Abgeordneter der Stadt
Neusah, sprach für die Interessen stineS
Volkes und bewirkte hauptsächlich die
Annahme der denkwürdigen Beschlüsse.
Am 3. Mai fand die Aufstellung eines
CentralregierungS . Ausschusses statt, zu
dessen Präsidenten Strat imirov ich
einstimmig gewählt wurde. Am 7. Mai
rief er diesen Ausschuß als einzige oberste
Verwaltungsbehörde der serbischen Woj.
wodschait aus und suSpendirte zugleich
alle vom ungarischen Ministerium abhän«
gigen Aemter. Der Fehdehandschuh war
den Magyaren hingeworfen und auf
halbem Wege stehen zu bleiben, daran
konnte nach solchen Schritten nicht mehr
gedacht werden. Von da ab erfolgte eine
längere, wichtige Agitation der serbischen
Fortschrittsmänner, welche eS ihm schon
am 24. Mai möglich machte, das Volk
zu den Waffen zu rufen, um die engere
Heimat, der Väter Sitten, Sprache und
mit Strömen ihres BluteS erkaufte Rechte
zu vertheidigen. Am 27. Mai — nach
dem alten Styl gerechnet — befand er
sich an der Spitze von zehn« bis zwölf»
tausend Bewaffneten, die ihn sogleich zum
provisorischen Oberbefehlshaber aller ser«
bischen Truppen im Gebiete der Wojwo-
dina ernannten. Aber auch die Ungarn
waren nicht unthätig geblieben. B^reitS
rückle der von der ungarischen Revolu»
tionSregierung mit dem Oberbefehle des
Heeres betraute General HraoowSky
j^Bd. IX, S. 350) auf Carlowitz vor,
um den Odbor zu sprengen. Aber S.
leitete die Vertheidigung, bemächtigte sich
rasch deS Arsenals von Titel, so daß er
seine improvisirte Armee mit vierzig Ka>
nonen ausrüsten konnte. Nun begannen aucb die blutigen Gräuel, m welchen
Nationalhaß, Barbarei und Fanatismus
an Grausamkeit sich überboten. Wir
nennen im Folgenden nur die Haupt»
Momente des Kampfts. jene, an denen
S. persönlich theilnahm, seine Truppen
begeisternd. Er schlug zunächst — am
14. und i3. Juli — die Magyaren bei
Szent Tamas und Földvär. Es waren
dies Siege mit seiner kleinen undiscipli«
nirten Scdaar über die an Zahl weit
überlegenen ungarischen Linientruppen.
Er opernte immer mit ungemein großer
Vorsicht und wendete alle Arten von
Scheinangriffen an, um scden Plan seiner
Gegner zu vereiteln. Am 23. Juli be>
mächtigte er sich PancsouaS, von wo er
am folgenden Tage ein Manifest an die
verschiedenen Volksstämme des BanatS
erließ. Bald darauf kehrte der Patriarch
Rajacsich sBd. XXIV, S. 299) vom
kaiserlichen H Kläger zurück, überblickte
den Stand der Dinge und übernahm,
wie eS schien. auS Besorgniß vor Ueber«
sckreitungen S.'s, sofort die Zügel der
Regierung, denselben auf den Oderbefehl
über die Nationalarmee beschrankend.
Am 18. August schlug dieser die Ma-
gyaren neuerdings bei Szent TamaS und
drängte, im ungestümen Vorrücken alle
Hindernisse, die sich ihm entgegenthürm»
ten, bewältigend, nach blutigen Kämpfen
die magyarischen Besatzungen auS Sireg,
Temerin und Ierek, wendete sich gegen
den Kanal und die Theiß und machte die
ganze Linie frei. Nach Sprengung des
serbischen LagerS in PeilaS durch die
Magyaren rückte er sofort, überall auf
dem Marsche die zerstreuten Flüchtlinge
sammelnd, an die bedrohte Stelle, ver«
einigte sich mit Knican in ^Bd. XI I ,
S. 13^ und deckte Pancsova und Titel.
Als Anfangs September dio Serben bei
Perlas von K i ss >^Bd. XI , S. 33^ hart
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon