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Sträub^ Joseph Ignaz 313 Sträub^ Joseph Ignaz
vom Jahre 1809 als Kronenwirth zu
Hall, geb. ebd. 1772, gest. am 16. Oc-
tober 1850). Die S t r a u b'sche Fa>
milie stammt von Schwaz. Der als
angesehener Bürger daselbst seßhafte Ur-
g'roßvater I o sep hs erhielt 1634 von
Ferdinand I I . einen Wappenbrief und
die Siegelgerechtigkeit für sich und seine
Nachkommen. Sein Sohn übersiedelte
1720 nach Hall, wo er sich das Wirths-
haus «zur goldenen Krone" kaufte. Des
Majors Vater, Magistratsrath und
Stadtrichter zu Hall, starb 1787, sei-
nen vier Kindern ein ansehnliches Ver»
mögen hinterlassend. Der für dieselben
als Curator bestellte Ulrich S traub.
ein sehr wohlhabender Mann, bethätigte
seine besondere Zuneigung für unseren
Joseph , den ältesten der drei Brü-
der, durch die vorzügliche Sorgfalt, mit
welcher er dessen Erziehung leitete. Er
schickte ihn auck zur Erlernung der ita»
lienischen Sprache nack Wälschtirol, bei
welcher Gelegenheit dieser ganz Süd»
tirol kennen lernte, sowie Oberitalien
bereiste. Der C^rator übte überhaupt
den entschiedensten Einfluß auf Gesin-
nung und Charakter seiner Mündel.
Selbst ein echter Tiroler und treuer An.
Hänger des ErzhauseS. ermähnte er auch
die Jungen, fest an demselben zu hal«
ten. Als er dem Sterben nahe war,
rief er sie zu sich und predigte ihnen:
„Spendirt nur den letzten Kreuzer fürs
HauS Oesterreich, für unseren Kaiser
F r a n z und zum Opfer für das ganze
deutsche Kaiserreich. Richtet Euch nur
recht gute Stutzen und wehret Tuch
tapfer; eS wird noch recht Vieles brau«
chen." Der junge S t r ä u b führte nun
das Wirthsgeschäft deS VaterS fort.
Die Wirthe und ihre Gasthöfe spielen
aber in den Tiroler Kämpfen eine große
Rolle. Scbon Freiherr von Ho rmayr bezeichnet sie als Hauptausgangs, und
Stühpuncte im Kampfe für das Vater«
land. Die Wirthe, welche wie die Glie-
der einer Kette durch das ganze Land
sich zogen. zeigten sich am geeignetsten,
das Feuer in den Herzen der Patrioren
zu schüren. In des Wirthshauses lusti»
ger Umfriedung lag auch der natürliche
Schießstand, daselbst standen die leeren
auf den Kopf gestellten Weinfässer mit
darüber gelegten Brettern , über welche
die Kugeln der Schützen dahinflogen, um
das Best freiend, welches der Wirth zur
Ehre der Schützen und zur Feier des
Sonntages gespendet. Ohne Verdacht
zu erregen, konnten die Wirthe Pro-
vicmt und andere Kriegsbedürfnisse in
ihren Kellern aufbewahren und in die
Reihe der mit echtem Tiroler Weine
gefüllten Fasser auch einige Fäßleiu Pul«
ver und Blei stellen. Als d^r Sandwirth
Hofer , den Kopf voll Gedanken zur
Befreiung des Landes, von Wien kam,
da wendete er sich sofort an diese patrio-
tischen Männer. Er war mit den meisten
persönlich bekannt und wußte gar gut
die tauglichsten aus ihn^n herauszusin»
den. Er hatte nicht vergessen, daß
St räub bereits 1797 bei der Landes-
Vertheidigung gegen die Franzosen sich
ausgezeichnet, daß er ohne Entgelt die
Lieferungen für die ausgezogene Mann-
schaft übernommen, daß er am 23. März
durch Entschlossenheit und Muth einige
Wagen mit 6000 Star Korn bei Brixen
aus den Handen der Feinde gerettet.
Der Sandwirth dachte daran, daß
S t r ä u b 1803 beim Einfalle der
Franzosen als Unterschützenmeister deS
Haller Schützencorps gekampft, waS
dem Patrioten großen Schaden an Hab
und Gut gebracht. Daher betrat An.
dreas H o f e r jetzt das Wirthshaus
, zur goldenen Krone" ^gegenwärtig ,zum
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon