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Sträube 319 Sträube
nicht nur jahrelang ständiger Referent
des Burgtheaterä, sondern leitete auch
in Abwesenheit deS Redacteurs das
Blatt und schrieb die Anzeigen besserer
schöngeistiger Werke. Im Vormärz ge-
hörte er auch zu der poetischen Tafel-
runde des Neuner'schen sogenannten
silbernen Kaffeehauses, wo sich die Dich-
ter und Schriftsteller Wiens, von denen
wir A u e r s p e r g (Anast. G r ü n ) ,
Bauernfe ld . Castel l i . Frankl .
Lenau und With Hauer anführen,
zu versammeln liebten. Noch einer histo»
rischen, aber nur sehr wenig bekannten
Arbeit Straube's sei gedacht, über
welche der Herausgeber dieses Lexikons
aus deS Autors eigenem Munde Mit»
theilungen erhielt. I n seinem Dienste
wurde er, wenn ich mich recht entsinne,
einmal zur Uebernahme archivalischer
Acten nach Böhmen geschickt, und dolt
entdeckte er auf einem S.chlosse wichtige,
die Geschichte Wallenstein's betref-
fende Acten, welche er nach Wien brachte,
wo sie in den glücklicherweise sehr trocke»
nen Kellerraumen der vereinigten Hof-
kanzlet eine provisorische Unterkunft fan-
den, spater aber wohl in daS kaiserliche
HauS«. Hof« und Staatsarchiv gebracht
wurden, denn dort befinden sich in der
Abtheilung .Böhmen, Mahren, Schle-
sien" folgende Arbeiten S t r a u b e ' s :
„Dreizehn Monate aus Wallenstein's
Leben. Actenmäßige Darstellung aus den
im Archive der k. k. vereinigten Hof»
kanzlei zu Wien kürzlich aufgefundenen
Schriften seiner eigenen Kanzlei" (ein
Band Concept 36 Bl. ' ein Band Ab-
schrift desselben 74 Bl. Fol.) und .Ma.
terialien zu einer Geschichte Wal len»
stein's. Herzogs von Friedland. Ac«
tenmäßig zusammengestellt und mit Be«
nützung der besten Quellen. Schrift»
stell er" (330 Fol. Seiten). S t r ä u b e ist kein Autor ersten, auch nicht zweiten
Ranges, aber er ist ein guter Autor,
der, weil er seine Stoffe meist in nach«
ster Nähe suchte, auch wenig über das
Weichbild Wiens hinaus bekannt wurde
und im übrigen Deutschland so fremd
blieb, daß ihn die Literaturgeschichten
von Gottschall. Laube, Menzel,
Kurz gar nicht kennen und sein Name
nicht einmal in den Schriftsteller'Lexika
vonKehrein undBrümmerzu finden
ist. Julius Seidlitz, der die österreicki»
schen Zchriftsteller nicht eben mit Glacä»
Handschuhen anzufassen liebt, schreibt
wörtlich über ihn: „Sträube ist ein
Schriftsteller. dem es mit der Kunst
wahrhaft ernst. Seine Recensionen, vor«
züglich jene in der „Wiener Zeitschrift",
zeigen von klarer Auffassung, tieferem
Eingehen in den Gegenstand und sein
Urtheil ist, fern von aller Pedanterie,
männlich und ernst. I n seinen Novellen
offenbart sich ein Ringen mit dem öfter-
reichischen Geiste, ein Streben, sich aus
den stereotypen Fesseln österreichischer
Novellistik loszureißen. Sicher einer der
talentvollsten jüngeren Dichter, redigirte
er kurze Zeit den nun eingegangenen
„Jugendfreund"." Selbst der Pamphle»
tist, welcher den ,Oesterreichischen Par«
naß" bestieg und (Frey'Sing bei Atha«
nasius sHoffmann und Comp. in Ham«
burg^ 8".) herausgab, rühmt ihm „cor>
recten Styl, oft geistreiche Prosa und
viel kritischen Scharfsinn" nach. wenn
er ihm auch Neigung zu Plagiaten vor-
wirft und unter dessen Poesien einige
herzlich schlecht findet. Jedenfalls stand
Sträube als vormärzlicher Schrift,
steller in einem gewissen Ansehen, wel-
ches durch seine Stellung als Censor
noch erhöht wurde. Ja als Director
C a r l im Jahre 1840 einen Preis für
daS beste Stück, welches bis zu einer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon