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Strauß) Johann I. <Vater) Z27 Strauß, Johann I. (Vater)
schen „Deutschen veterinärischen
Zeitschrift" ist im Jahrgange 5842
seine Abhandlung „Ueber Eiterknoten"
enthalten.
Die Gegenwart (Wiener Unterhaltungs»
blatt. 40), Jahrgang 1846. Nr. 13.. „Ne-
krolog".
ß, Johann I. Vater (Tanz«
Componist. geb. in Wien 14. Mar^
1804. gest. ebenda am 23., n. A. schon
24. September 5849). In seines Vaters
Wirthshalls «Zum guten Hirten" in der
Wiener 3eopoldstadt verlebte der Sohn
die Zeit seiner Kindheit und seiner Kna-
beniahre. Frühzeitig verrieth sich das
große Musiktalent des Jungen, der auf
einer Kinderaeige nachzuahmen versuchte,
was er des Abends von den Svielleuten
in der Schänke vernommen hatte. Als er
in die Schule kam, fand er bei seiner
Vorliebe für die Musik am Unterrichte
kein Gefallen, und erst als der Lehrer
dessen Talent entdeckte und ihm deshalb
seine Theilnahme schenkte, ging eS auck
in den anderen Gegenständen besser mit
ihm vorwärts. Nur zu bald schlug die
Stunde, in welcher die Eltern über ihres
KindeS Zukunft zu Beschlusse kommen
mußten. Einen Wirthshaus-Fiedler woll»
ten sie ihren Sohn doch nicht werden
lassen, ihn durch gute Lehrer in der Musik
auszubilden fehlten leider die Mittel, so
sollte er denn ein Handweck lernen, und
eS wurde beschlossen, ihn zu einem Buch«
binder in die Lehre zu geben. So kam
er zu einem solchen, zu Johann Licht»
scheidl in der Leopoldstadt, welcher sich
dem Burscken, der bei seinem Hange zur
Musik mit dem schlichten Handwerk sich
nun und nimmer befreunden wollte, nicht
eben als gütiger Lchrherr erwies. Nichts«
destoweniger wurde der Knabe ein ge-
schickter Buchbinder, und als er bereits der berühmte Walzcrgeiger geworden,
bewahrte sein Lehrherr noch ein von jenem
gebundenes lateinisches Gebetbuch (Okä-
oium. Ii.alv002ig.num)) das später in die
Hände des Wiener Literaren Adolph
Karl Naske sBd.XX> S. 88) gelangte.
Aber bei dem Widerwillen, mit welchem
der Lehrling die Buchbinderei betrieb,
kam es zwischen diesem und dem Meister
immer wieder zu Conflicten, deren einer
sich endlich dahin zuspitzte, daß Licht,
scheidl seinen widerspenstigen Bursch n
beim Schöpfe nahm und aus der Werk«
statte zum Boden hinaufschleppte, wo er
ihn mit Stricken festband. S t r a u ß
schiie nun aus allen Leibeskräften, und
die Frau des Lehrherrn, ein gutes, sanf-
tes Wesen. daS den stillen musikalischen
Knaben längst liebgewonnen und ihm
überhaupt, so weit sie dazu in der Lage
gewesen, GnteS erzeigt hatte, befreite
ihn von den Banden. Er vergaß ihr
die ihm erwiesene Güte niemals. cr
ehrte und schätzte sie und unterstützte
sie bis an ihr Lebensende. Endlich aber
wurde dem Lehrling die Tyrannei des
Meisters doch zu arg; er verließ ihn
heimlich und floh, da er den Muth nickt
hatte. inS Elternhaus zurückzukehren,
nach Döbling. Dort sah und erkannte
den Knaben ein Herr, der in der Nähe
der Eltern desselben wohnte; er, dem
sich der entlauftne Lehrling in seiner
Noth anvertraute, übelnahm jenen gegen«
über die Vermittlerrolle; ja er bat sie,
ihm den Knabcn, den er in der Musik
ausbilden wolle, zu übergeben. In der
That blieb Strauß bei diesem Herrn,
der ihn zugleich mit seinem Sohne von
dem Musiklehrer Poly scha n sky unter»
richten ließ. Den Namen dieses Wohl-
thäters kennen wir nicht, und auch Herr
Scheyrer, der in breitspuriger Weise
minder Interessantes über St rauß be-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon