Seite - 332 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
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Strauß) Johann I. (Vater) 332 Strauß, Ichann I. (Vater)
Belgien. I n Mecdeln aber kam es zwi-
säen ihm und der Gesellschaft, welche
indessen von seiner Absicht, nach Eng-
land zurückzukehren. Kenntniß erhalten
hatte, zum offenen Bruch. Jedoch war
Strauß in seinem Reckte, die auf ein
Jahr geschlossenen Contracte liefen erst
im Oclober ab. Sein gemüthliches We«
len. überdies durch den letzteren Um-
stand unterstützt, führte seine Leute zum
Gehorsam zurück. und so landete er
denn am 27. September wieder in
Southampton. NunHegann neuerdings
die Concerie-Iagd, denn so muß man
füglich diese Tour nennen, auf welcher
er in Reoding, Cbeltenhom. Leaning»
ton, Worcester. Leicester. Derby. Not-
tingharn und Chefsield sich hören ließ.
I n letzterem Ort aber kam er übel
genug an. Chefsield ist eine meist von
Quäkern bewohnte Stadt und der Con»
certsaal war sehr spärlich besucht. Noch
schlimmer erging eä ihm aber in Hali»
f.>r. wo sich nur sieben Personen im
Theater einfanden. Erst alä die Musik«
freunde in der Stadt erfuhren, daß eS
der berühmte Wiener»CapelImeister ge>
wesen. welcher daS Concert gegeben,
das sie nicht besucht hatten, nahmen
der Theater. Direclor und einige der
vornehmsten Einwohner der Stadt Ex.
tiapost und holten S t r a u ß noch in
Leeds ein, wo sie ihn nach artigen Ent.
schuldigungen und vorgeschlagenen Ga«
rantien zur Rückkehr überredeten. An-
fangs November begab er sich mit sei.
nem Orchester nach Schottland, trat in
Edinburgh und GlaSgow auf und kehrte
dann — aber bereits stark leidend —
nack England zurück... wo sein Zustand
sicb mit jedem Tage verschlimmerte.
Durch eine starke Dosis Opium, die ihm
ein Arzt in Derby verabreicht hatte, sah
er sich dem Tode nahe. Ungeachtet seines Besorgniß erregenden Zustandes trat er
die Rückreise nach dem Continent an.
I n Straßburg, Kehl und zuletzt in
Linz traten jedoch derartige Steigerungen
seines LeidenS ein. daß man die Hoffnung,
ihn lebend nach Wien zu bringen, be»
reits aufgab. Als er endlich sterbens»
krank in Wien eintraf, überfiel ihn ein
Nervenfieber von furchtbarer Heftigkeit.
Sein Namensvetter Dr. Franz St rauß
sS. 362. Nr. ^ entriß ihn durch ge.
schickte Behandlung dem Tode. Mit
Beginn des Carnevals war die Gene«
sung bereits so weit vorgeschritten, daß
Strauß seine Functionen als Capell»
meister wieder aufnehmen konnte. Sein
ersteS. Auftreten beim S p e r l glich
einem Volksfeste. Obwohl ihm sein Arzt
dringend Schonung geboten hatte, un-
terließ er es doch, diesem Rathe nach«
zukommen, und geigte wie zuvor dar«
auf los. An einem der letzten Tage des
Carnevals spielte er bei dem russischen
Gesandten und wieder mit seinem hin>
reißenden Zauber. Aber gegen die Mit«
ternachtsstunde wurde der Künstler im-
mer schwacher und schwächer, und eben
hatte er ein Tanzstück geendet, als er
besinnungslos vor dem Notenpulte zu»
sammenbracb. Eine monatelange schwere
Krankheit — ein Nierenleiden — bielt
ihn nun ans Zimmer gebannt, daS er
erst, im Frühjahr 1839 wieder verlassen
konnte. Am I.Mai genannten Jahres
begingen die Wiener im Augarten, wo
er zum ersten Male wieder auftrat und
sie zu Tausenden sich eingefunden hatten,
sein Genesungsfest. Die nächsten zwei
Jahre brachte der Meister, einen kurzen
Ausfiug nach Brunn abgerechnet, in
Wien zu. Diese Zeit ist insofern bemer-
kenswerth, als S t r a u ß in derselben
den bis dahin mit Vorliebe getanzten
Galop durch die viel zierlichere
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon