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Strauß, Johann I. (Vater) 333 Strauß, Johann I. (Vater)
dr i l le , welche er in Paris genau stu«
dirt hatte, verdrängte und die letztere
mit dem glänzendsten Erfolge in Wien
heimisch machte, wo sie bis^ auf den
heutigen Tag sich erhalten hat. Mit
diesem Tanze trat er zueist imOpuS 124
— „Wiener Carneval - Quadrille" —
auf , welcher dann die »Jubel«",
.Mode-". „Uauto Volös-", „Saison-
Quadrille" u. a. folgten. Galope com«
ponirte er von dieser Zeit an nicht mehr.
sondern abwechselnd nur Walzer, Q>ia«
drillen und Polka, sowie etliche Marsche,
von denen der berühmte . Ra 0 etzky«
Marsch" ein opaisch wurde. Im No«
vember ^84l machte S t r a u ß einen
Ausflug nach Pesth. von dort nach
Raab; nach seiner Rückkehr brachte er
in Wien zum ersten Mal die berühmten
noch heute auf dem Repeitoire stehenden
,Donaulieder" (0p. 127) zur Auffüh.
rung. Am 16. April l843 gab er feinem
alten Collegen 3 a n n e r mit der
Bürger» Musikbande das letzte Chrenge«
leite. Im Spätherbst 1844 unternahm er
eine Kunstfahrt nach Olmütz, Troppau.
Teschenund Neutitscbein. im Herbst 1845
wendete er sich wieder nach Norddeutsch«
land und concertirte in Dresden, Mag«
deburg und Berlin. I n letzterer Stadt
wurden ihm mannigfache Huldigungen;
nicht nur. daß sein Nildniß in Stahl»
stich und Steindruck in allen Auslagen
hing, daß man Modeartikel nach ihm
benannte, daß der König selbst bei
einem Concerte im Kroll'schen Garten
erschien und den Meister persönlich zu
einer Production im Schlöffe einlud,
die schönste Huldigung bereitete ihm der
damalige Prinz von Preußen, heutige
Kaiser von Deutschland, welcher über
200 Musiker auS den verschiedenen Mu«
sikcorpS der preußischen Regimenter un-
ter der Zeitung deS General'Capellmei- fters Wipprecht in den Kroll'schen
Saal öeordern und Strauß mit seinem
Orchester als Zuhörer dahin einladen
ließ. Die königlichen Prinzen, die Gene«
ralität und viele Personen des hohen
Adels fanden siH ^u diesem dem W>e«
ner Meister zu Ehren veranstaltete:,
Huldigungsconcerte ein. Zu seiner Ab«
reise von Berlin wurde ihm ein groß-
artiger Fackelzug mit Serenade gebracht.
Bei seiner Heimkehr aus dem Norden
erfolgte seine Ernennung zum Hofoall«
Musikdirector. Er hatte seit 1833 nur
die Musik der Hofbälle zu besorgen
gehabt. Nachdem er dann im Herbst
1846 in Oesterreichisch- und Preußisch-
Schlesien, und zwar in letzterem zu
BreSlau und Ratibor. Concerte gege«
ben . machte er im Herbst 1847 einen
zweiten AuSftug nach Berlin. Als er
bei einem Hofconcerte in Charlotten-
bürg den österreichischen Defilirmavsch
(0p. 209) vortrug, sagte der König zu
ihm: .Hören Sie, der Marsch gefallt
mir, er gehört mir und heißt für ewige
Zeiten preußischer Armeemarsch" ^ob
derselbe auch bei Königgratz und in den
Nebeln von Chlum gespielt worden, ist
mir nicht bekannt^. Von Berlin aus
besuchte S t r a u ß im genannten Herbst
Hamburg, wo er Hindernisse deS Zunft«
neideS zu besiegen hatte. Man verwei«
gerte nämlich dem Meister eine Orcke«
sierverstarkung. welche er dringend benö«
thigte. Selbst die Verwendung eineS
Senators blieb ohne Etfolg. Er mußte
daS Gewünschte mit theurem Gelde durcb
einen Agenten auS Harburg besorgen
lassen. Diese Unfreundlichkeit der Ham«
burger erwiderte er durch ein Concert
zum Besten der Armen. welches für
dieselben einen Ertrag von 600 Mark
ergab. Von Hamburg aus besuchte er
Hannover, wo ihn der König auf daS
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon