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Strauß) Johann I. (Vater) 338 Strauß, Johann I. (Vater)
hatten, daß er ihnen den „Rakoczy.
"Marsch" aufspiele. Er lehnte dieses
Verlangen entschieden ab, unbekümmert
um die Zeichen deS Mißfallens, welche
ihm seine Weigerung einbrachte. Hier»
auf gab er in Mainz, Darmstadt.
Coblenz, Bonn. Köln. Düsseldorf und
Elberfeld Concerte. Aber die drückende
Stimmung, die allenthalben herrschte,
ließ ihn seiner Aufgabe nicht froh wer-
den. und er athmete förmlich auf, als
er in Brüssel eine heitere Stimmung
und volle politische Unbefangenheit an-
traf. Am 2l . April fuhr er noch ein«
mal über den Canal nach England.
Eine schmerzliche Begegnung mit der
Fürstenfamilie M e t t e r n i c h ergriff
'ihn sichtlich. Vom 24. April bis 9. Juli
weilte er auf englischem Boden und gab
in dieser Zeit 33 Concerte, theils in
öffentlichen Localen. theils bei Hofe,
theils in den Soireen deS hohen Adels.
I n der Zwischenzeit machte er AuSstüge
nach Brighton, Cheltenham, Green»
wich und Oxford. Nachdem er noch auf
Wunsch zahlreicher Damen der höchsten
Aristokratie in einem Privatlocale ein
Benesice- und Abschieds »Concert gege-
ben, dessen Erfolg nach jeder Seite hin
ein außerordentlicher war, rüstete er
sich zur Heimkehr. Am Tage seiner Ab-
fahrt spielte eine Musikcapelle vor dem
Hotel, in welchem er wohnte, und bei
der Fahrt auf der Themse gab man
ihm in zahlreichen Schiffen das Geleite,
während ein Orchester die weltbekannte
Melodie aus Raimund's „Verschwen-
der": „So leb'denn wohl, du stilles
HauS" aufspielte. Damals beschlich ihn,
wie er einmal aussprach, die erste
Ahnung, daß er London nicht wieder
sehen werde. I m Juli traf er in Wien
ein und trat am 15. d. M. zum ersten
Male wieder im Casino U n g e r zu HernalS auf. War er wahrend seines
Aufenthaltes in London manchmal von
einer inneren Verstimmung befallen
worden, welche sich 'insbesondere in" sei'
nen Briefen an Wiener Freunde ohne
Rückhalt aussprach, und hatte sick dazu
noch körperliches Unwohlsein gesellt, das
ihn auf trübe Gedanken brachte, so
besserte sich nack seiner Ankunft in Wien
Stimmung und körperliches Befinden
in auffallender Weise von Woche zu
Woche. Am 16. September gab er wie»
der im Casino Unger ein Concert, in
welkem er den neu componirten „Je.
l a ä i 6-Marsch", 0p. 244. vortrug.
Während des Spiels befiel ihn ein Un>
Wohlsein, welches er jedoch nicht Herr
über sich werden lassen wollte. Und so
hielt er wahrend der vierstündigen Pro-
duction tapfer Stand. Obwobl er die
nächstfolgenden Tage sich auch nicht
besser befand, spielte er doch am
19. September — und zwar zum letz.
ten Mal — in den Sperl«Sälen.
Aus den 22. September war die Abhat-
tung des BanketS zu Ehren des Hel-
denmarschalls Radetzky festgesetzt.
S t r a u ß hatte die Direction der
Musik übernommen und begann trotz
seines Unwohlseins mit der Compo»
sition eineS Banket,. Marsches , dessen
Fragmente als posthumeS Werk aus-
gegeben wurden. Aber schon am
21. September warf ihn der Schar-
lach auf das Krankenlager, welches er
nicht mehr verlassen sollte. Wohl boten
seine beiden Aerzte Dr. I n nh auser
und Dr. Raimann ihre ganze Kunst
auf, den Meister zu retten. Aber am
25. September bald nach Ein Uhr
Morgens, wenige Minuten, nachdem
Dr. I n n h a u s e r den Kranken, bei
dem keine sichtbare Verschlimmerung des
Zustandes eingetreten war, verlassen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon