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Strauß) Johann I. (Vater) I I 7 Strauß, Johann I. (Vater)
.Walzer Könige", in den „Wiener pi«
kanten Blattern". 4878, Nr. 31—32,
Aufklärungen enthalten. Emi l ie selbst
fristete in späteren Jahren aufs arm«
lichfie ihr Leben hin. — Was die äußere
Erscheinung des Meisters betrifft, so war
er eine kleine zierliche Gestalt, welcke.
durch die Nettigkeit der Toilette geko-
ben, einen angenehmen Eindruck machte.
Die seltsame Form seines Kopfes be«
zeichneten die Franzosen, welcke nie um
ein Wort verlegen sind. mit tsts okrrss.
Im Uebrigen war er mehr schweigsamer
Natur, wenn or sich auch in heiterer
Gesellschaft, ohne gerade redselig zu sein,
leicht geben ließ. Er galt nicht nur nicht
als Spaßverderber, sondern namentlich in
jungen Jahren und als er noch mit
Lanne r gemeinschaftlich spielte, war
er eS, der manchen tollen Streich er-
sann und ausführte. Wenn er spielte,
schien er ein Anderer geworden zu sein,
so ging er mit Leib und Seele in den
Tönen auf, welche sein Instrument
hervorgaukelte. Neber die Bedeutenheit
seines Compositionstalentes, über sei-
nen Einfluß auf das Wiener Musikleben
und seine Stellung in der Tonkunst
überhaupt theilen wir das interessante
Urtheil »nter l l l . , S. 341) deS com«
petentesten Fachmannes in Musiksachen
Eduard Hanslick mit. Bei Lebzeiten
erreichten seine Compositionen im Gan»
zen die Opuszahl 24 l , in welcher die
ersten drei Bürgermarsche nicht eingerech«
net sind. Nach seinem Ableben wurden
noch zehn Oxyra. herausgegeben. Diese
25 l Opora vertheilen sich in 132 Wal-
zer und „Tänze", 24 Galope, 6 Cotil-
lonS und Contretänze, 32 Quadrillen,
13 Polkas. 18 Märsche mit Inbegriff
der drei ersten mit keiner Opuszahl
bezeichneten Wiener Bürgermärsche, und
sechs Potpourris. Der Enthusiasmus des Publicums. die Lobsprüche der
berühmtesten Tonmeister, wir nennen
beispielsweise E h e r u b i n i, Meyer -
beer . Moscke les , M e n d e l s-
f o h n , die Huld der Kaiser und Kö-
nige begleiteten ihn auf seinen Fahrten
durch die Kunstwelt und das Leben. Die
Summen, welche seine Wohlthatigkeiis«
Concerte ergaben, erwarben ihm außcr
dem Ehrenbürgerrechte mehrerer Städte
des Kaiserthurns auch jenes der Reichs«
Hauptstadt Wien. Von den Diplomen,
die ihm von zahlreichen Musikvereinen
zugeschickt wurden.
jenes des Cäcilien«
S t r a u ß ist der nennen wir nur
Vereins in Rom.
populärste Musiker
der Erde. und unzweifelhaft wäre sein
Name auch ohne den glücklichen Um-
stand, daß seine Söhne zum Theil das
schöne Talent des Vaters erbten, in
bleibender Erinnerung geblieben. Wenn
ein Feuilletonift ihm als Nachruf die
geistreiche Phrase inS Grab nachwirft:
„in Europa verbreitete er persönlich die
dreimal süße Lehre vom göttlichen Leicht«
sinn deS Alt-WienerttiumS«, so möchten
wir dieselbe nur mit der Modification
acceptiren, daß wir an Stelle deS zwei-
deutigen Wortes „Leichtsinn", die un«
gleich richtigeren und bezeichnenderen:
„leichter Sinn" fetzen. — Die musita -
lischen Lexika sind unserem Meister nicht
immer grün. und eS blickt sin wenig
Zunftneid heraus, wenn der sonst so
wackere und bedächtige Gaßner ganz
unrichtig und unberechtigt schreibt:
. S t r a u ß verdankt seinen ausgebrei-
teten Ruf hauptsächlich dem alleinigen
Verleger seiner „sämmtlichen Werke"
Tobias HaSl inger in Wien, welcher
davon wahre Pracht«Editionen veran«
staltet, durch die Hunderte feiner Ge«
schäftsfreunde ganz Europa damit ve»
sorgt und auch Mittel und Wege kennt,
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. XXXIX. sGedr. <3 August 1879.) 22
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon