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Strauß) Friedrich Dionys 363 Strauß, Friedrich Dionys
übte. Er diente vierzig Jahre als Bezirks»
arzt der Leopoldstadt und galt als eine der
volkstümlichsten Persönlichkeiten des vor»
und nachmärzlichen Wien. Er war es auch.
der seinen Namensvetter, den Walzerkönig
Strauß, zweimal, im Winter 1535 und im
Frühlinge 1839, in lebensgefährlicher Krank«
heit behandelte und beide Male dem Tode
entriß. Seinen ärztlichen Ruf begründete er
in den Dreißiaer'Iabren. als die Cholera-
feuche zum ersten Male in Wien ausbrack
und allenthalben Schrecken und Entsetzen
verbreitete. Da war es St rauß, der mit
hochsinniger Unerschrockenheit seines AmteS
waltete und der um sich greifenden Ver<
wirrung durch Energie und Umsicht steuerte.
Für leine mannigfaltigen Verdienste als
Arzt erhielt er von Seite der Staot Wien
die höchste Auszeichnung, welche die Com,
mune der Reichshauptstadt verleihen kann.
vie goldene Salvator« Medaille, von seinem
Kaiser aber das Ritterkreuz deS Franz Joseph«
OrdenS und den Titel eines Medicinalrathes.
Durch seine fast athletische Erscheinung fiel
er überall auf, wo er erschien, durch seine
schlichte, biedere, dabei energische und frei.
müthige Weise aber getvann er sich sofort
die Herzen Jener, welche seines Rathes und
seiner Hilfe bedurften. Auch genoß er den
Ruf eines eifrigen NumiSmatikers und besaß
eine Münzensammlung, welche nach den:
Urtheile von Kennern die bedeutendste aller je
im Besitze von Privaten befindlichen war. Cr
erreichte das hohe Alter von 84 Jahren und
starb als Senior der Wiener medicinischen
Facultäc. ^Schramm« Mac donald (Hugo
Dr.), Die Urne. Iahrburch für allgemeine
Nekrologie (Leipzig t876. E. G. Theile, 8".)
I I . Jahrg. (1874). S. 83.) — 2. Friedrich
Dionys Strauß (geb. in Mährilch'Trübau
am l6., n. A. 17. Februar 1660. gest. im Chor,
Herrenstifte Hradischt bei Olmütz am l7. Juni
4720). Sohn eines Malers. In früher Jugend
schon zeigte er ein hervorragendes Talent
für Kunst. Nachdem er in das Prämolz^
stratenser Chorherrenstift zu Hradischt bei
Olmütz eingetreten, setzte er seine künstlerische
Beschäftigung fleißig fort. Zu den Disputa-
nonsthesen, welche zu jener Zeit gedruckt
vertheilt wurden, führte er nicht selten Ent»
würfe und Zeichnungen aus, welche so ge»
lung?n waren, daß sie dle Aufmerksamkeit
seines Abtes auf sich zogen. Damit das auk»
geprägte Talent nicht verkümmere, schickte
dieser den jungen Mönch nach Olmüh in das Augustiner.Chorherrenstift zu Allerbeili.
gen. dessen Dechant Martin Anton 3ub-
l insky (geb. 1643, gest. 1690) — und nicht
Lebl insky, wie Dudik ihn nennt —
ein sehr tüchtiger Maler war. Bei diesem
machte der junge Künstler bald so große
Fortschritte, daß sein Abt sich veranlaßt fand,
ihn zur weiteren Ausbildung nach Rom zu
brinaen. Im März 1690 trat St rauß die
Reise dahin über Venedig und Florenz an.
Nur durch einen Besuch Neapels unterbrach
er die dreijährige Arbeit im Prämonstraten-
serkloster. Nach den besten Mustern gebildet,
deren die ewige Stadt so viele besitzt, kehrte
er nüt einer großen Anzahl Copien der herr-
lichsten Werke alter Meister in seine Heimat
zurück, wo er auch fernerhin künstlerisch
thätig war. Von seinen Arbeiten sind fol-
gende zu verzeichnen: die Fresken im Biblio»
thekssaale seines Klosters Hradischt; — sammt»
liche Plafonds in den Gemächern der Abts*
Wohnung; — die Fresken in den Convents»
gängen; — die Fresken in den Residenzen
auf den dem Stifte Hradischt gehörigen
Gütern; — die Decke in der Capelle zu
Schebetau; — ferner in Oel: die Altar-
bilder in der Kirche am heiligen Berge bei
Olmütz, und in der Capelle zu Schebetau.
Von seinen zahlreichen Arbeiten haben sich
nur die bisher angeführten erhalten. Der
Augsburger Kupferstecher Philipp Jacob
Leidenhoffer hat das Bildmß deß Avtek
Zielecky von Hradischt nach dem Oelge-
gemälde unseres Strauß gestochen. Aber
auch alS Schriftsteller wirkte der Künstler.
Chorherr. Er schrieb viele Gelegenheitsge»
dichte und Epigramme, eine Geschichte des
StifteS vom Beginne der Gründung des»
selben und mehrere theologische Abhandlun»
gen. Gegen daS Ende seines Lebens litt er
an Lähmung der Hände. ^D l a b a c z
(Gottfried Johann). Allgemeines historisches
Künstler.Lerikon für Böhmen und zum Theile
auch für Mähren und Schlesien (Prag l815,
Haase. -»".) Bd. I I I , S. 223.— Schmidt
(Ao.), Oesterreichlsche Blätter für Literatur
und Kunst (Wien. 4«.) l844. IV. Quartal.
S. 621, im Aufsatze: „Kunstschahe aus dem
Gebiete der Malerei in Mähren". Von
?. Beda Dudi t . — Nagler (G. K. vr . ) .
Neues allgemeines Künstler < Lexikon (Mün-
chen 1839. E. A. Fleischmann. so.) Bd. XVII ,
S. 47l. — Wo lny. Kirchliche Topographie
von Mähren (Brünn. gr. 8".) Olmützer Diö-
cese. Bd. I, S. 229 und 347.) — 3. Kar l
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon