Seite - 12 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
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Streicher, Heinrich Streicher, Heinrich
dm ab. Gegen halb elf Uhr Nachts
erhielt er durch eine Patrouille Mel«
düng, daß der Feind am linken Flügel
und im Rücken des Bataillons aus dem
Hohlwege debouchire und in den Pfarr«
Hof rücke. Dieses castellartig gebaute,
mit Thürmen und Mauern versehene
Gebäude war durch seinen Bau am
leichtesten haltbar und konnte durch
seine hohe Lage auch am besten ver«
theidigt werden. Hauptmann S. traf
sofort seine Anordnungen und führte
selbst eine halbe Compagnie auf die
bedrohte Stelle. Aber als er dort an«
kam, fand er den Eingang der Pfarrei
bereits von Piemontesen beseht, ferner
auf dem Plateau eine andere Abthei«
lung aufgestellt, welche sich durch die
aus dem Hohlwege im Schuhe der
Nacht heranschleichenden Soldaten im«
mer mehr verstärkte. Hier galt nun kein
längeres Besinnen. Die Wichtigkeit der
Stellung heischte sofortigen Angriff, und
mit seiner kleinen Abtheilung warf sich.
Streicher auf den überlegenen Geg>
ner. Ob der Dunkelheit der Nacht un-
ternahm er den Angriff mit dem Bajon«
nete. Mit eigener Hand machte er mit
dem Säbel drei Feinde nieder. Nach
heftigem und langem Kampfe begann
der Feind zu weichen. S. drängte ihn
vom Plateau in den Hohlweg zurück,
in welchem aber eben eine feindliche
Angriffscolonne den Geworfenen zu
Hilfe anrückte. Der Kampf wurde nun
immer erbitterter, S t r e i c h e r selbst
war mit dem Bajonnete an der Brust
wiederholt und schwer verwundet wor«
den; aber um den Muth seiner Leute
nicht erkalten zu lassen und um daS
Begonnene rühmlich zu Ende zu füh>
ren, harrte er trotz seiner Verwundung
aus, zumal bereits sein Oberlieutenant
getödtet und sein Lieutenant durch meh- rere Stiche kampfunfähig geworden. Ein
Drittheil seiner Mannschaft war schon
im Kampfe gefallen, aber er behauptete
standhaft das Schlachtfeld, und erst als
das Blut aus feinen Wunden heftig
herv.orriefelte, ließ er von seinen Ja >
gern sich einen Verband anlegen. Im»
mer mehr und mehr feindliche Truppen
drangen heran, von allen Seiten bra«
chen sie hervor, da nahm er im Pfarr«
Hofe Stellung und behauptete diesen.
Seine schwere Verwundung hielt ihn
lange an daS Krankenlager gefesselt.
Doch kaum genesen, rückte er wieder
ins Feld und machte den denkwür»
digen Feldzug des HeldenmarschallS im
Frühling 1849 mit. Im Gefecht bei
Gravellone, 20. März. in den Schlach»
ten bei Mortara und Novara, bei der
Einnahme von Livorno, l i . Mai,
kämpfte er mit gewohnter Bravour,
dann wohnte er dem Zuge inS Römi«
sche, der Entwaffnung der Städte Lo>
retto und Ricanati und der Cernirung
von Ancona bei, überall Proben seines
bewahrten Muthes gebend. Seine,
wenngleich geheilten Wunden erschwer-
ten ihm den Dienst in der activen Ar«
mee. daher erfolgte im Jahre 1832
seine Uebersetzung zur kaiserlichen Tra»
banten-Leibgarde. I n der 133. Promo»
tion (vom 29. Juli 1849) ward ihm
das Ritterkreuz des Maria Theresien-
Ordens, im Jahre 1836, den Ordens«
statuten gemäß, der erbländische Frei«
Herrenstand verliehen. Streicher hin»
terließ mehrere Kinder; zwei seiner
Söhne dienen in der kaiserlichen Armee:
Aiois, Hauptmann im Tiroler Jäger«
Regiment Kaiser Franz Joseph, er-
kämpfte sich, in die Fußstapfen seines
Vaters tretend, im Feldzuge 1859 bei
Magenta (4. Juni) daS Militär. Ver«
dienstkreuz und 1866 bei Custozza
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon