Seite - 30 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
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Streiter Streiter
die Landtage wurde S t r e i t e r , nach
dem er seine Kandidatur für die Stadt»
gemeinde zurückgezogen hatte, von der
Bozener Handelskammer zum Abgeord
neten gewählt. Auch unter dem Mini
sterium H o h e n w a r t vertrat er
die genannte Handelskammer. I n die-
ser Landtags'Session wurde der von
38 Petitionen katholischer Vereine und
Gemeinden unterstützte Antrag einge»
bracht: die Jesuiten auch nach abgelau-
fenem Pachtvertrage künftig noch an
der theologischen Facultät in Inns.
brück zu erhalten. Aus diesem Anlaß
hielt St re i ter eine Rede, in welcher
er daS Treiben jener Gesellschaft auf
Grundlage kirchlicher und weltlicher
Quellen in einer Weise darstellte, wie
man es im Tiroler Landtage noch nie
gehört hatte. Doch war aller Liebe
Muh' umsonst. Der Antrag auf Ueber-
gang zur Tagesordnung wurde in der
Versammlung, in welcher 40 Clericale
nur 47 Liberalen gegenüberstanden, ab«
gelehnt. Bei den nun folgenden Wah.
len in den Reichsrath zogen sich die Li-
beraten aus dem Sitzungssaale zurück.
Mit den Worten, welcke S tre i ter bei
der Debatte sprach: „Es sei Pflicht der
Deutschen in Oesterreich, dafür zu sor-
gen, daß ihr Stamm und damit alle
Cultur« und Freiheitsbestrebungen nicht
von den öechen und Slaven unterdrückt
und vergewaltigt würden" beschloß er
seine parlamentarische, politische, über«
Haupt alle seine weitere Thätigkeit, da
er bald danach erkrankte und seinem
Leiden in wenigen Tagen zum Opfer
siel. — Nicht minder denkwürdig und
zugleich wechseluoll ist S t r e i t e r'S
schriftstellerische Thätigkeit als Publicist,
Historiker und Poet. Seiner eisten dra-
matischen Arbeit und seiner novellisti-
schen Versuche, welche er in dem von ihm selbst redigirten Taschenbuche: „Al.
penblumen" herausgab, ist bereits oben
gedacht worden. Hinsichtlich, dieser
„Alpenblumen" sei nur noch bemerkt,
daß sie sozusagen die ersten Blüthen des
auch in Tirol anbrechenden Geistesfrüh«
lings waren. Ein Häuflein begeisterter
Studenten der Innsbrucker Hochschule
schloß einen poetischen Bund und schaarte
sich unter dem von S t r e i t e r hoch
gehaltenen Banner freiheitlichen Fort»
schritts. Wir finden da die Namen
Johannes Schuler, Beda Weber.
Pius Z i n g e r l e . Joseph T h a l e r
neben S t r e i t e r in friedlicher Ein»
tracht. Damals schlummerten noch die
Gegensähe, welche spater losbrachen und
bitleren Streit unter dcn ehemaligen
Freunden, namentlich zwischen unserem
Dichter und S c h u l e r verursachten.
Und diese Feindschaft, welcher der Er-
stere in seinen Scbriften rückhaltlosen
Ausdruck gab, ist wohl der wunde Fleck
in dessen Leben und Schriften, der
uns einen Augenblick an seinem Eharak»
ter fast irre machen kann, den wir aber
schließlich auf Rechnung seiner leiden-
schaftlichen Natur setzen und darum ent-
schuldigen muffen. Während der vier»
undzwanzigjährigen Ausübung seineS
Berufes als Rechtsanwalt in Bozen
blieb ihm Muße genug, seinen litera«
rischen Neigungen zu leben. Aber spat
brachte er die Früchte derselben in die
Oeffentlichkeit, und zwar zuerst in einer
Sammlung seiner Poesion, welche er .
mit dem Pseudonym: Berengar ius
I v o gezeichnet, unter dem Titel: i
Dichtungen" (Innsbruck 1843) heraus«
gab; dieselben enthalten den Lieder«
cyclus: „Sterbeklänge", worin er sei-
ner Gattin, die er noch wahrend seines
kurzen Aufenthaltes in Cavalese durch
den Tod verlor, einen warmen Nach«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon