Seite - 37 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
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Stremayr 37 Stremayr
stellung Oesterreichs mit seinen zum
deutschen Bunde gehörenden Ländern
aus. Als die österreichische Regierung
im April 4849 ihre Abgeordneten aus
der Nationalversammlung abberief, ver>
ließ auch er Frankfurt, und zwar vor der
Ueberftedlung derjenigen Depurirten nach
Stuttgart, welche nock immer an eine
Durchführung der NeichSverfaffung dach.
ten. 'Mi t welchem Eifer, mit welchen
Hoffnungen war man an die Lösung
der langst ersehnten Frage herangetreten,
und welch klagliches Ende nahm dieselbe!
Aber die Eindrücke, welche S i r e m ayr
aus seiner Thätigkeit in dem Parlamente
und aus der Berührung mit den Kory»
phäen der deutschen Nation empfangen,
sollten nicht spurlos an ihm vorüberge.
gangen, vielmehr in der Folge für ihn
entscheidend sein. auch wirkten sie ent»
wickelnd auf seinen Charakter, bestimmend
auf sein politisches Denken. Nach Grat)
zurückgekehrt, wurde er. dem ursprüng«
lichen Plane getreu, dem Lehramte seine
Thätigkeit zu widmen, im Jahre 1850
Supplent an der Hochschule daselbst.
Als aber bald darauf die Schmerling'»
sche Organisation der Justizbehörden ins
Leben trat. kam er zur Staatsanwaltschaft
bei der General. Procuratur und blieb
in dieser Beschäftigung wahrend der dar«
auffolgenden Jahre, in welchen eine völ-
lige Stagnation des politischen Lebens
herischte. I m Jahre 4860 versah er die
Stelle eines StaatSanwaltS.Substituten,
womit er zugleich jene eines Prioatdocen»
ten an der Universität verband. Erst das
Jahr 1361 rief auch ihn wieder auf das
Feld öffentlicher politischer Thätigkeit.
Daß daS bisherige Regime auf die Dauer
nicht haltbar sei, hatte er gleich vielen
Anderen, welche in der Gewährung
einer Verfassung und aller auS derselben
entspringenden freien Institutionen das einzige Heil für den Kaiferstaat erblickten,
längst empfunden, aber den damaligen
Gewalten gegenüber war jede Bemü«
hung vergeblich, man mußte stch aufs
Abwarten verlegen, und eine Vollkraft
wie jene Stremayr 's konnte warten.
AlS aber das Februar.Patent verkündet,
die Landtage und der Reichsrath ein»
berufen worden waren, da erkannte
er, daß seine Zeit gekommen, und trat,
obgleich erst von schwerer Krankheit ge»
nesen, mit vollem Behagen in das offent»
liche Leben. Die Stadt Gratz, welche den
strebsamen Beamten und Gelehrten längst
als Fortschrittsmann erkannt hatte,
wählte ihn auch sofort zu ihrem Abgeord-
neten in den
steirischen Landtag, von dem
er sogleich in den LandeSauSscbuß aufge«
nommen wulde. I n diesem entfaltete er
eine außerordentlich fruchtbare und er.
spließliche Thätigkeit. Er besorgte das
für die Landesintereffen so wichtige Re«
ferat über die Wohlthätigkeits-Anstalten.
das Impfwesen, die Zwangsarbeitshäu»
ser und über daS Armenwesen, insoweit
es durch die Gesetze den Landesfond in
Anspruch nimmt. Die ungemein ver»
wickelte Uebertragung der diesfälligen
Fonds aus der Verwaltung der Regie»
rung in jene des Landes und die Lösung
der mit dieser Arbeit verbundenen ofr
schwierigen Rechtsfragen waren vornehm-
lich sein Werk. Als Freiherr von Kö-
n igsbrunn, der Leiter deS Oberem-
nehmer»Amtes, in den bleibenden Ruhe-
stand sich zurückzog, erhielt Stremayr
dessen Stelle und versah dieselbe über
ein Jahr hinaus, wodurch er mit den
Einzelnheiten dieses Dienstzweiges so ver-
traut wurde, daß er bei der Organisation
deS landschaftlichen Caffen« und Central-
diensteS einen hervorragenden Einfluß zu
behaupten vermochte. Die Rechenschafts,
berichte des steirischen LanoeSausschujses.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon