Seite - 84 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
Bild der Seite - 84 -
Text der Seite - 84 -
Strorwki 84
Philosophie an der philosophischen Lehr-
anstalt in Görz bestimmt, konnte er sein
neues Amt erst im Februar 1832 an
treten, da er mittlerweile wieder die
Supplirung an der Lemberger Hochschule
übernehmen mußte. I n Görz wirkte er
nur etwas über drei Jahre, denn bereits
im Juli 1833 erfolgte seine Berufung
zum Professor der Philosophie und ihrer
Geschichte an der Lemberger Universität,
an welcher er gleichzeitig provisorisch, im
November 4836 aber definitiv mit der
Bibliothekarftelle betraut wurde. Dreb
undzwanzig Jahre waltete er in schwerer
Zeit dieses Amtes. Als nach dem im
Sommer 1838 erfolgten Ableben des
gelehrten Joseph Muczkowski ^Ba
XIX, S. 311) der Bibliothekarposten an
der Iagielloniscben Universität in Krakau
erledigt worden war. bewarb er sich
um denselben und erhielt ihn auch zu
Anfang des Jahres 1889. Er blieb in
dieser Stellung bis an sein Lebensende.
daS durch schweres Familienleid beschleu-
nigt wurde. I n dem Rahmen seiner vier»
zigjährigen Thätigkeit, welche in eine
denkwürdige Zeit fällt, in der sich wieder«
holt ein völliger Umschwung in den poli»
tischen Verhältnissen des Kaiserstaates
vollzog, treten manche Momente hervor,
die eine nähere Erwähnung erheischen.
Als Professor der Philosophie blieb er
Allen unvergeßlich, welche seine Vorträge
gehört haben. Bei der Faßlichkeit und
Eleganz derselben war es ein hoher
Genuß, ihnen zu folgen. Kaum dürfte
in der vormarzlichen Periode unter den
Professoren der Philosophie in Oester«
reich Einer auszuweisen sein, der ihm
völlig ebenbürtig an die Seite gestellt
werden könnte. Seine wohl noch in den
Unterrichtsacten befindlichen Concurs-
Elaborate für die Lehrämter in Lemberg,
Laibach, Görz und Wien sind wahre Musterstücke in ihrer Art. AuS der Zeit,
in welcher S t ronsk i NrnmrsuätSviblio.
thekar zu Lemberg war. kann Heraus-
geber dieses Lexikons Selbsterlebtes be.
richten, denn er genoß das Glück, mehrere
Jahre, 1843—1848, unter diesem edlen
unvergeßlichen Gelehrten zu dimen. Bei
Uebernahme der genannten Bibliothek
fand derselbe eine bedeutende und einiger»
maßen geordnete Büchermenge vor,
welche mit Schätzen aus der ehemaligen
Gar elli'schen Bibliothek in Wien reich
versehen war. Es galt also die vorhan.
dene Ordnung zu vervollständigen, be-
gonnene Kataloge fortzusetzen oder neue.
wie z. B. Materien«Kataloge und Local-
Repertorien. zu verfassen, insbesondere
aber theils die Leselust unter den mit
jedem Tage sich mehrenden Benutzern
der Bibliothek rege zu erhalten, theils
denselben die reichen Quellen zu wissen-
schaftlichen Zwecken zu erschließen, und
das hat er im vollen Maße gethan, wie
denn z. B. daS leider mit Unrecht ver«
geffene Werk des Professors der Philoso,
phie an der Lemberger Hochschule, Jg.
Hanus : „Die Wissenschaft des slavi«
schen Mythus" (Lemberg 1842) fast einzig
nur aus den von Stro/ iSk i dem Autor
eröffneten Quellen der dortigen Biblio-
thek zu Stande gekommen ist. Durch
seine Liebenswürdigkeit im Umgänge und
die väterliche Theilnahme, die er den
Studirenden gegenüber bewies, erfreute
er sich auch unter diesen einer an Ver»
ehrung grenzenden Liebe und Anhang-
lichkeit. So geschah eS denn, daß, als
der Wiener Revolution an den März»
iden 1848 auch die Bewegung in Lem-
berg nur wenige Tage später, am
. März, folgte, die Blicke der Regie«
rung und der Jugend sofort auf ihn sich
ichteten. Auch die Lemberger wollten
eine Studentenlegion haben — man
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon