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nannt worden. Als die Unruhen in
Amberg eine bedenkliche Wendung nah
men. ließ er die Stadt am 1. November
4848 bombardiren. Nicht daß er dieS
gethan — die Revolution war eben nur
mit Kanonen zu bändigen — wurde dem
General zur Last gelegt, sondern daß er
Universität und RathhauS beschießen ließ.
da doch die Schüsse, auf andere minder
wichtige Gebäude gerichtet, ihre Wir«
kung gewiß auch nicht verfehlt hätten,
aber bibliothekarische und archivarische
Schätze geschont geblieben wären. Bei
diesem Bombardement ging nun die
Universität und die Bibliothek, die an
60.000 Bände zahlte, in Flammen auf.
StroüSki . der im Gebäude wohnte,
gab seine eigene Behausung auf,
um die Bibliothek zu retten. Etwa
8.000 Bände waren eS. die, während
die Kanonen ihre Kugeln entsandten,
durch ihn geborg«n wurden; sein Eigen»
thum, bis auf das, was er und' die
Seinen am 3eibe trugen, ging in den
Flammen zu Grunde. Und nachdem der
Schutt beseligt und alles wesentlich durch
ihn eingeleitet worden, um mit der Auf«
ftellung der geretteten Büchermaffe zu
beginnen, legte er selbst Hand an und
arbeitete nicht wie ein Bibliotheksdlrec-
tor, sondern wie ein Bibliotheksdiener.
Er selbst stellte die in dem heutigen
Universitätsgebäude befindliche Biblio-
thek, die er bis zu seiner Versetzung nach
KrakM von 8.000 auf 33.000 Bande
gebracht, eigenhändig auf. Während er
ganze Tage hindurch vom frühen Morgen
bis in die beginnende Nacht arbeitete,
versammelte sich das ihm beigegebene
Beamtenpersonal nur in den Amts-
stunden, so nahm er denn alle Mühe
und Last der Arbeit, um die Eröffnung
der Bibliothek zu beschleunigen, auf seine
Schultern. Und in der That. nach der am 1. November 1848 erfolgten Ein«
äscherung konnte sie schon am 2. November
1832, also nach dem beispiellos kurzen
Zeitraume von vier Jahren, innerhalb
deren die Eortirung des geretteten Ma«
tcrials, die Herstellung von Schränken
und Repositorien. von Amts« und Lese»
zimmern, Katalogen u. s. w. durchge.
führt worden, stattfinden. Nun flössen
die Jahre in friedlicher Gleichförmigkeit
dahin, nur wurde der in Regierungs-
kreisen hochgeachtete Gelehrte mit ver»
schiedenen Aemtern betraut, die ihm wohl
Ehren, aber auch sonst viele Arbeit, jedoch
ohne materielle Vortheile, brachten. Scbon
im Sommer 1847 war er zum Director
der philosophischen Studien an der 3em«
berger Universität ernannt und zu gleicher
Zeit mit dem Titel eines kaiserlichen
Rathes ausgezeichnet worden. Nach der
im October 1848 begonnenen Reform
der akademischen Behörden bat er um
Enthebung von seinem Ehrenamte, die
ihm mit ah. Entschließung unter Bezei«
gung der ah. Zufriedenheit gewährt
wurde. Im Jahre 1880 ernannte ihn
daS Unterrichtsministerium zum Schul«
rathe und Mitgliede der Commission für
die Prüfung der Kandidaten des Gym>
nasial.LehramteS. ferner zum Prüfungs-
commifsär bei der allgemeinen Abtheilung
der theoretischen Staatsprüfung in Lem-
berg für daS Fach der Rechtsphilosophie,
und im Jahre 1834 für jenes der öster>
reichischen Staatsgeschichte, von welch
letzterer Function er im September 1833
enthoben wurde. Im Jahre 1831 über-
trug ihm der Unterrichtsminister auch die
Leitung der zur Abfassung polnischer
Gymnasial «Lesebücher eingesetzten Com.
mission. Bei dem völligen Mangel an
geeigneten Kräften blieb aber die Abfas-
'ung der Bücher ihm allein überlassen.
So kamen denn durch seine Thätigkeit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon