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134 Stubitza
Wien nach Brunn verunglückt und ge
storben sei.
Annalen der Literatur und Kunst (Wien
Doll, 4«) Jahrg. l809, Intelligenzblatt Fe.
bruar, Sp. 95.— Vaterländische Bläl>
ter für den österreichischen Kaiserstndt (Wien
4«) l808. S. 347.
Stubitzll. Baron (Alchymist, Ort
und Jahr seiner Geburt unbekannt, gest
in Wien um 1840). Die Nachrichten
über diesen Adepten, der auch ein Son
derlmg war. ganz von der Sorte, wie sie
im Buche steht, sind sehr spärlich. D
Meiste über ihn verdankt man noch dem
alten Gr affer, der ihn persönlich
kannte und manchen Aufschluß über ihn
auch von seinem Vater Ruoolph
Gr äffer erfahren haben konnte, welcher
selbst zu den eifrigsten Adepten zahlte,
die gegen das Ende des vorigen Jahr»
Hunderts in Wien den Stein des Weisen
suchten und nicht — fanden. Außer Graf
fer schwuren damals zu der geheimniß,
vollen Wissenschaft nocb Ca lv i , den
Einige für einen portugiesischen Juden
hielten. Baron Linden Mand XV,
S. 2l)4), der neben der Alchemie auch
die Krappfärberei betrieb, und unser
Stubitza, welcher sick für einen Baron
ausgab, es aber aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht war. Ein sehr unterrichteter
Mann, verkehrte er meist mn Schrift»
stellern und Buchhändlern, unter letzteren
besonders bei Kraus. Ohne Zweifel
hatte er einen Sparren zu viel und
wurde in seinen spateren Jahren ein
completer, wenn auch ungefährlicher
Narr. Franz Graf fer in seinen man-
nigfaltigen Schriften über Wien und
Wiener Leben zu Ende des abgelaufenen
und Anfangs des jetzigen Jahrhunderts
gedenkt wiederholt Stubitza's und ent-
wirft nachstehende Silhouette von dem»
selben: „Er war ein eraltirter Kopf. nicht ohne Kenntnisse, von unendlich reicher
Erfahrung, aber auch ein Narr und ein
armer Narr, wenigstens zuletzt, wag das
Schicksal der meisten Narren ist. Er
konnte Krieg anzetteln ' im siebenjährigen
Kriege fing er ein preußisches Bataillon
an einer Leimspindel, im buchstäblichen
Sinne. Wirklich bewandert aber war er
in der Metallurgie imd in lithologischen
Productionen. Er erzeugte einen Kar«
sunkelrubm von der Größe eines Spiel-
würfels und noch einen. Ein enragirter
Gemäldesammler, Namens Lämmer,
besaß einen davon. Vor zwanzig Jahren
(1823) trafen sich die beiden Phantasten
zufällig bei mir in der Handlung, plau«
derten von der alten Zeit. 3 ammer
zog den Stein aus der Tasche, er war
ihm feil um 4000 Ducatm. Stubitza
war ein großer hagerer Mensch, mit dem
Gesichte jenes uralten Adlers in Schön»
brunn, der noch gar nicht so lange todt
ist, jenes Adlers, den der Prinz Eugen
in seiner Nelveders.Menagerie selbst zu
füttern gepflegt". So Graf fer . So
lange eS anging, fristete Stubitza sein
Dasein durch Anlehen, die er nie zurück»
erstattete- als ihm Niemand mehr borgte
und er schon hoch an Jahren und ohne
alle Subsistenzmittel war, fand er eine
Unterkunft im Wiener Versorgungshause,
n welchem er auch starb. Da er in seiner
Armut sich fast nur mit Knoblauch das
Leben fristete, nannte man ihn allgemein
den „Knoblciuchbaron". Zuletzt wurde
r ganz und gar verrückt; so band er sich
es Nachts eine Tabakspfeife an das
Ohr. dann kündigte er sich als «Allge»
meiner Ralhsmann" an, daü heißt als Je-
mand, zu dem man kommen möge, sich
Rath zu holen in allen Angelegenheiten
gegen kleines Enlräe oder billiges Hono-
rar. Unter den Adevten, welche zu Ende
»es vorigen Jahrhunderts in Wien im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon