Seite - 168 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
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Stül) 568 Stüh
laten festlich zu begehen dachte. Dies
Glück erlebte er nicht. Zu neuer Kräf.
tigung begab er sich am 15. Juni 1872
wieder nach Gaftein, wo er seit Jahren
immer merkliche Linderung seiner Leiden
gefunden hatte. Wohlbehalten erreichte
er auch das ihm besonders lieb gewordene
Bad. Doch fchon wenige Tage spater,
am 23. Juni, kam durch den Prälaten
(jetzigen Erzbischof uon Salzburg) vr.
Albert Eder die telegraphische Nach
richt von der schweren Erkrankung
Stutzens. Mit wechselnden Symptomen
wahrte dieselbe nur wenige Tage, bis
er am 28. Juni im Alter von
73 Jahren sanft entschlief. Mit S t ü l z
war ein eigenartiges Menschen», ein
reiches Priester« und Gelehrtenleben hin»
czegangen. I n jüngeren Jahren kämpf»
rüstig und derb, mit vorrückendem Alter
immer milder, nachsichtiger, gütiger, stets
aber offen, wahr und kerngut, war er
einer jener Priester und Gelehrten, wie
sie das Mittelaltcr in Klöstern noch
häusiger aufzuweisen hatte, als die neuere
Zeit. Niemals ein Pfaff, aber ein
frommer Seelenhirt, hielt er fest zur
Kirche, zu deren Zierden und Stützen er
zahlte, unbeirrt um die Meinung der
Menge. Er wollte nur sich und Gott
genug thun, und als das Schiboleth
alleS irdischen Daseins galt ihm die echte
christliche Liebe, ohne die es, wie er
sagte, nie zu einem gedeihlichen Ziele
sühre. Seine Einfachheit und Schlicht«
heit war so groß. daß der Prinz Karl
Hohenlohe den unseren Prälaten mit
wenigen Worten charakterisirenden Aus-
spruch that: „Der Prälat S tülz kommt
für den Tag mit einem Groscben aus.
und diesen verschenkt er." Die Leiche des
Prälaten wurde von Hofgastein nach
St. Florian überführt und dort feierlick
zu Grabe getragen. Zahlreiä^e Blumen. spenden karnen von theilnehmender Hand
aus nah und fern, und der Leichen^ug
von der St. IohnrmeSkirche durcb den
größeren Theil deS MarkteS bis hinauf
zur Stiftskirche, sah wie em dem Todten
geweihter Triumphzug aus. die Häuser
prangten sämmtlich in Schmuck, und
hinter dem Leichenwagen bewegte sich
eine trauernde unabsehbare Menschen»
menge. Die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften war durch den gegen«
wältigen Präsidenten derselben Hofrath
von Arneth vertreten. Alle seine liebsten
Freunde g^ben ihm daS letzte Ehren»
geleite, nur einer, zugleich sein Lands«
mann, Joseph von Nergman n konnte
nicht kommen, er welkte selbst zu Gratz
dem Grabe zu und folgte vier Wochen
später (am 29. Juli 1872) seinem ältesten
Freunde ins Jenseits. I n mier Seiten»
halle der Stiftsgruft liegen Stü lzens
sterbliche Ueberreste. Unten in den
Quellen lassen wir eine Uebersicht seiner
Werke, seiner Bildnisse und dle Inschrift
seines Grabsteins folgen.
I. Uebersicht der wissenschaftlichen Thä-
tigkeit des Prälaten Iodocus Stülz.
a) Selbständige Werke: „Geschichte des
regul i r ten C y or h e r re nsti fteS St.
F lor ian" (Linz 1835. l^aj. HaSlinger »<>.).
^Vergleiche darüder,, Heidelberger Iadrbücher"
1853; „Müücheile,- gelehrte Anzeigen" 184l;
„Wiener Jahrbücher der Literatur". l(i». Vo.)
— „Geschichte deö <ä i st e r c i e n s e r»
Klosters N i l her in«. E in Be i t rag
zur Landes» u n o Kirch e n g e sch i äit e
Oderösterreichs (^inz 184«), Haslmger
8«.), l^Die auö^efükrte umfasftnoe Beir«
deitui'g »einer im lij. Bande der „Kirck'
lichen Topographie Oesterreichs" rrichiei
^ssurzen Geschichte des Stiftes Wilde
Wie lächerlich die Censur — selbst br
senschaftlichei, Werken — vorzugehen
^e^veist die Thatsache, daß im ursprün^! wis.
ebte,
lchen
Tilel ovigen BucheS, welcher einfach lautete-
Geschichte des Cistertienser»Klosters Wilhelin«.
Ein Beitrag zur „N e f o r m a t i o n ss»
dieses letzte Wori in „Lanöes'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon