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Stürmer, Bartholomaus 176 Stürmer, Bartholomaus
tete er als wirklicher Legationäsecretär
den Fürsten Schwarzen berg nach
Galizien, besorgte in dieser Stellung die
Korrespondenz mit den französischen
Armeebehörden und ahnliche diploma»
tische Geschäfte und überbrachte in letzte«
rem Jahre auch die erste Nachricht von
dem Rückzüge der Franzosen auS Ruß»
land in daS österreichische Hauptquartier.
Alsdann wohnte er mit geheimen Auf»
tragen dem Congreffe zu Chatillon
(1844) bei, auf welchem die VerHand-
lungen zwischen Napoleon und den
Alliirten gepftogen wurden, ging mehrere
Male mit Sendungen nach der Schweiz
und blieb, bis zur Ankunft des Fürsten
M e t t e r n ich, von dem Fürsten
Schwarze nberg bei der provisorischen
Regierung von Frankreich accreditirt.
Hierauf wurde er zum LegationSsecretär
in Florenz ernannt, aber bald wieder
abberufen, um nach der Entfernung
Napoleons von der Insel Elba den
Fürsten Schwarz enberg aufs neue
inS Feld zu begleiten. Im April «8l6
wurde er als österreichischer Kommissar
auf die Insel Helena beordert, wo er
zwei Jahre verblieb. Nun erfolgte seine
Ernennung zum Generalconsul, in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Er sollte daselbst die Verhältnisse zwischen
dieser Republik und Oesterreich feststellen.
Als ihm dieS nach zweijährigen Bemü<
jungen nicht gelang, fand seine Abbe»
rufung von diesem Posten und 1820
seine Erhebung zum außerordentlichen
Gesandten und bevollmächtigten Minister
zu Rio Janeiro in Brasilien statt. Aber
schon nach fünf Monaten, bei dem Aus«
bruch der dortigen Revolution, mußte er
mit dem Könige Johann VI. das Land
verlassen, worauf er sich nach Portugal
begab. Auch aus diesem Lande schied er
schon nach kurzer Z^it, da ihm die wegen Beleidigung seines Amtsvorgängerö Rit.
terS von Beck geforderte Genugthuung
verweigert wurde. Von da ab befand er
sich zeitweise in Wien. Paris und London,
mit wichtigen diplomatischen Missionen
betraut. AlS im Jahre 1832 Freiherr
Franz Ottenfels-Gschwind. kaisei'
licher InternuntiuS bei der Pforte, wäh»,
rend Ib rah im Paschas Vormarsch
gegen die vor Constantinopel erschiene»
nen Russen nach Wien zurückkehrte, wo
« bald darauf eine Stelle als Staats«
und Conferenzrath bekleiden sollte, wurde
Stürmer zum Nachfolger desselben
ernannt, und zwar 1832 als außerordent»
licher Gesandter, 1834 als geheimer
Rath, Internumius und bevollmächtig,
ter Minister. Auf diesem Posten verblieb
der Fie'herr bis 23. Mai 1850, mit
welchem Tage er seine diplomatische Tha»
tigkeit abschloß. Von Constantinopel.
begab er sich über Athen nach Florenz,
wo sein jüngerer Bruder Kar l , k. k.
Major, als außerordentlicher Gesandter
und bevollmächtigter Minister sich befand.
WaS deS Grafen diplomatische Thätig»
keit während des nahezu zwanzigjährigen
Aufenthaltes im Orient betrifft, so hat
er. wie es in einem ihm gewidmeten
Nachrufe heißt, als Vermittler und theil«
weise als Begründer der österreichischen
Dampfschifffahrt nach dem Orient seinen
Namen mit unvertilgbaren Lettern iu die
Geschichte de6 Vaterlandes, der europäi-
schen Civilisation und deS Fortschrittes
eingegraben. Als nach des Sultans
Mahmud Tode (1839) der Orient die
Aufmerksamkeit der europaischen Mächte
fesselte, entwickelte er zur Aufrechihaltung
deS Friedens eine durch Einsicht. Klug«
heic und Gewandtheit sich auszeichnende
rastlose Thätigkeit und führte die ihm
übertragenen Unterhandlungen mit unge»
wohnlich« Rascdheit und Energie. Die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon