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der Schule an< die er mit allen ihm zu
Gebote stehenden Mitteln zu fördern
suchte; er steigerte die Leselust, indem er
geeignete Bücher herbeischaffte; er grün
dete eine Turnanftalt und führte bei den
Frauen und Mädchen die trauliche Spinn«
stube ein. Für sich selbst aber suchte er
Verkehr mit gleichgestimmten Priestern
und anderen Männern und blieb mit
Prag und seinen dort lebenden Mit«
Patrioten in steter Verbindung. Ein lang-
wierigeS Hülsleiden, das chronisch zu
werden drohte, nöthigte ihn. nach der
Hauptstadt zu reisen, wo er zunächst
wohl Linderung seines Zustandes fand,
aber erst nach jahrelangem Gebrauche
verschiedener Mittel, zuletzt der Waffer,
cur. erlangte er volle Genesung. Nun
wurde er Hauspriester im Blindeninstitnt
zu Prag; 1846 aber Seelsorger im Irren-
haus zu St. Katharina daselbst. 1847
begründete er das Kirchenblatt „V1s.lio-
V68t", d. i. Der evangelische Bote. Da
kam das Jahr 1848 heran. Mit allem
Feuereifer stürzte er sich auf einen Gegen-
stand, welcher dem wahren Priester immer
fremd bleiben soll, auf die Politik. Vor-
erst wirkte er in dem nationalen Aug.
schuß, dann half er den Slavencongreß
veranstalten, den er mit einem improvi-
sirten Gebet auf die h. Cyrill und Me-
thod in der Teinkirche einweihte, und auf
dem Congreffe selbst wurde er zum Mit?
telsmanne zwischen der öecbischen und
polnischen Section erwählt. Als der öster-
reichische constituirende Reichstag in Wien
zusammentrat, begab er sich dahin und
machte daselbst die Bekanntschaft Stroß»
mayer's ^S. 88 dieses Bandes^ und
Berl ic's. Nach Prag zurückgekehrt,
nahm er an den Arbeiten dcr „8iovZ.iiska>
lipa", in deren Ausschuß er gewählt
worden, regen Antheil. Bald fügte er
zur Redaction des geistlichen Blattes noch jene eines politischen,
des „Odsan") d. i. Der Staatsbürger,
während er in der Flugschrift „NekoUK
slov k ^activ^m Häsin", d. i. Einige
Worte an das ehrliche Landvolk, dem»
selben landwirthschaftliche Rathschlage
u. dgl. m. ertheilte. In diesem Jahre
wurde er auch zum Religionslehrer am
Gymnasium in der Prager Altstadt er«
nannt. Zugleich lehrte er noch öecki»
sche Sprache und Geschichte. Als dann
im Jahre 1833 das Altstädter Gymna-
fium als eine deutsche Lehranstalt er«
klärt und der größere Theil der Pro«
fefsoren zerstreut wurde, sollte auch er
seiner ausgesprochen nationalen Richtung
wegen eine andere Bestimmung erhalten,
aber auf Verwendung des CaroinalS
Schwarzenberg blieb er seinem Po«
sten erhalten. Im Jahre 1864 zur Würde
eines refidirenden Domherrn auf dem
Wisehrad erhoben, bekleidet er dieselbe
noch zur Stunde. Inzwischen blieb er
seinem früheren Streben, welches vor«
nehmlich darin bestand, den nationalen
Gedanken mit allen ihm zu Gebote stehen«
den Mitteln zu festigen, unverrückt treu.
So ist er die Seele des Vereins „Katho-
tische Union" (katolioka jeHliota), in
welchem er seinen Tendenzen entsprechende
Vortrage hält. I n den Versammlungen
desselben zu Brunn fungirte er wieder-
holt als Präsident. Die Idee, ein sicht>
bares Zeichen der slavischen Vereinigung
zu schaffen, hielt er stelS fest. Das wirk-
samste Mittel zur Durchführung dieses
Gedankens waren die von ihm ins Leben
gerufenen nationalen Kreuzervereine.
Wohl wurden dieselben später behördlich
untersagt. aber der von 8 tulc gegebene
Anstoß ließ sich nicht so mir nichts dir
wegdecretiren, und ein neueS
Wahrzeichen deS sich immer kräftiger ent«
wickelnden SlaventhumS stand mit einem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon