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Sulkowski) Anton Paul 304 Sulkowski) Anton Paul
schickt wurden. Plötzlich aber. am 5. Februar
l738, wurde der Fürst, obgleich mit Bei.
behalt des Charakters eines Cabinetsmini«
sters und eines Theils seines Gehaltes, aller
seiner Aemter und Würden in Sachsen ent<
hoben und mußte den Hof verlassen. Cr begab
sich nun nach Polen, wo er. von den bereits
früher durch Kauf erworbenen Gütern desKö»
nias Stanis lausLeszczynski , nämlich
LeSzno (Lissa) und Reißen (Rydzyn) Besitz
ergreifend, mit seiner Gemalin einen präch«
tigen Einzug hielt. Schon im Jahre 4733
war er von Kaiser Ka r l V I . in denReichs»
grafenstand erhoben und ihm 4737 von
diesem Monarchen auch das Indigenat in
allen kaiserlichen Erblanden verliehen wor-
den. Durch König August I I I . ward ihm
die Ermächtigung, seinem Wappen das säch<
sische beizufügen. Nachdem er im Jahre 1762
von dem Grafen von b a u g w i
tz das Fürsten»
thum Bielih in Oberschlesien angekauft hatte,
erhielt er von Kaiser Franz I. für
sich und
für seine Descendenz nach dem Rechte der
Erstgeburt die reichsfürstliche Würde,
welche im Jahre 1734 auf seine sämmtlichen
männlichen und weiblichen Nachkommen
unter gleichzeitiger Verleihung des Prädi«
cates Du rch l auch t ausgedehnt wurde.
Fürst Ale i and er Joseph war zweimal
verheiratet, zuerst mit Nana Anna FranzisKa,
geborenen Freiin von ötain zu Illingen, welche
ihm mit Ausnahme der Tochter Therese
alle Kinder gebar, von denen die beiden
Söhne Franz de Paula und Anton die
heute noch blühenden Linien deS HauseS: die
österreichisch.schlesische (Bielitzer) und
die preuhifch.p osen'sche (Reisse) stifteten.
IRanff t , Genealogische Nachrichten, Band
I I I , S. »43. — Schlosser (F. C.). Ge.
schichte des achtzehnten Jahrhunderts und des
neunzehnten bis zum Sturze des französischen
Kaiserreichs (Heidelberg. Mohr. 8».). Zweite
Auflage. Bd. I I I , S. 17 u. f.. S. 46. Not.)
— 2. Unton Paul (geb. 21. December
1785, gest. 13. April l836) ist ein Sohn des
Fürsten Anton (geb. 1734, aest. 1796) aus
dessen zweiter Ehe mit Karo l ine Gräfin
Bubna'L iticz. Als im Jahre 1806 die
französische Armee die polnische Grenze über«
schritten hatte, errichtete der Fürst aus
eigenen Mitteln ein Regiment Fußvolk, das
er als Oberst commandirte. Was ihm an
militärischen Kenntnissen fehlte, ersetzte er
durch Muth und Bravour, und in der
Schlacht bei Tczewo erkämpfte er sich daß Kreuz der Ehrenlegion. Im Jahre 1808
kam er mit seinem Reaimente nach Spanien
und nahm mit demselben Theil an den
Kämpfen bei Almenacia und Occana. Nach'
» dem er die Sierra Morena und Andalusien
durchzogen hatte, wurde er zum Gouverneur
von Malaga ernannt. 1810 in seine Heimat
zurückberufen, erhielt der zum General be»
förderte 25jährige Fürst eine Fußbrigade,
1812. nach der Einnahme Moskau's, rückte
er zum Cavallerie»General im Armee»Corps
Poniatowski 's vor. Nach den Kämpfen
bei Smolensk und MozajSk, wo er wieder»
holt Wunden davontrug, begab er sich nach
Warschau. 1813 focht er als Divifions<Gene»
ral bei Leipzig. Als Poniatowski da«
selbst in der Elster sein frühes Ende gefunden
hatte, wurde der Fürst, obwohl der jüngste
unter den polnischen Generalen, von Napo»
leon zum Commandanten der polnischen
Armee ernannt. Bis dahin hatte er seinen
übernommenen Verpflichtungen nachkommen
zu dürfen geglaubt, nun aber erklärte er
dem Kaiser, im Namen der Nation und der
Armee, ohne jedoch von diesen ein Man«
dat dazu erhalten zu haben, daß die Polen
ihn treu bis an den Rhein begleiten, dann
aber in ihr Vaterland zurückkehren würden.
Napoleon, über dieses Vorhaben nicht
wenig erstaunt, berief sofort eine Versamm«
lung der polnischen Officiere und fragte die»
selben, ob sie die Ansicht ihres Anführers
theilten? Diese aber erwiderten einmüthig,
daß sie zum Kaiser halten wollten, und daß
die Trümmer der polnischen Armee, von
demselben Entschlüsse beseelt, überallhin
zögen, wohin er
sie
führe. Da
sich
der Fürst so.
nach gezwungen sah. seine Führerschaft nieder«
zulegen, verließ er die Armee und begab sich
nach Warschau. Nach Errichtung des König,
reiches Polen lebte er zurückgezogen auf
seiner Besitzung Reissen (Ryozyna) in Posen.
Als aber Friedrich Wilhelm I I I . von
Preußen die Stände des Großherzogthums
Posen einsehte, wurde Sulkowst i als
Besitzer von Reissen ständiges Mitglied deS
Provinzial'Landtages und schon bei dem
ersten Zusammentritte desselben im Jahre
1824 Landmarschall, und in kurzer Zeit in
den preußischen Staatsrath berufen. Erst
31 Jahre alt, starb der Fürst als Mitglied
des preußischen Staaterathes und der Pro«
vinzialstanoe im Großherzogthume Posen,
sowie als kaiserlich russischer und polnischer
General'Lieutenanr. Neber seine Frau Eva,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon