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r, Julius 310 Suder. Julius
erhielt Su l z er auf telegraphischem
Wege den Antrag, während der Carne
valsstagione i87l) die obere Leitung der
großen Oper am königlichen Hoftheater
Vittorio NlQHuusis in Turin zu über
nehmen, wozu er sich auch entschied,
Von Turin machte er einen Kunstausflug
nach Mailand, wo er mit glänzendem
Erfolge in mehreren Privatsoiröen auf«
trat, dann aber im Scalatheater ein
großes Concert für den unglückliche
italienischen Dichter F. M. Piave ver
anstaltete. Im Frühling 4871 finden
wir den Componisten in Malta, wo
im königlichen Opernhause mit außer»
gewöhnlichem Erfolge concertirte. Im
Jahre 1872 aber wurde ihm in Gemein
schaft mit Alexander von B a r a t h y
von der niederösterreichischen Statthat»
terei die Bewilligung ertheilt, wahrend
der Dauer der Wiener Weltausstellung
in einer im Prater befindlichen Oert-
lichkeit theatralische Vorstellungen und
Concerte, insbesondere italienische Opern,
Spielopern, Volksdramen, Possen und
Ballere zu geben, kurz er erhielt eine
Theaterconcession vom weitesten Um-
fange. Seit 1873 ist er als Kapellmeister
des Hofburgtheaters in Wien thätig.
Von Julius Sulz er erzahlt man sich
auch Folgendes. I n einer Audienz bei
Papst Pius IX. geschah es, daß einer
der Anwesenden sich gegen die Ertheilung
des Segens mit den Worten verwahrte:
,Heiligkeit, ich bin ein Jude!" (Einer
anderen Version zufolge soll der Betref.
fende im Cabinet des Papstes einige
Clavierpiecen vorgetragen und nach
Beendigung des Spieles — wofür er
wahrscheinlich den Dank in klingender
Münze oder dergleichen erwartet hatte
— mit den obigen Worten den Segen
abgelehnt haben). Der Papst betrachtete
den bekennungSmuth igen Jörne» liten einen Moment und sagte dann in
seiner gewohnten freundlichen Art :
,Nun, wenn Sie auch den Segen des
Papstes verschmähen, den Segen eineS
alten Mannes brauchen Sie darum doch
nicht zurückzuweisen. Nicht der Priester
und der Katholik segnet Sie. sondern der
Greis". — Als dieser Israelit wurde all-
gemein Julius Sulz er genannt. Aehn«
liche Fälle kamen sehr häusig vor, so daß
Pius nicht immer mit gleicher Milde
darüber urtheilte, sondern manchmal mit
begreiflichem Unwillen dagegen prote-
stirte, lediglich als ein Schaustück zu
gelten, dem man die Rücksicht der Höflich,
keit schuldig bleiben dürfe, wenn man
seinen Vorwitz befriedigt habe. Bei
der ungemein sckarf ausgeprägten jüdi-
schen Physiognomie des jungen S. er- '
scheint übrigens auch schon der Umstand
auffallend oder vielleicht charakteristisch,
daß S u l z er seine jüdische Confes-
fion erst ausdrücklich betonte. Pius IX.
besaß ein scharfes Auge und wußte ge-
meiniglich schon auf den ersten Blick, mit
welchem Geisteskind er eS zu thun hatte.
Von S.'s (Kompositionen ist Einiges
auch im Druck erschienen, und zwar:
Anliegen. Vergißmeinnicht. Zwei Gedichte",
Op. 1 ; — „Orientalischer AiebesgrnsZ"
(Mailand, Ricoioi)', —
", 0p. 13 (ebd.);
(ebd.); — >,^
edd.); —
ebd.); —
ebd.); —
" (ebd.); — ,Ner
Wanderer in i>er Sägemühle", 0p. 17 (Wien,
Spina); — „Morgrnlied nun Nhland",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon